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Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Bad Hönningen
Ausgabe 50/2022
Aktuelles MUSS
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Currywurst oder Kakerlake!!  

Stammgast Sandy (re) zog alle Register des „guten Geschmacks“

Le Maestro de la Perfektion hatte Kakerlaken im Gepäck

Cousin „Prinz Harry von Anhalt“ ließ sich vom angeblichen „Gourmet-Tempel“ seiner Cousine begeistern

Der Bürgermeister nebst Gattin war gleich zur Stelle, um die Situation für seinen Wahlkampf zu nutzen

Die zahlreichen Theaterbesucher warteten, nach über zweijähriger Schaffenspause, gespannt im ausgebuchten Römersaal auf das, was kommen sollte. Denn es hieß endlich wieder „Vorhang auf und Bühne frei“ für die Theatergruppe des katholischen Junggesellenverein 1797 Rheinbrohl e.V. Das sehr junge, sich immer wieder wechselnde Ensemble aus Junggesellen und Ehrendamen unter der Regie von Christoph Gossler, wollte endlich präsentieren, was es erarbeitet hatte. Im Laufe der Jahre haben die Theaterspieler einen hohen Stellenwert beim Publikum erreicht und eins schon mal vorneweg - es war auch dieses Mal ein echter Hochgenuss dem jungen Team zuzuschauen! Doch zuvor hieß der Vorsitzende Til Wagner die Gäste im Saal willkommen, unter ihnen auch Pastor Christian Scheinost und VG- Bürgermeister Jan Ermtraud nebst Gattin. Die Theatergruppe, welche aus elf Schauspielern, zwei Souffleuren und Regisseur Christoph Gossler besteht, hatte seit Monaten für das Stück „Kaviar trifft Currywurst“, eine Komödie in drei Akten von Winnie Abel geprobt, um am Ende ein wirklich unterhaltsames Stück zu präsentieren: Es herrschte Panik bei Erna Wutschke, großartig in Szene gesetzt von Isabell Wierschem, denn sie musste in Rekordzeit ihre heruntergekommene Eckkneipe „Zum warmen Würstchen“ mit Menüangeboten wie lauwarme Pizza und Spinat für schlappe 17,97 Euro in eine „Edel-Lokation“ verwandeln! Kein leichtes Unterfangen, zumal ihr sponsernder Cousin, Prinz Harry von Anhalt, gespielt von Lukas Schmitz, seinen Besuch angesagt hatte. Schon mehrmals hatte er ihr finanziell unter die Arme gegriffen und dieses Mal war, wie man so schön sagte „Holland in Not“ und wenn es keine Finanzspritze gäbe, würde es das Ende für ihre „Currywurst Kneipe“ sein, zumal Erna ihrem Cousin, ihre Kneipe schon seit Jahren als „Edel-Restaurant“ verkaufte. Da war guter Rat teuer und die Zeit drängte. Jetzt musste die eher einfach gestrickte und bodenständige Erna plötzlich so tun, als sei sie nicht nur eine Spitzengastronomin, sondern auch ein bisschen eine Frau von Welt, was natürlich die kleine Eckkneipe und ihren tristen Alltag völlig auf den Kopf stellte. Hiervon betroffen waren vor allem die beiden „Galionsfiguren“, die ständig ihren Platz an der Theke besetzten. Da ist zum einen der arbeitslose Uwe, alias Simon Bednarz, der für einen anschaulichen „schiefen Turm“ an unbezahlten Deckeln sorgte, aber gleichzeitig als bierbauchiger, witziger Kerl für eine gute Stimmung am Tresen gut ist. Und nicht zu vergessen der schweigsame und E-Zigaretten rauchende Stammgast Heini, Steffen Jungbluth, der nicht nur die Kneipe als sein Wohnzimmer ansieht, sondern mit seinen gelegentlich zu vernehmenden „Mhm´s“, die aus einer dicken Qualm Wolke zu hören sind, das Publikum meisterlich zum Lachen brachte. Den weiblichen Part an Stammgästen übernahm Sandy Stuzke, alias Darlene Over. Eine alleinerziehende Mom und ein wenig unbedarft im Gemüt, die ihren Frühschoppen in der Kneipe verbringt, während das Töchterchen in der Kita spielt. Während sich Sandy in ein „Knackwurst enges Kleid“ zwängte, darunter Sexy-Unterwäsche vom KIK trug und dieses noch mit einer silberfarbenen Tasche sowie einem schwarzen Hut aufpeppte, stolperte Ernas tollpatschiger Lebensgefährte „Blümchen“ meisterlich in Szene gesetzt von Nico Mertesacker, zwischen Heiratsanträgen mit Dornenbesetzten roten Rosen, als piekfeiner Kellner von einer liebenswerten Katastrophe in die nächste und der vor sich hin qualmende Heini weigerte sich standhaft sein „Wohnzimmer“ zu verlassen. Als man schon meint schlimmer kann es nicht mehr werden, erscheint Ernas missgünstige Nachbargastronomin Wanda Schuster, alias Eva Breuer-Ermtraud, als Meisterköchin mit Kakerlaken im Gepäck, auf der Bühne. Was folgt ist ein Rasantes mit Humor und Lokalkolorit gewürztes Verwechslungsspiel, bei dem alles schiefläuft, was schieflaufen kann. Mit vielen fantasievollen Ideen und geschickten, gerade noch die Kurve kriegenden Ausflüchten, scheint es Erna doch noch zu gelingen, ihren Cousin von dem Edel-Restaurant mit „Ungeziefer-Charakter“ zu überzeugen. Doch als dieser dann auch eine Testerin, Ludmilla von der Steppe alias Maike Röttgen, vom Magazin „Der Feinschmecker“, ankündigt, bricht in Ernas vermeintlichem Edel-Restaurant das komplette Chaos aus und der Bürgermeister, Dieter Döge alias Felix Frorath wusste blitzschnell die ganze Situation politisch für seinen Wahlkampf zu nutzen! Einfach nur ein köstlicher Spaß für das Publikum und wie es schien auch fürs Ensemble! Auch Julia Reitz und Sophie Labonde wussten in ihren Nebenrollen das Publikum zu begeistern. Die Theaterfans lachten sich schlapp und dankten dem jungen Ensemble für einen grandiosen Theaterabend, mit nicht enden wollendem Applaus. Bravo, mehr davon!

Martina Sierocki