Junggesellinnen Abschied mit Tupperdose und Luftballon
Heute gab es gekühltes Wasser und Wein, anstatt kölsche Töne
Der Besuch aus Kölle zeigte sich gut drauf
Die gekrönten Häupter machten sich mit den Jurymitgliedern auf den Weg, um kreative Entscheidungen zu treffen
Picknick am Vater Rhein
„Tafeln am Strom“ so heißt die Kreation der Leutesdorfer WeinSteigWinzer, die nun endlich wieder und mit großem Erfolg an den Start ging. Wer an der über mehrere Hundert Meter langen Tafel ein optimales Plätzchen ergattern wollte, musste sich sputen, denn schon ab Mittag zog es, bei sommerlichen Temperaturen immer mehr Picknickbegeisterte hinunter zum Vater Rhein. Der Besuch war außergewöhnlich gut. Deutlich über 1500 Gäste waren der Einladung von Gotthard Emmerich sowie seinen Mitstreitern den Leutesdorfer „WeinSteigWinzern“ gefolgt, um nach der verordneten Zwangspause dabei zu sein! Erstaunlich, wo die Gäste überall herkamen.
Nicht nur aus allen Ecken von Rheinland-Pfalz, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet reiste man an, um diese Veranstaltung mit dem wohl einmaligen Ambiente mitzuerleben. Man reiste mit dem Fahrrad oder im günstigen Verkehrsverbund mit dem Zug an, denn vom Bahnhof waren es nur wenige Schritte zum Ort des Geschehens. Das Gepäck ähnelte manchmal dem eines dreiwöchigen Urlaubs, doch statt Strandbekleidung waren Teller, edles Besteck, Leckeres aus dem Kühlschrank und jede Menge Dekoration für den Tisch im Koffer.
Die lange Tafel war bis auf den letzten Platz besetzt und auf der Picknickwiese entstanden regelrechte Zelt- und Relaxoasen, wo der Familiennachwuchs vor der Sonne wohl geschützt den Eltern beim Weingenießen zuschauen konnte. Und wem kein Platz an der Tafel beschieden war, der rollte einfach seine Decke auf der Rheinwiese aus, öffnete die Kühltasche und förderte seine mitgebrachten kulinarischen Köstlichkeiten zutage und stieß mit einem edlen Tröpfchen, welches von den Winzern gereicht wurde, auf den gelungenen Event mit seiner Familie, Nachbarn oder den Freunden an.
Auch neue Freunde kennen zu lernen war hier durchaus gewollt. Wieder andere hatten, außer Teller und Besteck, Stühle und Tische samt Partyzelt, gar blank poliertes Familiensilber angeschleppt, um sicher zu gehen, doch noch einen bequemen „Tischplatz“ an der Tafel zu besetzen oder einen Preis einzuheimsen. Die teilnehmenden Betriebe der WeinSTEIGwinzer Emmerich, Sturm, Mohr, Hohn und Mehren kredenzten 40 Weine perfekt gekühlt in edlen, hochstieligen Gläsern. So genoss man bei einer angenehmen leichten Brise die Farbe des Sommers gerne im, von der Kühlung angelaufenen Glas edle Tröpfchen aus dem Wingert. Anstatt mächtiges vom Kuchenbuffet lieferten sich in diesem Jahr nachmittags leichte Antipasti-Kreationen und sommerliche Salate ein kulinarisches Rennen. Die Geruchskomponenten, die in den frühen Abendstunden durch die Rheinanlagen getragen wurden, ließen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wieder andere konkurrierten an einem "brennenden Grill" mit deftigem Spießbraten. Vanessa Meurer aus Plaidt hatte die Idee, gemeinsam mit jeder Menge Tupperdosen gefüllt mit frischen Köstlichkeiten und allen Freundinnen die Braut Andrea zum Tafeln zu entführen. Die Damenriege zeigte sich gut gelaunt, denn später ging es noch aufs Konzert nach Andernach.
In den blau-weißen Farben zeigte sich die Gruppe aus Köln „Madämcher un Hääre op Jöck dä Rhing erop vun Kölle noh Leutesdorf“, die zum achten Mal mitsamt Minidom beim Tafeln dabei waren. Man kam ins Gespräch am Nachbartisch, tauschte Rezepte aus und naschte auch schon mal vom Nachbargrill. Doch das Hauptthema, immer gleich: Das gemeinsame Interesse an einem herrlichen Kulturgut - die Weine der Leutesdorfer WeinSTEIGwinzer. Das diese Truppe immer wieder mit solch schönen Veranstaltungen zu überraschen weiß, schweißt die Fangemeinde der Winzer stetig zusammen und lässt sie immer größer werden. Eines ist aber seit dem letzten Wein Date in Leutesdorf unumstößlich festzustellen und das freut die Winzer ganz besonders: Junge Leute trinken vermehrt das Getränk der Götter! Dazu ein Illuminierter Schiffskonvoi in Richtung Andernach, wo man das Fest der 1000 Lichter feierte. Für den außenstehenden Betrachter bot sich, mit dem träge und etwas spärlich dahinfließenden Strom, der mangels Regen merklich geschwunden war, im Hintergrund ein Bild der genießerischen Entspannung und der Romantik. Hier konnte man über acht Stunden lang, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Auch die Jury, die amtierende Weinkönigin Nina Meickmann mit Bacchus Markus Heinz und die Vorsitzende des Verkehrs.- und Verschönerungsvereins Simone Osteroth sowie der Betriebsleiter der Jugendherberge Thomas Beckert nebst Gattin und die Mittelrhein Weinkönigin Lea Rindsfüsser war zur Bewertung der am schönsten beziehungsweise ideenreichste Tischdekoration wieder unterwegs.
Die Preisverleihung findet dann am Dorfabend anlässlich des Winzerfests im Weindorf am Rhein statt. Eine besondere Stimmung kam auf, als die wunderschön illuminierten Fahrgastschiffe den Rhein aufwärts schipperten, um das große Feuerwerk der Nachbarstadt Andernach anlässlich des Festes der 1000 Lichter zu besuchen. Von Seiten der WeinSteigWinzer zeigte man sich mehr als zufrieden, über die positive Resonanz ihres Weinevents welches in diesem Jahr über „1500 Tafelbegeisterte“ nach Leutesdorf lockte. „Wir sind zufrieden, unser Konzept ist aufgegangen, es gibt nur einen Kritikpunkt. In diesem Jahr wurde vermehrt gegen die Regel, keine Getränke mitzubringen verstoßen. Wir haben allerdings, angesichts der zweijährigen Coronapause, darüber hinweggesehen,“ so Gotthard Emmerich gut gelaunt. Einige Besucher hatten den Event falsch verstanden; das die Gäste ihr Essen und das Equipment zwar mitbringen dürfen, aber für die Getränke die Winzerschaft zuständig ist. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr den Wein zu Hause zu lassen und die heimischen Tröpfchen zu genießen!
Martina Sierocki