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Unsere Verbandsgemeinde Selters Ww
Ausgabe 49/2024
Amtliche Bekanntmachungen
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Der Umweltbeauftragte informiert: Pflanzung von Bäumen und Sträuchern

Blüte des Holzapfels (Malus sylvestris).

Wer in Bäumen nur eine grüne Dekoration unserer Landschaft sieht, hat sie noch nie näher und eingehend betrachtet. Bäume sind individuelle Gestalten, die sich von der Jugend bis zum Alter entwickeln und verändern. Dafür benötigen sie Zeit.

Bei der Auswahl des Pflanzgutes sollte man sich auf den Standort angepasste oder noch besser auf einheimische Arten beschränken. Solche Arten zeigen sich in unserer Klimazone robust und bieten zahlreichen Insekten und Wirbeltieren Nahrung und Lebensraum. Gebietsfremde Arten können diese Rolle wegen der fehlenden Vernetzung in unserem Ökosystem nicht oder nur bedingt übernehmen. Oft diskutiert wird aktuell über neue, dem sich verändernden Klima angepasste Bäume und Pflanzen. Diese könnten in einem mehr trockenen und wärmeren Klima die heimischen Arten ersetzen.

Wie sind solche Überlegungen aus Sicht der Biodiversität zu werten?

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hat sich in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern aus der Schweiz und Österreich genau mit diesen Themen beschäftigt. Das Resümee der Untersuchungen vorab. Um einen weiteren Artenrückgang der heimischen Insektenarten zu unterbinden, ist die Verwendung von einheimischen Pflanzen und Gehölzen unabdingbar. Von den in Deutschland vorkommenden ca. 33.000 Insektenarten sind etwa ein Drittel direkt oder indirekt mindestens in einem ihrer Lebensstadien von Gehölzen abhängig. Das Forscherteam empfiehlt die Pflanzung von einheimischen Baumarten. Sie weisen eine genetische Variabilität auf, mit denen die einzelnen Genotypen auch Trockenstress überstehen können (Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung).

Ökologisch wertvolle Baumarten und Sträucher für den Garten sind u.a. die Eberesche, Wild-Apfel, Wild-Birne, Elsbeere, Schwarzer Holunder, Hagebutten tragende Wildrosen, Zweigriffeliger Weißdorn, Haselnuss, Gemeiner Schneeball, Faulbaum, Roter Hartriegel. Einheimische Arten erkennt man u.a. an dem zweiteiligen lateinischen Namen (Eberesche = Sorbus aucuparia), während es sich bei dreiteiligen lateinischen Bezeichnungen um Züchtungen handelt, die nicht die gleichen Funktionen im Ökosystem erfüllen. Fast alle einheimischen Sträucher blühen im Frühjahr und tragen im Herbst Früchte, die nicht nur der Tierwelt Nahrung bieten, sondern auch zum Teil für uns Menschen essbar sind.

Laubbäume sind wichtige Staubfilter, sie verbessern das Mikroklima durch die kühlende Wirkung, sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit und beeinträchtigen so die menschliche Gesundheit positiv. Für Insekten, Vögel und Säugetiere bieten die heimischen Baum- und Straucharten Nahrung und Lebensraum.

Der Fachhandel bietet mittlerweile fast ganzjährig ein großes Spektrum von Gehölzen an. Containerpflanzen kann man tatsächlich zu jeder Zeit in den Boden bringen. Wurzelnackten Pflanzen können im Herbst (ab Anfang Oktober, besser Mitte November) bis ins Frühjahr (max. Mitte-Ende April) gesetzt werden. Ausgenommen davon sind die Zeiten mit Bodenfrost. Der Boden sollte aufgetaut sein. Ideal sind Pflanzungen im Herbst, da sich das Feinwurzelsystem bereits in der vegetationslosen Zeit entwickelt, die Pflanzen zu Beginn der Vegetationszeit sich an den Standort angepasst haben und direkt mit dem Wachstum beginnen können. Auch bei den Containerpflanzen wird die Herbstpflanzung empfohlen. Damit kann auch ein Wässern der Pflanzungen verzichtet werden. Die Pflanzen starten ihr Wachstum in einem im Winterhalbjahr ausreichend mit Feuchtigkeit durchtränkten Boden. Beim Pflanzen von Bäumen sollte diesen genügend Raum durch Baumscheiben gewährt werden, die vor mechanischen Beschädigungen und Schadstoffen schützen kann. So ist eine regelmäßige Belastung mit Streusalz äußert schädlich für Bäume und Sträucher.

Trotz ihrer positiven Wirkungen für Menschen und Tiere wird Bäumen, insbesondere den Laubbäumen noch viel zu wenig Platz in den unmittelbaren Lebensraum in den Dörfern und Städten gewährt. Ein Problem wird in dem Laub gesehen, das alljährlich im Herbst von den Bäumen abgeworfen wird. Dabei ist Laubstreu ein biologisches Recyclingmaterial von vielfältigem Nutzen. Mulchdecken aus Laubstreu bieten Lebensraum für verschiedenste Bodenlebewesen, die das Laub zusammen mit Pilzen, Bakterien und Algen zu Humus umwandeln. Der Humus bietet den Pflanzen Nährboden, die Laubauflage schützt den Boden vor Austrocknung.

Joachim Kuchinke, ehrenamtlicher Umweltbeauftragter
der Verbandsgemeinde Selters