NASSAU. Vieles läuft in Nassau schon gut, aber einiges kann und muss noch deutlich besser werden, sagte der amtierende Stadtbürgermeister Nassaus, Manuel Liguori (SPD) gegenüber der Redaktion. Darum möchte Liguori noch mindestens eine zweite Amtszeit dranhängen. Was die Spatzen schon länger von den Dächern pfiffen, hat die SPD-Fraktion kürzlich offiziell gemacht. Der Amtsinhaber tritt bei der nächsten Kommunalwahl am 9. Juni 2024 erneut an. Im Interview spricht er über seine erste Amtszeit, seine Wahlversprechen und die Gründe, wieder zu kandidieren.
„Viele Bürgerinnen und Bürger haben mich gefragt, ob ich für eine zweite Amtszeit als Stadtbürgermeister zur Verfügung stehe. Ich habe ihnen versprochen, auf die Frage rechtzeitig Auskunft zu geben. Ich habe mich jetzt klar entschieden. Ja, ich werde mich für eine zweite Amtszeit im Juni nächsten Jahres zur Wahl stellen“.
„Auch bevor ich in den Landtag nachrückte, hatte ich bereits eine Doppelbelastung. Das Amt des Stadtbürgermeisters ist ein Ehrenamt. Deshalb war ich parallel als Diplom-Handelslehrer an der Berufsbildenden Schule in Diez tätig. Die Anstellung als Oberstudienrat habe ich gegen das Mandat im Landtag getauscht. Ich mache seit einem Jahr hauptberuflich Politik und kann mir meine Termine freier einteilen. Davon profitiert auch mein ehrenamtliches Engagement als Stadtbürgermeister. Meine beiden Ämter lassen sich sehr gut miteinander vereinbaren. Ich nehme diese nicht als Belastung war, sondern bin dankbar, meiner Heimat damit dienen zu können. Wichtig ist, dass man gut organisiert ist und die Familie hinter einem steht. Beides ist bei mir der Fall“.
„Mir war es vor etwas mehr als vier Jahren wichtig, dass die Stadt Nassau wieder in die Erfolgsspur kommt. Deshalb bin ich als Stadtbürgermeister angetreten. Durch gemeinsames Handeln ist dies gelungen. Wir kommen in allen Themen und Projekten voran. Nassau ist auf einem sehr guten Weg. Jetzt geht es darum, ruhig und sachlich weiterzuarbeiten. Dann wird Nassau bald wieder hervorragend dastehen und für die Zukunft aufgestellt sein. Auf ihrem Weg in die Zukunft möchte ich unsere Stadt weiterhin mit Herzblut als Stadtbürgermeister begleiten“.
„Sehr gerne sogar. Die Menschen in der Stadt Nassau begegnen mir sehr positiv und unterstützen mich sehr stark. Ich verstehe mich als erster Diener meiner Stadt und liebe es, wenn wir in Projekten vorankommen. Das ist der Fall und stimmt mich sehr freudig“.
„Die Bürgerinnen und Bürger sehen immer nur das Endergebnis eines langen Arbeitsprozesses. Sozusagen die Spitze des Eisbergs. Bis es so weit ist, dass man Erfolge verkünden kann, sind viele Gespräche, Abstimmungstermine und eine Menge Beharrlichkeit nötig. Häufig ist die Stadt Auftraggeber und Motor von Projekten. Manchmal sind wir aber auch Projektpartner und tragen unseren Teil dazu bei, dass Vorhaben in Nassau verwirklicht werden. Deshalb danke ich allen Vereinen, Institutionen, Verbänden, Stiftungen und Privatpersonen, die in den letzten Jahren unsere Stadt vorangebracht haben. Ich möchte keine Erfolge für mich alleine verbuchen. Es ist immer eine Gemeinschaftsleistung. Diese hat dazu geführt, dass „WIR“ trotz unserer klammen Stadtkasse viel in den vergangenen Jahren erreicht haben. Ein paar Beispiele möchte ich gerne stichpunktartig nennen:
Unser jüngstes Projekt ist die Errichtung eines Fitness-Parcours im Stein-Park neben den Tennisplätzen. Die Fitnessgeräte bieten Trainingsmöglichkeiten für alle Generationen und sind mit einer Anleitung versehen. Der Bauhof der Stadt Nassau wird diese in der nächsten Zeit aufstellen, sodass sie bald für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen. Wir möchten, dass die Menschen lange fit bleiben und ein hohes Alter erreichen“.
„Ich habe wenig Wahlversprechen im Jahre 2019 geäußert. Zentraler Gedanke meiner Kampagne damals war, dass wir uns nur gemeinsam aus dem Dornröschenschlaf befreien können, in dem sich Nassau damals befand und dass ich als „Teamleiter“ meinen Beitrag dazu leisten möchte. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Gespräch mit dem ADD-Präsidenten ein. Der ADD-Präsident war 2019 zu Gast in Nassau. Beim Gespräch habe ich ihn gefragt, warum einige Städte und Gemeinden so erfolgreich sind und andere eher abgehängt wirken. Er sagte mir darauf, dass es häufig an den handelnden Personen vor Ort liegt. Wenn es vor Ort eine positive Grundstimmung gibt, die handelnden Personen ehrlich miteinander umgehen und bereit sind zu arbeiten, dann kann man eine Menge für die Menschen erreichen, auch wenn die Finanzen knapp sind. Dies ist in Nassau derzeit der Fall und hat dazu geführt, dass in den wenigen Jahren eine Menge erreicht wurde. Deshalb bin ich sehr zufrieden mit dem bisher erreichten“.
„Ich bin sehr froh, dass uns das Land Rheinland-Pfalz von der Hälfte unserer Liquiditätskredite befreit. Das hilft uns besonders vor dem Hintergrund, dass die Zinsen derzeit steigen und wir aufgrund dieser Tatsage eine hohe Zinsbelastung in den nächsten Jahren genommen bekommen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Es würde uns noch mehr freuen, wenn der Bund die zweite Hälfte der Liquiditätskredite übernehmen würde. Dann ist es wichtig, dass bei den Städten und Gemeinden in den nächsten Jahren mehr Einnahmen verbleiben und nicht so viel Geld über die Umlage an den Kreis und die Verbandsgemeinde abgeführt werden muss. Wenn das gelänge, hätten wir vor Ort mehr Geld für Projekte zur Verfügung. Darüber hinaus ist unser Haushalt enorm abhängig von Gewerbesteuereinnahmen. Die Gewerbesteuer ist eine sehr volatile Steuer. Deshalb wird unser Haushalt in einem Jahr besser aussehen und in einem anderen Jahr weniger gut. Damit müssen wir klarkommen“.
„Gemeinsam mit der IHK, der Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde, der Touristik Bad Ems-Nassau und des Werberings Nassauer Land haben wir uns auf den Weg gemacht, den Stadtkern weiter zu beleben. Dazu hat jüngst eine Befragung von Gewerbetreibenden durch die IHK stattgefunden. Diese Ergebnisse wollen wir in einem Workshop miteinander besprechen und Maßnahmen daraus ableiten. Nicht mehr nutzbare Gewerbeflächen sollen im Rahmen des Programms „Stadtentwicklung“ in Wohngebäude umgebaut werden. Dieser Umbau wird gefördert und ist attraktiv für die Eigentümer. Bei Interesse können sich die Eigentümer gerne an die Stadt oder die Verbandsgemeinde wenden.
Wir müssen uns mit dem Stadtkern aber auch ehrlich machen. Viele von uns kaufen mittlerweile sehr gerne ihre Waren und Produkte im Internet. Zum Einkaufen von Kleidung und persönlichen Gegenständen fahren die Bürgerinnen und Bürger häufig in die Mittel- und Oberzentren wie beispielsweise Koblenz, Montabaur oder Limburg. Für uns in Nassau ist es wichtig, attraktiv für (Tages-)Touristen zu sein, den „Wohlfühlcharakter“ unserer Innenstadt weiter auszubauen und Dinge des täglichen Bedarfs in unserer Stadt einkaufen zu können. Dies ist derzeit der Fall und muss von uns bewahrt werden. Ich habe es auch noch nicht aufgegeben, einen Drogeriemarkt nach Nassau zu holen“.
„Die Arbeit wird uns so schnell nicht ausgehen. Wir haben noch viele Projekte vor der Brust. Zunächst ist es wichtig, dass wir unsere städtischen Immobilen weiter sanieren. Die Sanierung des Günter-Leifheit-Kulturhauses wird im Jahr 2024 abgeschlossen werden. Dann soll auch der Kulturkeller wieder für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Bei der Sanierung des Rathauses sind wir auch auf sehr gutem Weg. Im nächsten Jahr soll der Naturpark Nassau und eine IT-Firma ins Rathaus einziehen. Ich bin froh, dass wir bei der „Alten Schule“ in Scheuern den ersten Schritt der Sanierung mit einem neuen Dach begonnen haben. Ein weiterer Zuschussantrag für den Rest des Gebäudes ist gestellt. In der nächsten Zeit werden uns Pläne für die Gestaltung der Plätze an der Ecke Bachgasse/Schlossstraße/Obertal und am Bahnhof (ehemaliges Toilettenhäuschen) präsentiert. In einem weiteren Schritt ist es geplant, den gesamten Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten. Die Ertüchtigung unserer Friedhöfe in Nassau und Scheuern, der Fußgängerbrücke im Mühlbachtal und der Wanderwege insgesamt sind mir ebenfalls große Anliegen. Das so genannte „Stein-Projekt“ nimmt langsam Formen an und wird in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden. Der Innenhof und der Palas der Burg werden in den nächsten zwei Jahren saniert. Ich möchte gerne mehr Barrierefreiheit in unserer Stadt erreichen und mehr Bewegungsmöglichkeiten für junge Menschen schaffen. Das ist eine lange Agenda, die über die nächste Wahlperiode hinausreicht. Ich bin bereit für eine zweite Amtszeit und möchte die Bürgerinnen und Bürger herzlich weiterhin um Unterstützung bitten“.
Manuel Liguori, geboren 1980 in Nassau/Lahn, verheiratet, ein Kind