Sopranistin Lisa Graf wurde von Peter Bortfeldt am Klavier begleitet. Bei dem Konzert trat auch Harfenistin Marie-Claire Junke auf.
Unter dem Motto des rheinland-pfälzischen Kultursommers, „Kompass Europa - westwärts“ haben die diesjährigen Carl-Loewe Musiktage in Unkel gestanden. Zum Auftakt der Konzertreihe präsentierten Lisa Graf (Sopran), Marie-Claire Junke (Harfe) und Peter Bortfeldt (Klavier) unter der musikalischen Leitung von Marc Unkel eine Auswahl an Liedern der Romantik aus Irland, Belgien, Frankreich und weiteren Ländern. Der historische Saal der Burg Unkel entfaltete wieder eine wunderbare Konzertatmosphäre.
Die Eintrittskarten für die insgesamt vier Veranstaltungen waren schnell ausverkauft, freute sich Familie von Weichs, die die Konzerte für den veranstaltenden Geschichtsverein Unkel organisierten. „Nach der Corona-Pause haben wir die Musiktage mit einem etwas verkürzten Konzertprogramm weitergeführt. Wir sind glücklich, dass die Konzertreihe doch so schnell wieder Fahrt aufgenommen hat“, freute sich auch Marc Unkel. Das diesjährige Programm beinhaltete das Auftaktkonzert, eine weitere Serenade in der Oberen Burg, ein konzertanter Spaziergang durch Unkel und das Abschlusskonzert im Plamenhaus. „Zwei Wochen vor Beginn mussten wir die Anrufer schon auf eine Warteliste setzen“, berichtete der Musikalische Leiter. Dieses Jahr habe man sich wieder an das Motto des Kultursommers gehalten. So widmete sich das zweite Konzert dem „Romantischen Europa - Frankreich und die Britischen Insel“ mit Joanne Walter-Unkel (Oboe/Englischhorn) und Marc Unkel (Klavier) und der Spaziergang dem „Kompass durch Unkel“ mit dem Volkschor Bergheim und Kantorei Unkel, die an den schönsten Fleckchen Unkels keltische Chormusik präsentierten. „Zu Besuch in Versailles - Auf den Spuren von Mozart, Loewe, Mendelssohn und Saint-Saens“ lautete der Titel des Abschlusskonzertes, das von Joanne Walter-Unkel (Oboe), Roman Brncic (Violine), Till Mengler (Viola), Bernhard Schwarz (Violincello) und Marc Unkel (Klavier) gestaltet wurde. Pünktlich um 18 Uhr wurde das Eröffnungskonzert mit den Glocken der benachbarten St. Pantaleon-Kirche eingeläutet. Die in den Saal hineinscheinende Abendsonne sorgte für besondere Atmosphäre. „Heute wird es spannend, denn unter anderem werden zwei Vertonungen von ‚Frauenliebe und Leben‘ - einmal von Carl Loewe und einmal von Robert Schumann - gleich zu hören sein“, sagte Marc Unkel bei der Begrüßung. Zuerst begeisterte Harfenistin Marie-Claire Junke mit einer Sonate von Philipp Jacob Mayer. Musikwissenschaftler Dr. Robert Abels von der Universität Koblenz gab dem Publikum einen Einblick in das Schaffen und Wirken der Komponisten, so auch in das Leben von Carl Loewe und Robert Schumann und in die Hintergründe des Zyklus „Frauenliebe und Leben“. Laut Abels wurde der von Adelbert von Chamisso stammende Gedichtszyklus von mehreren Komponisten der Romantik vertont. „Man sieht, die Romantiker kannten sich alle gegenseitig und standen in engem Austausch und Wettbewerb.“ Worum geht es in diesem Liederzyklus? „Die Gedichte folgen in Ich-Form den Lebensstationen einer einfachen Frau aus dem Bürgertum: Im ersten Lied erblickt sie ihren zukünftigen Mann und hat keine Augen mehr für etwas anderes. Im zweiten Lied wird er aus der Ferne angebetet. Im dritten Lied kann die junge Frau es überhaupt nicht fassen, dass der Mann sie als seine Ehefrau auserwählte. Im vierten Lied trägt sie den Verlobungsring und beschließt: ‚Ich werd ihm dienen, ihm leben, ihm angehören ganz, hin selber mich geben und finden verklärt mich in seinem Glanz‘.“ Im fünften wird geheiratet, im sechsten merkt sie, dass sie schwanger ist, im siebten hält sie ihr Kind im Arm: „Nur eine Mutter weiß allein, was lieben ist und glücklich sein“, sang Lisa Graf. Im achten Lied besang die amerikanische Opern-, Konzert- und Liedsängerin die Erschütterung der Frau über den Tod ihres Mannes und im letzten Lied besang sie schließlich den Blick der inzwischen alten Frau auf ihre Enkelinnen. Wenn Löwe auch die traurigen Passagen mit entsprechender Musik vertonte, waren dessen Lieder allesamt heller und verspielter als die schwerere, geheimnisvollere Vertonung von Robert Schumann. Eine Ballade von Alphonse Hasselmans für Harfe zählte ebenfalls zum Konzert. Viel Applaus vom Publikum gab es am Konzertende für Marie-Claire Junke, Peter Bortfeldt und Lisa Graf. Nächstes Jahr feiert der Geschichtsverein 30 Jahre Carl-Loewe Musiktage. Anlässlich des runden Geburtstages werde das Programm im kommenden Jahr erweitert, kündigte der Musikalische Leiter an. Dem Thema „Europas Süden“ zufolge werden dann unter anderem Werke italienischer und spanischer Komponisten erklingen.