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Wochen-Kurier Verbandsgemeinde Unkel
Ausgabe 34/2022
Aktuelles MUSS
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Der Geschichtsverein Unkel feierte die erfolgreiche Premiere seines neuen Theaterstücks „Josef Decku – Bürgermeister zwischen Weltkrieg und Diktatur“

Die Theatergruppe des GVU wird vom Publikum im Palmenhaus Unkel gefeiert, vorne Wolfgang Ruland in der Titelrolle

Ein Tisch, ein Telefon, ein Stuhl - mehr braucht Regisseurin Doris Fortuin nicht, um die Amtszeit von Josef Decku lebendig werden zu lassen. 1919 wurde er auf Lebenszeit als Unkeler Bürgermeister ernannt, 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt. In mosaikartigen Szenen aus seinem Berufs- und Privatleben lassen die Schauspieler des Geschichtsvereins Unkel diese Zeit wieder aufleben.

In der Titelrolle des Josef Decku gelingt es Wolfgang Ruland, die Konflikte des Amtsträgers ebenso überzeugend darzustellen wie die Schwierigkeiten, die daraus für den Familienvater Decku entstehen. Seine Ehefrau Mimi, gespielt von Daniela Görken-Bell, steht dabei an seiner Seite. Die meisten anderen Mitglieder des Ensembles müssen mehrere Rollen übernehmen und tun das mit großer Spielfreude und Liebe zum Detail.

Die Inszenierung von Doris Fortuin sorgt für schnelles Spiel und Bewegung auf der Bühne. Von der -authentischen- Figur des Stadtschreibers Severin Schreiner werden die Zuschauer über die historischen Umstände aufgeklärt, in denen sich Decku bewegt. Den Zuschauern wird nicht nur eine interessante und lehrreiche Handlung geboten, sondern auch ein unterhaltsamer Abend im sommerlichen Ambiente des Henkelparks.

Im nahezu ausverkauften Palmenhaus der Villa Henkel in Unkel fand am Freitag, 12. August, die Premiere des Stückes statt. Die Proben hatten bereits 2019 begonnen. Die Aufführung musste jedoch wegen der Corona-Beschränkungen immer wieder verschoben werden.

Decku wurde 1889 in Köln geboren und war später in der Kommunalverwaltung unter Konrad Adenauer tätig. Wie dieser gehörte Decku dem Zentrum an. In Unkel trieb er vor allem den Ausbau der Infrastruktur voran: Eine Straße nach Bruchhausen und eine Umgehungsstraße wurden gebaut, ebenso die Flutbrücke in Heister. Die Wasserversorgung wurde erweitert, die Schule und das Christinenstift wurden modernisiert.

Decku war im katholischen Milieu seiner Gemeinde verwurzelt. Er führte die Bürger von Unkel erfolgreich durch schwierige Zeiten: Durch Hunger und Wirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg, durch die Weltwirtschaftskrise, durch drei Hochwasser des Rheins 1919-20, 1924 und 1926. Öffentlich prangerte er die französische Besatzung an, wurde von den Franzosen dafür inhaftiert und ausgewiesen, kehrte danach aber in das Unkeler Rathaus zurück. Doch die Berufung auf Lebenszeit endete nach 14 Jahren jäh. Als Zentrumspolitiker hielten ihn die Nationalsozialisten für politisch unzuverlässig und zwangen ihn nur wenige Monate nach der „Machtergreifung“ sein Amt aufzugeben.

Elisabeth Bovy und Gisela Meitzner haben aus diesem Stoff auf Grundlage von Akten aus dem Unkeler Stadtarchiv und anderen Quellen aus den 20er und 30er Jahren eine interessante und lebendige Story entwickelt. Sie zeigt Decku nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Privatmann und Familienvater.