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Unsere Verbandsgemeinde Selters Ww
Ausgabe 51/2024
Amtliche Bekanntmachungen
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Der Umweltbeauftragte informiert: Empfehlungen zur Fütterung von Wildvögeln

In den Lebensmittelgeschäften, Supermärkten, Baumärkten und Discountern stehen jetzt, oft schon im Eingangsbereich, Regale gefüllt mit verschiedenstem Vogelfutter. Doch welches ist empfehlenswert? Was ist bei der Vogelfütterung zu beachten?

Wann sollte gefüttert werden?

Grundsätzlich sollten Wildvögel in den Zeiten des Nahrungsmangels gefüttert werden, also bei geschlossener Schneedecke und an Tagen mit Dauerfrost. In solchen extremen Wetterlagen bedeutet die Fütterung für Kleinvögel eine Hilfe zum Überleben. Selbstverständlich kann eine Winterfütterung auch durchgehend in den Monaten November bis Februar beschickt werden. Aber sie werden sehen, Hochbetrieb an dem Futterhäuschen herrscht an den Tagen mit Schnee und Frost. An milden Wintertagen suchen die Wildvögel abseits der Fütterungen nach Nahrung. Ein anderes und kontrovers geführtes Thema ist die Ganzjahresfütterung. Diese sollte auf die Nahrungsansprüche der einzelnen Vogelarten abgestimmt sein.

Welches Futter ist für unsere Wildvögel geeignet?

Das im Handel angebotene Futter kann durchaus den Vögeln angeboten werden. Wie bei allen Futtermitteln bitte das Mindesthaltbarkeitsdatum beachten. Absolutes Tabu sind Essensreste, gesalzenes oder gewürztes Futter sowie Brot. Bei den heimischen Vogelarten wird zwischen Körnerfressern und Weichfutterfressern unterschieden, mit einer unterschiedlichen Präferenz für ein spezielles Futter. Jahreszeitlich kann sich bei ein und derselben Vogelart die Vorliebe für eine bestimmte Art des Futters ändern. Zu den Liebhabern von Körnerfutter zählen alle Finkenarten, Meisenarten, Sperlingsarten und auch einige Spechtarten. Körner-Mischfutter sollte sich zumindest aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen zusammensetzen.

Schwarze Sonnenblumenkerne werden wegen der weichen Schale gegenüber den gestreiften Kernen bevorzugt. Bitte achten Sie beim Kauf von Körnerfutter unbedingt darauf, dass die Mischung frei von Ambrosia-Samen ist. Amseln, Rotkehlchen und Stare bevorzugen sogenanntes Weichfutter. Hierunter zählen Haferflocken, gemischt mit Rosinen und gehackten Nüssen. Amseln freuen sich auf Äpfel, eingesammelt auf den Streuobstwiesen. Aufgeschnittene Äpfel und auch Äpfel mit Faulstellen sind einfacher zu fressen. Bitte rationieren Sie das Futter auf Tagesmengen. Damit ist eine gute Qualität des Futters garantiert und man lockt keine nächtlichen Gäste an die Fütterung. Fettfutter in Form von ausgelassenem Rindertalg oder fertig als Meisenknödel gekauft, befindet sich bei den Ornithologen in der Diskussion. Fettfutter kann den Bruterfolg der Meisen beeinträchtigen! Auf jeden Fall sollten keine Meisenknödel im ausgehenden Winter verfüttert werden.

Welches Futterhaus ist geeignet?

Wir freuen uns darüber, wenn eine zahl- und artenreiche Vogelschar unser Futterhaus aufsucht. Bei großen Ansammlungen von Vögeln sind ein paar Hygiene-Regeln zu beachten. Kritisch zu sehen sind alle Futterhäuser, in denen die Vögel im Futter stehen. Das Futter wird in solchen Fällen mit Vogelkot verunreinigt und die Ausbreitung von Krankheitserregern ist gegeben. Ideal sind sogenannte Futterautomaten, am besten solche in Säulenform. Aber auch die sollten regelmäßig gereinigt werden. Heruntergefallenes Futter wird in der Regel von bestimmten Arten wie z.B. der Goldammer aufgenommen. Bleibt Futter über mehrere Tage liegen und ist schon aufgeweicht, sollte es unbedingt entsorgt werden.

Warum wird meine Futterstelle von den Vögeln nicht angenommen?

Wer Vögel genauer beobachtet hat, dem entgeht nicht ihre ständige Kontrolle der Umgebung. Größere Ansammlungen von Vögeln locken auch ihre Fressfeinde an. Das können Hauskatzen sein oder auch Greifvögel wie der Sperber. Wichtig ist ein Zufluchtsort, eine Deckung im Nahbereich der Futterstelle. Idealerweise sollte sich im Abstand von ein paar Metern eine dichte Hecke befinden, in die die Vögel sich bei Gefahr zurückziehen können. Futtersäulen werden am besten mit einer Schnur oder einem Draht z.B. am Ast eines Baumes aufgehängt. Im Gegensatz zum Futterhaus können Futtersilos nicht von Katzen okkupiert werden. Das Aufhängen an einer Schnur / einem Draht verhindert das nächtliche Ausräumen der Fütterung durch Waschbären, deren Bestand durch abendlich gefüllte Fütterungen zusätzlich unterstützt wird. Während der Brutzeit der Vögel im Frühjahr gehören Waschbären zu den radikalsten Räubern der Vogelbrut. Gerne werden Vogelfütterungen nahe an den Fenstern der Häuser angebracht, um die Vögel zu beobachten. Die Nähe der Fütterung zu Glasscheiben birgt allerdings Gefahren für die Vögel, denen man eigentlich helfen möchte. Beim Angriff von Feinden flüchten die Vögel an der Fütterung oft „kopflos“ und verunfallen beim vermeintlichen Anflug an die Fensterscheiben. Zur Vermeidung von sogenanntem „Vogelschlag“ werden auf dem Markt Vogelsilhouetten angeboten, die an den Glasflächen aufgeklebt werden können. Diese sind nicht empfehlenswert. Nach neuen Erkenntnissen zeigen sich an Scheiben angebrachte Punktraster sehr wirkungsvoll.

Die Fütterung hilft nur einem Teil der Wildvögel, insbesondere den Arten, die in unserer Landschaft noch relativ häufig vorkommen. Einige seltenere Arten werden an den Futterstellen nicht auftauchen. Sie weichen der extremen Witterung durch eine Winterflucht in mildere Lagen aus. Eine Fütterung kann den Vögeln helfen, die kalten Wintermonate zu überstehen. Sie ersetzt aber keineswegs die Wiederherstellung von artgerechten, reich strukturierten Lebensräumen in der freien Landschaft und in unseren Gärten.

Joachim Kuchinke, ehrenamtlicher Umweltbeauftragter der Verbandsgemeinde Selters