Gelbwangen-Schmuckschildkröte, Waldsee Maroth.
Die weltweite Globalisierung von Fauna und Flora durch anthropogene Einflüsse ist neben dem Artensterben die bedeutendste Veränderung der Biodiversität. Wissenschaftlich haben sich zur Beschreibung der gebietsfremden Arten die Begriffe Neozoen (Arten aus dem Tierreich) und Neophyten (Arten aus dem Pflanzenreich) etabliert, die zu Beginn der Neuzeit durch Mitwirkung des Menschen in eine neue biogeografische Region eingedrungen sind und dort neue Populationen aufgebaut haben. Den Beginn der Neuzeit definiert die Wissenschaft mit dem Datum des Jahres 1492, der Entdeckung Amerikas. Die gegenwärtige globale Klimaerwärmung, die definitiv zu Arealverschiebungen bei den Pflanzen und Tieren führt, gilt bislang aus wissenschaftlicher Sicht zu den natürlichen Veränderungen auf der Erde. In diesem Beitrag möchte ich über die Neozoen informieren.
Wie gelangen die nicht-einheimischen Arten in unsere heimischen Lebensräume?
Es gibt diverse Wege, auf denen die Neulinge zu uns kommen. In der Regel handelt es sich um durch den Menschen direkt oder indirekt verursachte Ausbreitungen durch Einfallspforten wie Flughäfen, Straßen, Häfen und Kanälen, versteckt in Verpackungen, in Rohstoffen und Nahrungsmitteln, anhaftend an Schiffsrümpfen, Flugzeugen und an/in Menschen oder Tieren. Leider viel zu häufig geschieht die Auswilderung von Tieren aus Terrarien, Aquarien und Käfigen. Bekannt sind auch die Gefahren durch Freisetzung der Arten zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Manche dieser Arten bereiten der heimischen Fauna (erst einmal) keine Probleme, andere gebietsfremde Arten schaden der biologischen Vielfalt in ihrem Auswilderungsgebiet und gelten als invasive Arten.
Beheimatet ist die Gelbwangen-Schmuckschildkröte im Süden der USA. Die Schildkröte erreicht ein Alter von mehr als 60 Jahren bei einem maximalen Körperdurchmesser von 30 cm. Die Art lebt omnivor, ernährt sich also sowohl von tierischer als auch pflanzlicher Kost. Die tierische Kost setzt sich zusammen aus Kleinfischen, Weichtieren (Wasserschnecken) und Wasserkäfern. Sie gilt als Konkurrent unserer heimischen Sumpfschildkröte, die in Deutschland allerdings einzig ein Inselvorkommen in Brandenburg hat. Potenziell kann die Gelbwangen-Schmuckschildkröte gebietsfremde Viren und Parasiten auf die heimische Fauna übertragen und die Biozönose schädigen. Die Art hat sich in vielen stehenden Gewässern etabliert. Ausgangspunkt sind Aussetzungen von in Terrarien gehaltenen Tieren.
Welche Arten gelten als invasiv?
Eine international geltende Empfehlung zur Sicherung der biologischen Vielfalt soll in einem Dreistufenplan die Ansiedlung weiterer neuer Arten verhindern. In Deutschland ist eine Ansiedlung von bestimmten gebietsfremden Arten in der freien Landschaft nach dem Bundesnaturschutzgesetz genehmigungspflichtig. Einige invasive Arten werden aufgrund ihrer besonderen Gefährdung in einer sogenannten Unionsliste geführt. Selbst deren Besitz ist nicht gestattet wie z.B. Signalkrebs, Schwarzer Zwergwels, Sonnenbarsch, Blaubandbärbling, Amerikanischer Ochsenfrosch, Nutria, Marderhund, Waschbär und Grauhörnchen.
Wo liegt das Gefahrenpotential der invasiven Arten?
Viele gebietsfremde Arten wurden und werden noch immer in unsere Ökosysteme ausgebracht, um durch ihre Verbreitung einen Nutzen zu ziehen. Ein Beispiel ist der Bisam (oder Bisamratte), eine Säugetierart aus Nordamerika, die man wegen seines Felles ausgewildert hat. Nachdem man die durch den Bisam verursachten Schäden an den Gewässern und die massive Bedrohung einiger heimischer Muschelarten erkennen musste, wird die Art mit einem großen finanziellen Aufwand zurückgedrängt. Zum einen sind es die monetären Schäden für die Gesellschaft, die eine weitere Etablierung von gebietsfremden Arten grundsätzlich infrage stellen. Bekannte Beispiele sind eingeführte Schädlinge an Nutzpflanzen wie der Kartoffelkäfer oder die Reblaus. Aus dem Bereich der Humanmedizin sind es eingeschleppte lebensbedrohliche Krankheiten wie Gelbfieber oder Dengue-Fieber. Aber auch ökologische Schäden sind zu nennen, die einheimische Arten zum Beispiel durch Bastardierung bedrohlich werden können. Beispielhaft ist die Gefährdung der heimischen Wanderfalken durch das Aussetzen von aus kommerziellen Gründen gezüchteten ähnlichen Falkenarten. Neben der Zerstörung von Habitaten gelten die invasiven Arten als zweitgrößtes Problem unserer biologischen Vielfalt.
Wie kann eine weitere Verbreitung von invasiven Arten verhindert werden?
Die Globalisierung der Märkte und des Warenverkehrs erleichtert eine Verbreitung der Neozoen und erschwert die Verbreitung der neuen Arten. Diese können eine große Bedrohung für unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme sein. Zudem gefährden sie unsere Wirtschaft. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit müssen Quarantänebestimmungen uns vor neuen Krankheitserregern schützen und die Einschleppung von neuen Kulturpflanzenschädlingen ausgeschlossen werden.
Neben den vielen gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Ausbreitung von gebietsfremden Arten, die allesamt durch ständige Kontrollen zu überprüfen wären, greift am ehesten die Vernunft von uns allen mit einem bewussten und umsichtigen Umgang mit gebietsfremden Arten.