Unter den die Gesundheit gefährdenden Neophyten bedürfen drei Arten einer besonderen Betrachtung, der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), das Aufrechte Taubenkraut oder Ambrosia-Pflanze (Ambrosia artemisiifolia) sowie das Jakobs-Kreuzkraut (Jacobaua vulgaris).
Der Riesen-Bärenklau oder die Herkulesstaude wurde in Mitteleuropa um 1820 als Zierpflanze und Bienenweide eingeführt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Gebiet des Kaukasus. Der Name Herkulesstaude ist bezeichnend für die drei bis fünf Meter hohe Pflanze, den über zehn Zentimeter dicken Stängel, die über drei Meter langen untersten Blätter und die im Durchmesser bis 50 cm umfassenden Blütendolden. Gleich mehrere Dolden bildet eine Pflanze aus, daraus können tausende Samen reifen. Die Verbreitung der Samen geschieht auf verschiedenen Wegen. Häufig findet man den Riesen-Bärenklau im Auenbereich von Fließgewässern. Ins Wasser gelangende Samen erzielen eine sehr große Ausbreitung.
Verwechseln kann man den Riesen-Bärenklau mit dem Wiesen-Bärenklau und dem Wald-Engelwurz. Beide Arten sind allerdings im Vergleich von Blatt, Stängel und Blüte wesentlich kleiner.
Die Pflanzensäfte des Riesen-Bärenklaus enthalten Phototoxine (Furanocumarine), die bei einem Hautkontakt schwere Verbrennungen und deren Nebenwirkungen verursachen können. Grundsätzlich sind beim Kontakt mit der Pflanze Schutzanzug, Handschuhe und eine Schutzbrille zu tragen. Die Schutzkleidung ist nach dem Einsatz zu reinigen oder zu entsorgen. Eine phototoxische Reaktion wird durch das Sonnenlicht ausgelöst, sie unterbleibt bei einem Kontakt mit der Pflanze und ihrem Pflanzensaft im Dunkeln.
Aus ökologischen Gründen ist die mechanische Bekämpfung der Pflanze zu empfehlen. Eine Variante ist ein Abmähen der Pflanze vor der Blüte im April / Mai bei gleichzeitigem Ausstechen der Wurzel. Wichtig ist eine Kontrolle der Maßnahme im August. Auf das Ausstechen der Wurzel kann in einer zweiten Bekämpfungsvariante verzichtet werden, allerdings nicht auf die Nachkontrolle im August. Eine dritte Möglichkeit besteht durch das Abschneiden der Blütenstände vor der Samenreife im Zeitraum Juni bis August und einer Kontrolle im September. Die abgetrennten Blütenstände sind einzusammeln und müssen im Restmüll entsorgt werden. Alternativ kann eine Beweidung der Jungpflanzen mit Schafen durchgeführt werden. Schafe können die Pflanze schadlos fressen. Wie oben erwähnt, wächst der Riesen-Bärenklau bei uns vorwiegend in den Auenbereichen der Fließgewässer. In diesen sensiblen Landschaftsteilen ist ein Einsatz von Herbiziden zur Bekämpfung der Pflanze grundsätzlich abzulehnen. Näheres zum Riesen-Bärenklau findet man im Internet: lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/1_infoblaetter/LANUV_Info_04_Riesenbaerenklau_2017_WEB.pdf
Das Aufrechte Traubenkraut wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppt. Die Pflanze kann Wuchshöhen zwischen 0,3 bis 1,5 Metern erreichen. Die feinen Blätter sind doppelt fiederteilig und gestielt. Die Blütenstände bilden sich im Juli. Die männlichen grün-gelblichen Blüten bilden am Zweigende eine ährenartige Traube aus fünf bis 20 männlichen Blütenköpfchen, unterhalb sind die grünlichen weiblichen Blüten angeordnet. In der entwickelten Frucht befindet sich nur ein Samen, wobei eine Pflanze bis zu 60.000 Samen bilden kann. Die Keimfähigkeit der Samen wird in einer Quelle mit 40 Jahren beschrieben.
Bevorzugte Standorte der Pflanze sind Ruderalflächen, Straßen- und Wegböschungen, landwirtschaftliche Anbauflächen von Sonnenblumen oder Mais sowie Gärten mit Vogelfütterungsplätzen. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen zum Gewöhnlichen Beifuß oder dem Wermut. Weitere Informationen sind im Internet unter ambrosiainfo.de abrufbar.
Die Ausbreitungsherde der Samen sind unter anderem verunreinigtes Vogelfutter, verunreinigter Kompost oder Erdaushub und landwirtschaftliche Erntemaschinen. Bitte beim Kauf von Vogelfutter auf qualitativ hochwertige, von Ambrosia-Samen gereinigte Produkte achten!
Die gesundheitliche Gefährdung der Ambrosia-Pflanze wird durch ihre Pollen hervorgerufen. Der Pollenflug erstreckt sich über einen langen Zeitraum von Juli bis Oktober. Allergiker sind während dieser Zeit besonders gefährdet. Aber auch durch den Hautkontakt mit den Pflanzen kann es zu Ambrosia-Allergenen kommen. Kontakte mit der Pflanze sind durchaus möglich auf Reisen in den Heimatländern des Aufrechten Traubenkrautes, den USA und Kanada, in denen die Pflanze weit verbreitet ist.
Die Bekämpfung von kleineren Vorkommen der Pflanze sollte manuell durch Ausreißen mitsamt der Wurzel erfolgen. Dabei sind Handschuhe zu tragen und zudem ein Augen- und Mundschutz. Die Entsorgung erfolgt über den Restmüll.
Das bislang unauffällige Jakobs-Kreuzkraut breitet sich in Deutschland seit 1990 verstärkt in den Mittelgebirgslagen auf extensiven Grünlandflächen, Wegerändern und -böschungen sowie Ruderalflächen aus. Als mitteleuropäische Pflanze ist das Jakobs-Kreuzkraut eigentlich nicht den Neophyten zuzuordnen, gilt aber als invasiv. Als Teil unseres Ökosystems wird die Pflanze von einer großen Zahl verschiedener Insektenarten als Nahrungspflanze genutzt. Dazu gehören auch die Raupen eines Nachtfalters, dem Blutbär (Tyria jacobaeae).
Das Jakobs-Kreuzkraut enthält in allen Pflanzenteilen verschiedene Pyrrolizidinalkaloide, sogenannte PA’s. Sie dienen wahrscheinlich als Abwehrstrategie gegenüber den Pflanzenfressern als Fressfeinde. Wenn diese Giftstoffe in den Organismus gelangen, so schädigen sie die Leber. Weidetiere meiden die Pflanze wegen des bitteren Geschmacks. Problematisch ist das Verfüttern als Heu. Dann sind die Bitterstoffe abgebaut, die PA’s allerdings noch wirksam. Gefährdet sind insbesondere Pferde, Wiederkäuer sind dagegen weniger empfindlich. Schafe können größere Mengen von Jakobs-Kreuzkraut ohne gesundheitliche Schäden fressen, wie auch der Blutbär (siehe oben)! Eine gesundheitliche Gefährdung von Menschen durch mit PA’s verunreinigten Lebensmitteln wie Milch, Kräutertees und Honig wird derzeit diskutiert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt gesundheitlich Folgen durch den Verzehr von Honig, Tee und Milch für wahrscheinlich nicht bedenklich ein. Die erfolgreiche Bekämpfung der Pflanze erfolgt durch manuelles Ausreißen oder durch gezielte Mahd. Auf Dauerweiden ist die Pflanze kaum anzutreffen.