Michael Münch (TSB) erläutert den Anwesenden die Energie- und Treibhausgasbilanz der VG Selters.
Am 06.10.2022 hatte die Verbandsgemeindeverwaltung Selters interessierte Bürger in die Burghalle nach Hartenfels zur öffentlichen Auftaktveranstaltung im Rahmen der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes für die Verbandsgemeinde eingeladen. In der Veranstaltung wurden die ersten Ergebnisse der erstellten Energie- und Treibhausgasbilanz vorgestellt. Anschließend waren die Anwesenden aufgerufen, in themenbezogenen Diskussionsrunden erste Ideen für konkrete Klimaschutzmaßnahmen zu äußern und zusammen zu tragen.
Rund 50 Teilnehmer/innen folgten der öffentlichen Einladung der Verbandsgemeinde (VG) und nahmen an der Auftaktveranstaltung zum integrierten Klimaschutzkonzept teil.
Bürgermeister Klaus Müller begrüßte die Anwesenden sowie Herr Münch und Frau Reichling des Fachbüros Transferstelle Bingen (TSB) und Frau Gutberlet vom Fachbüro SWECO und stellte Thomas Siry Klimaschutzmanager der VG, vor.
Bürgermeister Müller gab einen Einblick in die bisher schon erfolgten Vorbereitungsmaßnahmen zum integrierten Klimaschutzkonzept. So hat die VG beispielsweise eine vorgeschaltete Fokusberatung (2020-2022) erarbeitet, in der erste Maßnahmenvorschläge und mögliche Potentiale ausgearbeitet wurden, hieran war die TSB, wie auch bei der Analyse des zu erstellenden Klimaschutzkonzeptes, beteiligt.
Des Weiteren erläuterte Müller, dass der Zeitplan zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes durch den Fördergeber zeitlich eng bemessen sei. So muss bereits nach 12 Monaten eine Entwurfsfassung (März 2023) vorliegen und das durch die politischen Gremien beschlossene Klimaschutzkonzept bis zum 30.09.2023 beim Bund als Fördermittelgeber eingereicht sein. Bürgermeister Müller übergab dann das Wort an Klimaschutzmanager Thomas Siry. Er erläuterte den Begriff „Klimaschutzkonzept“ und die Gründe, die für die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts sprechen.
Siry machte deutlich, dass es sich bei der heutigen Auftaktveranstaltung um den konzeptionellen Beginn eines wachsenden Prozesses handelt, der den Klimaschutz vor Ort im Austausch mit allen relevanten Akteuren fortlaufend voranbringen soll und „noch nichts in Stein gemeißelt“ sei.
Seit April wurde zusammen mit der TSB eine Energie – und Treibhausgasbilanz (Bilanzjahr 2019) für die Verbandsgemeinde erstellt. Diese zeigt die ausgestoßenen Emissionen (CO₂-Äquivalente (CO₂e)) in folgenden Sektoren:
Die Gesamttreibhausgasemissionen pro Einwohner und über alle Sektoren sind in der VG Selters für das Bilanzjahr 2019 mit ca. 10 Tonnen etwas höher als der Bundesdurchschnitt (8,1 t).
Besonders der Sektor Verkehr weist in der VG Selters im Vergleich zu anderen ländlichen Kommunen einen hohen Ausstoß an Treibhausgasemissionen auf. Dies liegt zum einen an der ländlich geprägten und weitläufigen Siedlungsstruktur (hoher Individualverkehr) und unter anderem daran, dass bei der Berechnung auch der Abschnitt der Bundesautobahn A 3 mit bilanziert werden muss, der durch das VG-Gebiet (ca. 2 km) verläuft.
Im weiteren Verlauf machte Michael Münch (TSB) in der Vorstellung der Energie- und Treibhausgasbilanz deutlich, dass die Potentiale für eine sukzessive Senkung des Treibhausgasausstoßes innerhalb der Verbandsgemeinde nicht unrealistisch seien. Er verdeutlichte jedoch dabei die Notwendigkeit, schnelle und realistische Meilensteine zu entwickeln, um die im Klimaschutzgesetz verankerte Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu können. Dabei bildet das Klimaschutzkonzept das Handlungswerkzeug, so Münch weiter.
Im zweiten Teil der Veranstaltung gab es Diskussionsrunden zu folgenden Themen:
Bei der Wärmeversorgung von Gebäuden wurde Nahwärmenetze in Neubaugebieten vorgeschlagen. Zudem sollte die Stromversorgung durch den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf privaten und kommunalen Dachflächen forciert und das Angebot an Förderprogrammen für die Installation von Erneuerbaren Energien stärker ausgebaut werden.
Beim Thema Mobilität wurde besonders der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos und E-Bikes genannt. „Repair-Cafes“ und mehr Wertschätzung und Bewusstsein für Natur- und Artenvielfalt, Waren und Lebensmittel stellten weitere Ideen und AnregungenbeimThema Konsum dar.
Auch die digitale Folgeveranstaltung war gut besucht und rund 30 Teilnehmer konnte der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Selters, Tobias Haubrich begrüßen.
Erfreulicherweise konnte im Vergleich zur Auftaktveranstaltung der Teilnehmerkreis erweitert werden. Dies begrüßte Thomas Siry, „Genau dafür dient eine Folgeveranstaltung, um weitere Interessenten für den Klimaschutz innerhalb der VG Selters zu gewinnen und abzuholen. Schließlich befinden wir uns in einem wachsenden Prozess im Rahmen der Konzepterstellung“. In der digitalen Veranstaltung wurden nochmals die ersten Ergebnisse der erstellten Energie- und Treibhausgasbilanz durch Tanja Reichling (TSB) vorgestellt. Anschließend waren die Anwesenden wieder aufgerufen unter der Leitung von Marion Gutberlet (SWECO) - analog zur Auftaktveranstaltung - in themenbezogenen Diskussionsrunden, Ideen für konkrete Klimaschutzmaßnahmen zu äußern. Als Diskussionsgrundlage dazu dienten die ersten gesammelten Erkenntnisse aus der Auftaktveranstaltung.
In diesem Zusammenhang erläuterte Klimaschutzmanager Siry, den weiteren konzeptionellen Ablauf im Rahmen der Konzepterstellung und besonders, welche Kriterien im Rahmen der Maßnahmenfindung entscheidend seien. Dabei griff er einen von einem Bürger genannten Diskussionspunkt mit auf: „Die Verbandsgemeinde könne beispielsweise im Bereich Mobilität, die sogenannten „Eltern-Taxis“ kaum beeinflussen und somit auch nicht als eine mögliche Maßnahme im Klimaschutzkonzept verankern“, bat Siry um Verständnis.
„Eine konkrete Maßnahme könnte etwa die Implementierung einer externen Energieberatung innerhalb der Verwaltung sein“, stelle der Klimaschutzmanager klar. Gleichzeitig machte er auf die seit Oktober im Verwaltungsgebäude stattfindende Energieberatung durch die Verbraucherzentrale RLP aufmerksam.
„Diese findet immer am ersten und dritten Mittwoch jeden Monats von 15-18 Uhr statt und Termine können Sie direkt bei der Verbraucherzentrale RLP oder bei mir vereinbaren.“, hielt Siry fest. „Wichtig sei vor allen Dingen“, so Siry weiter, „im Rahmen der Maßnahmenfindung keine Luftschlösser zu bauen. Auch weil der Projektträger einen engen Zeitplan für die Umsetzung von Maßnahmen vorsieht. So umfassen etwa kurzfristige Maßnahmen (bis 3 Jahre), mittelfristige (drei bis sieben Jahre) und langfristige Maßnahmen (über sieben Jahre).“
Nach einem konstruktiven Austausch und einer lebhaften Beteiligung aller Veranstaltungsteilnehmer, wurden die weiteren Planungsschritte vorgestellt. So wird ein öffentlicherzwei Themen-Workshop im ersten Quartal 2023 stattfinden, um konkrete Maßnahmen themenspezifisch zu bündeln und öffentlich zu diskutieren.
Weitere und fortlaufende Informationen über die aktuellen Entwicklungen des Klimaschutzes in der VG Selters erhalten Sie unterwww.selters-ww.de/klimaschutz/ oder per QR Code. Dort finden Sie auch die Präsentation der Auftakt- und Folgeveranstaltung und der Vorstellung der Energie- und Treibhausgasbilanzsowie ein Fotoprotokoll der Ergebnisse der Diskussionsrunden.