Neue Kuhställe fördern das Tierwohl und die Lebenserwartung unserer Milchkühe, die für den Mensch nicht verwertbare Biomasse in hochwertige Milch und Fleisch verwandeln.
Agrartag in Rettert
Am 1. Februar 2023 fand wieder der traditionelle (am ersten Mittwoch im Februar) Agrartag in Rettert statt. In Zusammenarbeit des landwirtschaftlichen Vereins Rhein-Lahn und der Züchtervereinigung Koblenz e. V. wurde dieser Tag gestaltet. Im Zuge der Vereinsregularien wurde der Vorstand neu gewählt. Dieser setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vors. Heiko Weber, 2. Vors. David Römer, Betreuer Jürgen Mohr, Kassierer Rüdiger Rau, Schriftführer Maik Singhof, Beisitzer: Kurt Maus, Thorsten Plies, Andreas Struth.
Nach den Vereinsregularien stand im allgemeinen Teil des landwirtschaftlichen Vereins Rhein-Lahn ein Fachvortrag zum Thema „Neue GAP“ (Gemeinsame Agrarpolitik) in Vordergrund. Ziel der neuen Reform ist es, die Landwirtschaft bis 2027 nachhaltiger und ökologischer zu gestalten. Vereinfacht dargestellt koppelt man die Beihilfe an verschiedene Umweltleistungen. Durch Kombination dieser Leistungen kann in etwa die Höhe der „alten“ Beihilfesätze- jedoch mit deutlich mehr Aufwand erzielt werden. Zu beachten ist jedoch, dass aufgrund verschiedener Betriebsstrukturen in machen Betrieben diese Zusatzleistungen nicht genutzt werden können, so dass ab diesem Jahr dort mit weniger Beihilfe zu rechnen ist. Weiter soll mit der Reform die Junglandwirte von kleinen und mittelständigen Betriebe mit einer Aufstockung der „Junglandwirteprämie“ besser gestellt werden. Neu ist hingegen, dass die Junglandwirte (bis Vollendung des 40igsten Lebensjahr) auch über eine entsprechende Qualifikation verfügen müssen. Hiermit soll dem Übertragen des Betriebs z.B. auf die nächste Generation zur Prämienoptimierung entgegen gewirkt werden. In Zug einer Abendschule bieten das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) interessierten Personen (bei entsprechenden Voraussetzungen) einen Lehrgang im Bereich Landwirtschaft an. Anschließend haben die Teilnehmer dann die Möglichkeit die Prüfung im Bereich Landwirtschaft abzulegen.
Mit einer neu eingeführten Tierprämie für Mutterkuh- und Schafhalter soll ein Anreiz geschaffen werden den rückläufigen Tierzahlen entgegen zu wirken. In einem Fachvortrag wurden die Teilnehmer über Neuerungen und Änderungen mit entsprechenden Beispielen durch den Unterzeichner informiert.
Jürgen Mohr DLR Westerwald- Osteifel
Am Nachmittag standen die Milchviehhalter des Rhein-Lahn-Kreises im Mittelpunkt. In dem vergangenen Jahr sind durch die geringere Futterqualität aus 2021 und der Hitze im Sommer 2022 die Milchleistungen unter dem Vorjahr geblieben. Das hat die Milchanlieferung nach unten gezogen und die Milchpreise nach oben entwickeln lassen. Durch der hohen Energiekosten und Marktverwerfungen an den Agrarmärkten, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, sind die Kosten für die Produktion gestiegen. Dennoch hat sich der Milcherzeugerpreis erst mal seit 15 Jahren deutlich nach oben bewegt. In den vergangenen Monaten sind seit Langen kostendeckende Milchpreise bei den konventionellen Milcherzeugern erzielt worden. Allgemein haben in den vergangenen Jahren die Milcherzeuger sehr schwierige Jahre hinter sich. Da ist es auch mal nötig, die finanziellen Löcher vergangener Jahre zu stopfen. Übrigens, die Biomilch-Erzeuger sind im Jahr die Verlierer. In den vergangenen Jahren ist das Angebot stetig gestiegen und die Nachfrage gerade im letzten Jahr durch steigende Inflation vom Verbraucher zurückgegangen. Das Problem ist, dass die Biomilch Produktionskosten sehr hoch sind und die Kostensteigerungen an den Verbraucher nicht weitergeben werden konnten, da ansonsten die Nachfrage noch stärker zurückgegangen wäre. Die ganze Spate der Nischenprodukte haben im Jahr 2022 durch die Angst der schwächenden Kaufkraft an Nachfrage verloren. Aktuell sind jedoch die Preise für konventionelle Milchprodukte nachgebend.
Mittlerweile sind nur noch 39 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis mit Milchviehhaltung, die unter Milchleistungsprüfung stehen. Im Jahr 2022 sind 2.696 Kühe im Schnitt oder 69 Kühe je Betrieb geprüft worden. Die Kühe im Rhein-Lahn Kreis geben im Schnitt 9.081 kg Milch mit 4,05 % Fett und 3,37 % Eiweiß. Mit diesen Milchleistungen liegen mittlerweile die Leistungen über dem Landesdurchschnitt. Die jungen Landwirte im Kreis haben in den vergangenen Jahren in neue Ställe mit viel Komfort investiert. Der Lohn ist, dass die Tiere es einem direkt danken, in dem sich die Milchleistung verbessert. Geht es dem Tier gut, geht es dem Landwirt auch gut!
Im Kreis nehmen die Kühe mit hoher Lebensleistung immer weiter zu. In diesem Jahr gibt es zehn Kühe, die in ihrem Leben über 100.000 kg Milch gegeben haben. Die Liste führt die Kuh Sabrina von der Stricker GbR, Niederwallmenach, mit 128.472 kg Milch an. Die fast 15-jährige Kuh hat in diesem Jahr jedoch den Betrieb Stricker verlassen.
Im Rhein-Lahn Kreis gibt es nicht nur gute Milchviehhalter, sondern auch erfolgreiche Fleischrinderzüchter. So waren die beiden Limousinzüchter Stefan Heinze, Weisel, und Gerhard Beilstein, Welterod, bei dem Verkauf von zwei hervorragenden Deckbullen erfolgreich. Sie erzielten zum Teil Spitzenpreise auf der Online-Auktion im Januar 2022.
Im Juni 2022 fand auch das Bundestreffen der Charolais-Züchter in Rheinland-Pfalz statt. Mit auf dem Programm stand der Betriebsbesuch bei Liane Forst in Eschbach. Hier trafen sich über 50 Zuchtbegeisterte aus ganz Deutschland, um sich über die Qualität der Rhein-Lahn er Charolais zu überzeugen.
Für besonders gute Betriebsleistungen wurden in diesem Jahr aus dem Rhein-Lahn-Kreis mit bronzenen Kammerpreismünzen die Betriebe Roger und Marcell Crecelius GbR, Miehlen; Holstein GbR, Bogel; David Römer, Endlichhofen, und Maik Singhof, Berg, ausgezeichnet.
Die brillanten Ergebnisse zeigen, dass die jungen Landwirte in der Tierhaltung auf einem guten Weg sind. Denn es darf nicht in der allgemeinen Diskussion vergessen werden, dass 60 % der erzeugten Biomasse in der Landwirtschaft nur über den Wiederkäuer (Rind, Schaf und Ziege) zu einem hochwertigen Nahrungsmittel zu Milch und Fleisch veredelt werden kann.
Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.