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Kannenbäcker-Bote der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach
Ausgabe 37/2024
VG Ransbach Baumbach
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Mitteilungen anderer Behörden und Organisationen

Waldandacht 2024

Was brauche ich, was nicht?

Waldandacht bereits zum fünften Mal – dieses Jahr auch mit „Unterhosenexperiment“

Am Sonntagnachmittag war es wieder soweit für die jährliche ökumenische Waldandacht des Forstamts Neuhäusel in Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Westerwald. Über 50 Menschen kamen an der kleinen Lichtung bei der Jagdhütte nahe der Landshube zu Beginn der Schöpfungszeit zusammen, um innezuhalten und sich auch dem aktuellen Zustand des Waldes hinzuwenden. Beim Gespräch zu Beginn zwischen Nadine Bongard, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung beim Dekanat, und Carsten Frenzel, Produktleiter Waldinformation, Umweltbildung, Walderleben von Landesforsten Rheinland-Pfalz, ging es zunächst um den aktuellen Bodenzustand, ist dieser doch Basis für alles Leben im Ökosystem Wald. Förster Frenzel hierzu: „Ja, es hat im Winter und Frühjahr überdurchschnittlich viel geregnet. Damit sind auch die für alte Bäume wichtigen tiefen Bodenschichten gut durchfeuchtet worden und es ist gewiss Wasser sogar ins Grundwasser gesickert. Endlich mal! Aber: Diese 300 Liter mehr entsprechen gerade mal dem zu geringen Niederschlag des Jahres 2018. Das Minus der Folgejahre fehlt noch immer und das merkt man Altbäumen mit sich fortsetzenden Absterbeerscheinungen an!“ Um sich dem Boden dieses Jahr besonders zuzuwenden, beschlossen die Organisatoren zuvor die Teilnahme am „Unterhosenexperiment“ des Waldbildungszentrums Hachenburg. Dazu wurde eine Unterhose aus reiner Baumwolle acht Wochen und eine weitere vier Wochen vor der Andacht neben der Hütte vergraben, um Aufschluss über die dortige Aktivität der Bodenlebewesen zu erhalten. Umso spannender der Moment, als Pfarrer Schmitt die Hosen jetzt ausgrub. Die nur vier Wochen im Boden war, zeigte lediglich Stockflecken, aber keine Löcher. Das lag gewiss am trockenen August. Die andere jedoch war am einlagigen Stoff der Rückseite komplett weggefressen! Die Hosen werden getrocknet zum Waldbildungszentrum geschickt und Teil der Mitmachausstellung, bei der beim Tag der offenen Tür am 15. September alle mehr oder minder zerfressenen Unterhosen präsentiert und so Unterschiede in der Bodengesundheit sichtbar werden. Wie Pia-Katharina Schlunk, die das Projekt betreut, erklärt, sind bereits 50 Unterhosenpaare eingegangen. Nachdem sich die Erheiterung über die Unterhosen gelegt hatte, sangen die Anwesenden passend dazu anschließend das Lied „Eine Hand voll Erde“, wobei sie vom Bläserensemble „Frechblech“ des Dekanates bewährt unterstützt wurden.

Während Frenzel empfahl, sowohl den Holzverbrauch Im Alltag („Nutzen Sie Recyclingpapier, wo es geht?“) zu überdenken und dazu sich auch einen bewussteren Konsum insgesamt wünschte, fügte Diakon Markus Seibel von der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul im Kannenbäckerland an: „Ich sollte mir stets überlegen, was brauche ich, was nicht!“ Als Beispiel für dieses bewusste Leben und Erleben lud er ein, ihm bei einer kleinen Barfußrunde durch den Wald zu folgen. Ungewohnt auch sein späterer Hinweis auf frühere, aber heute vergessene Gebetshaltungen. Beispielhaft nahmen alle im Stehen eine umarmende Haltung ein. „Als wollten wir alles umarmen, auch die Erde“, so Seibel. So wurde auch das Vaterunser gesprochen. Der Impuls der Andacht kam von Pfarrer Carsten Schmitt. Er betonte, dass wir Menschen nur ein Geschöpf unter vielen Geschöpfen sind, aber mit Verantwortung für diese. Wir also versuchen sollten, uns von Vernichtung und Zerstörung abzuwenden. Und den Menschen weniger als Zentrum zu sehen: „Es ist nicht alles gegenüber, sondern auch hinter, unter, über uns!“