„Dat is Hünnijer Karneval“

Das am Samstagabend die Gassen und Straßen der Badestadt wie leer gefegt aussahen, war der Prunksitzung der Bad Hönninger Karnevalsgesellschaft geschuldet. Zahlreiche Jecken saßen, bunt kostümiert in der Sprudelhalle und warteten auf ein tolles und närrisches Programm der KG, welches bis weit nach Mitternacht die Jecken in Hochstimmung versetzten sollte. Schließlich galt es fast zwei Jahre närrische Enthaltsamkeit zu überwinden.

Die Lachmuskeln und die Arme Richtung Himmel mussten erst noch aktiviert werden. Aber alles kein Problem für die Hünnijer Narrenschaft, mit den ersten musikalischen Klängen, setzte der rheinische Karnevalsvirus wieder ein, gerade rechtzeitig, um mit der Prunksitzung in die aktuelle Session zu starten. Und schon kündeten Pauken und Trompeten den Einmarsch der Garden und der närrischen Regentinnen Prinzessin Diana I. nebst ihrem Team sowie den Kinderprinzessinnen Jolie I. und Romy I. mit ihren Zuckerpuppen an. Angeführt wurde der Tross vom bunt kostümierten Fanfarenzug Grün-Weiß, die den musikalischen Reigen im Hünnijer "Gürzenich" eröffneten. "Seit vielen Jahrzehnten sind sie dabei, dafür lassen wir sie dreimal von Hätze hochleben", bedankte sich Sitzungspräsident Marco Schmitz. Das Publikum tobte und die zum „Alaaf-Gruß“ erhobenen Arme klappten vorzüglich. Was vermuten ließ das sich unter den Gästen durchweg rheinische Frohnaturen befanden.

"Eine virtuelle Prunksitzung zu veranstalten, ist besser als gar nichts zu machen", sagte Hünnijens Prinzessin Diana I. "Aber ich habe nur in die 'Kiste' gesprochen. Es ist doch viel schöner, jetzt wieder hier oben op der Bühne zu stehen", rief die erste Soloprinzessin der Karnevalsgesellschaft Bad Hönningen, ihrem närrischen Volk zu. Auch die Kinderprinzessinnen Romy I. und Jolie I. (Labonde) heizten dem Publikum ein. "Heute feiern wir so richtig Karneval, jetzt stehen wir hier, was für ein Gefühl, was für eine Magie, und dass sogar mit zwei Kinderprinzessinnen, das gab es noch nie", forderte Jolie I. auf, es richtig krachen zu lassen. Treu ihrem Motto "Lollipop, Hünnije, oh Lolli Lolli Lolli Lollipop". Nach dem obligatorischen Verteilen der närrischen Schwermetelle sowie den Sessionsliedern nahm die Regentin auf der Bühne Platz und das offizielle Programm konnte beginnen. Mit einem Präsidententaxi, das "live" am Bildschirm verfolgt werden konnte, wurde Marco Schmitz zur Halle gefahren. Doch wie man mitverfolgen konnte, vergaß er den Protokollarius und Köbes Christian Feltens, der hinter dem Taxi herlief. Mit "Wir singen, tanzen, feiern und lachen und wünschen euch viel Spaß und Freude am heutigen Abend", startete Moderator Schmitz das Feuerwerk der Narretei. Überhaupt wurde es im Laufe der Großen Prunksitzung in diesem Jahr sehr musikalisch und so manche Überraschung wartete auf die jecke Schar. Stimmung machten auch Diana I. (Göttes) und ihr Team, allesamt Mitglieder des Damenkomitees Mokkakännchen. Im Vergleich zur virtuellen Prunksitzung 2022 "ist es einfach toll, euch live und in Farbe zu sehen".

Reichlich geschunkelt wurde auf das Lied "Dat is Hünnijer Karneval" vorgetragen vom Ehrenpräsident Konrad Hecken. Und plötzlich war er da, der Protokollarius, der den ganzen Weg zu Fuß hatte "gehen" müssen. Nach dem Blick auf das politische und mediale Weltgeschehen nahm er die lokalen Ereignisse aufs Korn. "Um wat ze finden, ihr vermutet es wohl, gucken mer mol zuallererst nach Rheinbrohl!", löste Feltens damit einen brüllenden Lacher aus. "Es pfeift von den Dächern ein jeder Spatz: Rheinbrohl behält doch seinen Römerplatz! Dass einer mit Parteibuch un Geld schon fast alles kann, das machte die Rheinbrohler janz schön sauer, Mann oh Mann." Angesichtes des Umzugs von "Labondese Jünther" nach Hünnije müsse der Name der Musikgruppe "Drei Nejer un en Bunn" in "en ruude, en jebleichte un zwei schwarze Bunne" umgetauft werden, stellte Feltens eine neue These auf. Er schlug eine Kapriole nach der anderen und hatte die Närrinnen und Narren auf seiner Seite. Auch die Rheinbrohler im Publikum nahmen die Spitzen nicht krumm, sondern belohnten die Attacken auf die Lachmuskeln mit viel Applaus. Natürlich präsentierten sich die Tanzgarde, Funken sowie Prinzengarde von der zackigen Seite.

Anlässlich des "11 x 11 un' 11"-jährigen närrischen Geburtstages der KG widmeten die Hünnijer Narren dem besonderen Ereignis das emotionale Lied "Hünnije Alaaf heißt: Mir sinn Eins". René Breitenbach sorgte zwischen dem „Hohen Haus und dem Hase-Eck“ mit einem eigenen Showprogramm aus kölschen Liedern wieder einmal für Furore. Mit "Wir leben auf beiden Seiten des Limes und zusammen feiern wir Fastelovend", sorgte er gar Gut Will zwischen Rheinbrohl und der Badestadt. Für Begeisterung sorgte Jessica Ley, das „Feuerfünkchen aus Saffig“. Ebenso wie das humoristische Urgestein Jürgen Bönder, der mit Anke Vogel im wahrsten Sinne des Wortes den „Vogel“ abschoss. Gäste von der anderen Rheinseite, aus Remagen und Hürth-Gleuel zeigten sich „funkenmäßig Spitze drauf und die "Ahrtalente" übernahmen dann das Programm und beendeten mit peppiger Musik das über 5-stündige Programm der diesjährigen Prunksitzung der Hönninger Karnevalsgesellschaft.

Hinter den Kulissen halfen Benjamin Friese und Tim Limberg. Für die Jecken war ein launiger Abend mit viel Tanz, Melodien und endlich wieder Karneval - Spitze!

Martina Sierocki