In Deutschland sind etwa 2.000 verschiedene Apfelsorten bekannt, andere Literatur-Quellen berichten von gar 5.000 Sorten. Diese Diversität von Sorten ist in den Obstplantagen nicht zu finden, gerade einmal 30 verschiedene Äpfel sind dort noch zu finden. Überlegen Sie bitte selbst, wie wenig verschiedene Apfelsorten Ihnen in den Regalen unserer Lebensmittelgeschäfte zur Auswahl stehen. Über den Geschmack lässt es streiten, aber bevor ein Apfel auf die Ladentheke darf, durchläuft er den kritischen Blick der Kommissare der Europäischen Union. In der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 ist explizit beschrieben, wie der Apfel nach Gewicht, Größe, Form, Färbung etc. auszusehen hat.
Aber eigentlich sollte es doch auf die inneren Werte der Äpfel ankommen. Mittlerweile leidet ein zunehmender Anteil der Bevölkerung an der sogenannten Apfelallergie. Symptome sind ein Brennen im Mund und ein Anschwellen von Lippen, Zunge und Rachen, in einigen Fällen kann es bis zur Atemnot führen. Gegenüber älteren Apfelsorten befinden sich in den neuen Züchtungen wenig Phenole und auch ein höherer Anteil an Allergenen. Damit der Apfelallergiker trotzdem seinen täglichen Apfel genießen kann, sollte er nach Äpfeln aus pestizidfreiem Anbau suchen. Heimische Sorten von der Streuobstwiese sollten eine gesunde Alternative sein.
Für den Kauf von Obstbäumen ist der Weg zu einer Baumschule empfehlenswert. Baumschulen bieten Bäume nach den Qualitätsrichtlinien des Bundes deutscher Baumschulen oder den Deutschen Markenbaumschulen an. Neben den Baumschulen verfügen einige Experten des Obstbaumanbaus (=Pomologen) über weitreichende Kenntnisse über die verschiedenen regionalen Herkünfte. Zur Streuobst-Sortenlisten-Empfehlung von Rheinland-Pfalz führt der Link:
https://www.pomologen-verein.de/media/user_upload/Landesgruppen/RLP/Streuobst-Sortenliste_RLP_2018.pdf
In der Legende zu dieser Empfehlung sind für die Sortenauswahl wichtige Kriterien wie Pflückreife, Verwendung, klimatische Ansprüche, die Baumgröße sowie die Veredlungsunterlage beschrieben.
Durchführung der Pflanzung
Obstbäume gelangen als sogenannte wurzelnackte Pflanzen in den Verkauf. Auf dem Weg von der Baumschule bis zum Pflanzort sollten die Wurzeln vor Frost, Sonne und Wind geschützt sein, optimal ist der Einschlag in feuchte Tücher. Werden die Bäume nicht direkt gepflanzt, so sind sie mit ihren Wurzeln in lockerer Erde zu lagern.
Die Liste der für die Pflanzung erforderlichen Materialien ist umfangreich:
Nachdem die Pflanzstellen festgelegt sind, wird das Pflanzloch mit dem Spaten in doppelter Wurzelgröße ausgehoben. Wenn dem gewachsenen Boden Komposterde beigemischt wird, sollte das Pflanzloch entsprechend größer ausgeformt sein. Der / die Stützpfähle am besten einrammen. Die Pfahlhöhe muss unterhalb der Baumkrone bleiben. Beschädigte Wurzeln sollten zurückgeschnitten werden. Bitte immer eine Baumschere mit zwei Schnittflächen verwenden, da sonst Quetschungen entstehen. Gleichzeitig erfolgt der Pflanzschnitt des Baumes. Dabei wird die Krone auf eine Stammverlängerung und drei Leitäste reduziert. Die Stammverlängerung sollte 30 cm länger als die Leitäste sein. Die letzten Knospen zeigen immer nach außen. Der günstigste Winkel der Leitäste zur Stammachse liegt bei 45 Grad. Aus dem unverzinkten Drahtgeflecht wird ein Korb geformt und locker um die Wurzeln angebracht. In den ersten Jahren nach der Pflanzung sind die Wurzeln vor dem Fraß von Wühlmäusen geschützt. Jetzt stellt man den Baum ins Pflanzloch und füllt es mit der gelockerten Erde. Dabei darf die Veredlungsstelle nicht unter die Erde! Den Baum immer wieder rütteln, damit werden Hohlräume im Wurzelraum vermieden. Das Erdreich wird mit den Füßen gut angetreten. Der Baum kann nun mit der Schnur / dem Band an den Pfählen fixiert werden. Der als Verbissschutz bereitgelegte Draht wird mit Krampen außen an die Pfähle genagelt. Bei einer nachfolgenden Beweidung der Streuobstwiese sollte der Schutz vor dem Verbiss der Weidetiere entsprechend hoch gewählt werden. Zum Schluss wird die Anpflanzung gut gewässert. Bei einer Pferdebeweidung müssen die Bäume großräumig ausgezäunt werden. Ideal ist die Anlage einer sogenannten Baumscheibe mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern. Dadurch gelangen mehr Wasser und Nährstoffe an die Baumwurzel. Durch das Aufbringen einer Mulchschicht wird der Boden vor dem Austrocknen geschützt.