Vor 10 Jahren kam der damals frisch gewählte Gemeinderat auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könne, das Amt der Ortsbürgermeisterin zu übernehmen. Geschichte… Ich blicke dankbar auf eine freudige, traurige, ärgerliche, herausfordernde, spannende und vor allen Dingen lehrreiche Zeit, die auch einen ganz wesentlichen Anteil an meiner persönlichen Entwicklung hatte - positiv wie negativ.
Es gibt viele naturgegebene Widrigkeiten, die einem dieses Amt von vornherein nicht gerade leicht machen. Mit der Beleuchtung des Treppenaufgangs am Denkmal, der Erneuerung des Spielplatzes, der Sanierung des Weges Richtung Friedhof oder auch von Waldwegen im Forstbereich, der Anschaffung einiger Gerätschaften zur Grünflächenpflege, der neuen Einfriedung des Friedhofs, der Erneuerung der Wege auf dem Friedhof selbst sowie der bevorstehenden Resterschließung der Zargaß gab es schon ein paar dicke finanzielle Brocken für den Erhalt unserer infrastrukturellen Einrichtungen allein mit der Widrigkeit „Haushaltsgenehmigung“ zu stemmen. Aufgaben und Handlungsbedarf sind immer noch reichlich vorhanden, aber es galt, einen Ansatz zu finden und erreichbare Ziele zu verwirklichen, ohne die Gemeinde und auch die Bürger (z. B. durch Anhebung der Grundsteuerhebesätze zur Finanzierung von alldem) zu überstrapazieren. Nebenbei war das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, was oft gut, manchmal auch weniger gut gelang und häufig „Feuerlöschcharakter“ hatte. Hier ein fettes Dankeschön an die treuen und immer wieder zur Seite stehenden „Brandbekämpfer“ und meine Familie, die immer wieder kurzfristig einsprangen. Es gilt, weiterhin an einer neuen, stabilen und möglichst kostenarmen Struktur für die ganz banalen Dinge vor Ort zu arbeiten. Gerade mit den gut vernetzten neuen Ratsmitgliedern wird dies gelingen!
Ich nehme nicht für mich in Anspruch, immer geschickt agiert oder alles richtig gemacht zu haben. Meine oft konservative und stringente Einstellung in mancher Frage beliebt nicht jedem. Die Einhaltung gewisser Grundregeln ist für mich in einer Gemeinschaft unabdingbar und so bin ich, verbunden mit der Fragestellung „Was ist, wenn das jeder so macht?“ dem ein oder anderen auf die Füße getreten. Nettigkeiten wie z. B. aufgeschnittene Autoreifen als Reaktion regen allerdings zum Nachdenken an und warnen davor, dass nicht jeder von uns eine Hemmschwelle besitzt. Auch mancher facebook-Beitrag zeugte von vielem, nur nicht von Anstand oder gutem Geschmack, und darf als „Hass und Hetze im Internet“ verstanden werden. Egal, wie unterschiedlich die Meinungen sein mögen: dies sollte nicht zum „neuen Stil“ in unserem Dorf werden. Bedanken möchte ich mich aber gleichzeitig bei all jenen, die sich nicht hieran beteiligt bzw. weiterhin einen vernünftigen Kommunikationsstil gepflegt haben!
Eine meiner Zielsetzungen zu Beginn der Amtszeit, nämlich die Gemeinschaft zu fördern, war mir gerade unter den vorgenannten Umständen nicht (mehr) gegeben. Feste tragen mit Sicherheit zu einem fröhlichen Zusammensein bei. Zum Zusammenhalt gehört aber deutlich mehr dazu. Gemeinschaft kann nicht ohne eine Basis aus Respekt und Rücksichtnahme im täglichen Umgang miteinander erwachsen. Vielmehr ist ein gewisses Maß an Verständnis und der Bereitschaft, zuhören zu wollen, und auch der Selbstkritik erforderlich. Die Frage nach dem Hintergrund wurde so gut wie nie gestellt, wenn in der Öffentlichkeit wieder einmal ein Thema heiß diskutiert und einseitig Meinung aufgrund von Erzählungen am Biertresen oder im Vorbeigehen auf der Straße gebildet wurde - egal, ob es das Aufstellen von Halteverbotsschildern oder auch eine eigentlich sehr persönliche Entscheidung, nämlich den Austritt aus örtlichen Vereinen betrifft. All dies ist mit einer Vorgeschichte verbunden! Hier sehe ich viel Potenzial und hoffe, dass künftig der ein oder andere nicht nur Information konsumiert, sondern auch nachdenkt, ob das Gehörte mit dem, was man wirklich weiß, zusammenpasst.
Meinem Nachfolger Stefan Hofmann wünsche ich alles Gute, eine glückliche Hand und in vielen Fällen auch einen verdammt langen Atem. Du wirst das schon machen!