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Unsere Verbandsgemeinde Selters Ww
Ausgabe 14/2025
Amtliche Bekanntmachungen
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Der Umweltbeauftragte informiert: Die Streuobstwiese – Teil 2

Die Planung der Anlage einer Streuobstwiese

Obstbäume gehören zu den licht- und wärmeliebenden Pflanzen, sie bevorzugen gut durchlüftete, tiefgründige Böden mit einer ausreichenden Nährstoffversorgung. Dieser Satz sagt einiges über die standörtlichen Ansprüche von Obstbäumen aus und im umgekehrten Sinn über die Standorte, die für den Anbau von Streuobst ungeeignet sind. Von entscheidender Bedeutung für das Wachstum und den Ertrag der Obstbäume ist die Qualität des Bodens, in den man die Bäume pflanzt. Obstbäume vertragen weder staunasse noch rasch austrocknende Böden. Im Westerwald finden sich häufig Tonböden und staunasse Böden. Manche Böden zeichnen sich durch eine für die Baumwurzeln der Obstbäume undurchdringbaren Bodenschicht aus. Beabsichtigt man trotzdem eine Bepflanzung solcher Standorte, so wird das Ausheben von tiefen Pflanzlöchern sowie der Austausch des Bodensubstrates empfohlen. Zur Bodenbesserung ist ein Eintrag von organischen Produkten wie Kompost oder Humus (keine torfhaltigen Produkte) sowie Gesteinsmehl möglich. Auf anorganische Dünger sollte verzichtet werden. Hohe Nährstoffgaben beeinträchtigen die Gesundheit der Obstbäume negativ.

Die verschiedenen Obstarten und Obstsorten zeigen unterschiedliche Standortansprüche hinsichtlich der Bodenfeuchtigkeit. Auf flachgründigen Standorten, die im Sommer stark austrocknen, eignen sich Kirschen oder die Walnuss. Feuchtere Bereiche können mit Zwetschgen bepflanzt werden. Grundsätzlich gilt, dass bei Verwendung von empfohlenen heimischen Obstsorten die Verträglichkeit gegenüber den standörtlichen und klimatischen Bedingungen am höchsten ist.

Letztendlich verschafft eine Bodenuntersuchung Klarheit über die Bodenart sowie die Nährstoffversorgung und Schadstoffbelastung des Bodens. Verschiedene Labore bieten diesen Service an.

Eine große Gefahr für die Blüte und den späteren Ertrag sind die sogenannten Spätfröste, also Frostereignisse während der Blütephase der Bäume. In den Obstbaumplantagen werden die frostgefährdeten Blüten durch das Aufbringen von feinem Sprühnebel aus Wasser geschützt. „Frostschutzberegnung“ nennt sich das technisch aufwendige Verfahren im Obstbau. Durch eine sorgfältige Auswahl des Standortes lässt sich die Gefahr von Frostschäden verringern, sogenannte „Spätfrostlagen“ scheiden für den Anbau von Obstbäumen aus. Sonnenexponierte Lagen sind zu bevorzugen.

Obstbäume sowie deren Früchte sind lichthungrig. Bei Pflanzungen an Waldrändern, Alleen und Feldhecken sollte deren Schattenwirkung Beachtung finden. Entsprechend groß sind die Abstände zu wählen, mindestens 25 bis 30 Meter sind einzuhalten. Bei der Anlage einer Streuobstwiese sind die Reihenabstände so zu bemessen, dass bei tief stehender Sonne die Bäume nicht im Schatten des Nachbarbaumes stehen. Um diesen negativen Effekt zu vermeiden, werden die Bäume in Reihe gepflanzt und die jeweils nächste Reihe auf Lücke.

Ich empfehle vor der Pflanzung die Betrachtung eines alten Obstbaumes, insbesondere seinen Kronendurchmesser. Sechs bis acht Meter können durchaus bei einem Hochstamm erreicht werden, selbstverständlich in Abhängigkeit von dem Grad der Pflegeschnitte. Beim Hochstamm setzt die Krone in einer Höhe von 1,80 m an, ein Kompromiss aus notwendigen Pflegearbeiten unter den Bäumen und der nicht zu aufwendigen Obsternte. In der Fachliteratur wird als Abstand von Baum zu Baum ein Wert von acht, besser zehn Metern vorgegeben. Bei Walnussbäumen sollte der Abstand 20 Meter betragen. Die Streuobstwiese bedarf einer kontinuierlichen Pflege durch Mahd oder gegebenenfalls einer Beweidung. Anzustreben ist eine extensive Nutzung ohne einen Eintrag von anorganischen Düngemitteln. Bei der Mahd ist eine Befahrung der Streuobstwiese mit technischem Gerät erforderlich. Dies ist bei der Wahl der Größe der Reihenabstände der Obstbäume zu beachten. Bitte klären Sie diese Frage mit dem die Fläche bewirtschaftenden Landwirt ab.

Bei der Einzelpflanzung von Obstbäumen entlang von Flurwegen sind selbstverständlich die gesetzlichen Grenzabstände einzuhalten, näheres entnehmen Sie bitte dem Nachbarrechtsgesetz von Rheinland-Pfalz. Bitte haben Sie auch hier die Entwicklung des Baumes im Blick. Ein häufiger Fehler bei der Pflanzung der Bäume sind zu geringe Abstände von Baum zu Baum und zu geringe Abstände zu Wegen und landwirtschaftlich genutzten Bereichen.

Kronendeformationen durch starke Rückschnitte sind die Folge, beim Abschneiden von Starkästen wird die Vitalität der Bäume beeinträchtigt. Durch die Kronendeformation leidet die Statik des Baumes, Kronenbrüche sind im weiteren Baumleben zu erwarten.

Die Pflanzung von Obstbäumen erfordert eine wohlüberlegte Planung der Maßnahme. Über die Sortenwahl, die richtige Ausführung der Pflanzung und den ersten Pflegeschnitt berichte ich im Teil 3.

Joachim Kuchinke, ehrenamtlicher Umweltbeauftragter der Verbandsgemeinde Selters