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Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Bad Hönningen
Ausgabe 47/2022
Aktuelles MUSS
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„Wir spüren urplötzlich, auf welch dünnem Eis unser Wohlstand gebaut ist!“

Stadtbürgermeister Reines W. Schmitz und der Vorsitzende des VdK- Ortsverbands Bad Hönningen/Rheinbrohl, Hans-Werner Kaiser legten Kränze zum Gedenken, aber auch zur Mahnung nieder

Abordnungen der Feuerwehr, der Junggesellen, des DRK und der St. Sebastianus Schützenbruderschaft nahmen am Volkstrauertag teil

Zum Volkstrauertag trafen sich der Stadtbürgermeister Reiner W. Schmitz, und Abordnungen der Feuerwehr, der Junggesellen, des DRK und der St. Sebastianus Schützenbruderschaft sowie der Vorsitzende des VdK Ortsverbands Bad Hönningen und Rheinbrohl auf dem Bad Hönninger Friedhof, um in stillem Gedenken Kränze anlässlich des Gedenkens, für die Gefallenen der letzten beiden Kriege niederzulegen. „Stilles Gedenken? Ist das ausreichend, muss nicht vielmehr jeder von uns lautstärker und viel offensiver für die Werte unserer Gesellschaft eintreten?

Reicht es, was jeder von uns, persönlich für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun? Vielen von uns haben die Auswirkungen der CORONA-Einschränkungen derart beschäftigt, dass sie den Blick auf sich selbst gerichtet und nur am Rande registriert haben, was in der Welt vor sich ging. Denn Kriege, ob offen ausgetragen oder verharmlosend als Konflikt bezeichnet, gingen in aller Welt unvermindert weiter. Millionen Menschen starben durch Kriegseinwirkung, durch Hunger, durch Seuchen - und in Folge des sich verschärfenden Klimawandels. Bunte Bilder flimmern in den Fernsehnachrichten vorbei - und sind schnell wieder vergessen oder verdrängt, denn es wird schon irgendwie gut gehen.

Dem massiven russischen Truppenaufzug an der ukrainischen Grenze ab Sommer 2021 haben wir nicht die erforderliche Aufmerksamkeit zugewandt: Der russische Staatspräsident Putin würde es schon nicht zum Äußersten kommen lassen, und wir glaubten ihm nur zu gerne, wenn er jegliche Angriffspläne bestritt,“ so Stadtbürgermeister Reiner W. Schmitz. „Umso schockierender war daher für viele das Erwachen, als am 24. Februar diesen Jahres ein groß angelegter Angriff der russischen Armee auf die Ukraine erfolgte, mit dem offensichtlichen Ziel, die ukrainische Regierung zu stürzen und durch ein pro-russisches Regime zu ersetzen. Wähnten wir uns für Jahrzehnte in scheinbarer Sicherheit, so mussten wir nun mit Entsetzen feststellen, dass urplötzlich wieder Krieg in Europa ist - Krieg unmittelbar vor unserer Haustüre!

Gerade einmal 1200 km ist die ukrainische Grenze von unserer kleinen Stadt entfernt, bis Kiew sind es 1600 km, und bis zu den russisch besetzten und derzeit noch immer hart umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine sind es nur 2000 km! Das ist ein Katzensprung. Ausgerechnet Russland, das mit 27 Millionen Toten im 2. Weltkrieg fast 15% seiner Bevölkerung verloren hatte, fügt der ukrainischen Zivilbevölkerung unermessliches Leid zu. Bilder in Echtzeit zeigen zerschossene Wohngebäude, zerstörte Elektrizitäts- und Wasserwerke, Schulen, Fabriken. Wir sehen obdachlose, verwundete und getötete Menschen. Und mit dem Rückzug der russischen Truppen werden in den zuvor besetzten Gebieten Beweise für schwere Kriegsverbrechen an Zivilisten entdeckt, “ beschrieb der Stadtchef die momentane Situation. Des Weiteren wies er auf die Folgen des leidvollen Geschehens hin. „Mit einem Schlag sitzen wir im vermeintlich sicheren Deutschland in kalten Wohnungen und müssen Einschränkungen der Stromversorgung befürchten - genauso wie die unmittelbar vom Krieg betroffenen Menschen.

Wir müssen feststellen, dass wir auf Notlagen dieser Art nur sehr unzureichend vorbereitet sind. Es rächt sich der sorglose Umgang der vergangenen Jahre, zum Beispiel im Bereich des Ausbaus regenerativer Energien. Die weltweite Versorgung mit Rohstoffen und industriellen Produkten gerät ins Stocken, die Versorgung mit Lebensmitteln, insbesondere mit Getreide aus der Ukraine, ist stark eingeschränkt, auf dem Weltmarkt fehlen 13,5 Mio. Tonnen. Für die Ärmsten der Armen, die auf andere Märkte ausweichen müssen, steigen die Preise ins Unbezahlbare! Auch bei uns erhöht sich die Inflationsrate, die Preise für Güter des täglichen Bedarfs steigen spürbar,“ resümierte Reiner W. Schmitz. Es gibt Menschen, die den Volkstrauertag und das Gedenken an frühere Kriege und menschenverachtendes Tun überholt und nicht mehr zeitgemäß finden, aber gerade jetzt spürt jeder, dass wir ALLE mit diesem Kriegsgeschehen verbunden sind und auf welch dünnem Eis der Wohlstand aller gebaut ist.

Martina Sierocki