Prof. Dr. Dieter Ronte (von links), Künstler Lars Ulrich Schnackenberg, Museumsleiterin Jennifer Stein und Landrat Achim Hallerbach bei der Ausstellungseröffnung.
Das Leben ist ein offenes Werk: Unter dem Titel „Life is an open work“ ist im Neuwieder Röntgen-Museum eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Lars Ulrich Schnackenberg eröffnet worden. Die Retrospektive zeigt rund 30 Arbeiten des Unkeler Kunstschaffenden und kann bis Sonntag, 10. November, besucht werden.
Mit einer Kombination aus Fotografie und der heute selten verwendeten Enkaustik-Technik thematisiert der Künstler Themen des Alltages sowie des Weltgeschehens. So setzen sich Schnackenbergs Werke der vergangenen Jahrzehnte zu einer Art Tagebücher zusammen. Im Laufe der Ausstellung bieten sich zwei weitere Gelegenheiten, mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen.
Am Sonntag, 6. Oktober, 14.30 Uhr sowie am Sonntag, 3. November, 14.30 Uhr, lädt das Röntgen-Museum zu einer Dialogführung mit Schnackenberg und Museumsleiterin Jennifer Stein ein.
Zu Beginn der Vernissage freute sich Landrat Achim Hallerbach über den vollen Festsaal im Röntgen-Museum und stellte den Unkeler Künstler vor. 1948 in Bad Reichenhall geboren, studierte Schnackenberg in Augsburg, Oberammergau und Berlin, wurde Gastdozent und später Professor für Bildhauerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter.
2010 gründete er den Linzer Kunstverein, initiierte unter anderem den Basaltskulpturenweg zwischen Linz und Unkel und „beteiligt sich regelmäßig an den Jahreskunstausstellungen des Röntgen-Museums“, sagte Hallerbach.
Der Bildhauer sei seit mehr als 20 Jahren auch einer weiteren Kunstform treu: der Fotografie und der Enkaustik, bei der mit einer Schicht aus Leimen, Wachsen, Ölen und Farbpigmenten eine haptische Schicht auf die Leinwandprints (Fotocollagen) aufgebracht wird. „Lars Ulrich Schnackenbergs Kunst ist keine zum Vorbeiflanieren, sondern eine zum tieferen Ergründen. Entdecken Sie die subtile und doch gewaltige Ästhetik bis in die tiefen Schichten von Lars Ulrich Schnackenbergs Arbeiten.“
„Die ‚Tagebücher‘ wirken sehr überlegend, sehr fragend, vielleicht auch etwas zweifelnd an dieser Weltordnung. Sie zeigen auf, wie man daraus lernen kann, dass die Geschichte, die Umwelt und der Alltag nicht einfach so einem Verabredungscharakter unterliegt“, lud Laudator und Kunsthistoriker Dieter Ronte, ehemaliger Leiter des Kunstmuseums Bonn, ein, das Leben als ein offenes Werk zu sehen. „Wir lernen bei der Betrachtung Schnackenbergs Kunst sehr viel über uns. Es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass er ein Künstler mit einem ungeheuren großen Erfahrungsschatz ist.“
Ronte kritisierte das immer einfachere Denken, die zunehmende „Vereindeutigung“ auf der Welt, gegen die sich Schnackenberg stemme. Alles werde auf einen Punkt gebracht, ein weiteres Ausdenken, ein vermehrtes Denken sei praktisch nicht mehr gestattet, leider folgten die Museen diesem Ansatz.
So würden Bilder zusammen ausgestellt, die alle einen einzigen narrativen Diskurs hätten. Somit fehle der Blick auf die großen Zusammenhänge und darauf, dass es nicht nur den einen Diskurs geben müsse. Die Arbeiten von Schnackenberg seien daher so wichtig. Die vier in der Ausstellung zu sehenden Bildzyklen „Existenziell“, „Narrative Landschaft“, „Summertime“ und „La vita come commedia dell’arte“ regten an, mit sich selbst und der persönlichen Wahrheit, die der Betrachter in den Werken findet, näher zu beschäftigen.
Klare und schattenhafte Motive, nebeneinander oder überlagend, eingebettete historische Bezüge wie das Konterfei von Willy Brandt, Raum für eigene Gedanken in den großformatigen Triptychons oder Polyptychons – dies alles und noch viel mehr soll Assoziationen wecken, aber keine vorgefertigten Antworten liefern. Im Anschluss an die Laudatio machte die Museumsleiterin auf den Ausstellungskatalog aufmerksam und bedankte sich bei den Musikern Ralf Grottian (Mundharmonika) und Alexander Reffgen (Saxophon und Klavier), die die Vernissage musikalisch begleiteten.
Die Öffnungszeiten des Röntgen-Museums: Dienstag bis Freitag, 11-17 Uhr, Samstag und Sonntag, 14-17 Uhr, Feiertag ebenfalls 14-17 Uhr, montags geschlossen. Mehr Informationen unter www.roentgen-museum-neuwied.de