Am 05. Februar 2025 fand der traditionelle Agrartag in Rettert statt. Dies ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des landwirtschaftlichen Vereins Rhein-Lahn und der Züchtervereinigung Koblenz e.V. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Heiko Weber fanden anschließend die Vereinsregularien statt.
Die Veranstaltung wurde mit drei Fachvorträgen ausgeschmückt.
Zum ersten Vortrag konnten wir Frau Lerke Finkenstaedt vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel zum Thema „Vorstellung der Gesamtbetrieblichen-Qualitätssicherung (GQS) – Checklistengenerator und mehr!“; gewinnen. So müssen sich landwirtschaftliche Betriebe an eine Vielzahl nationaler und europäischer Gesetzgebungen halten und gleichzeitig Anforderungen durch privatwirtschaftliche Qualitätssicherungssysteme, Agrarumweltmaßnahmen oder ökologische Anbauverbände erfüllen.
Der GQS Hof-Check fasst alle Anforderungen an die Landwirtschaft übersichtlich in einem System zusammen und hilft dem Landwirt, den Durchblick zu behalten und seine Prüf- und Aufzeichnungspflichten zu erfüllen. Neben den Vorschriften zur Konditionalität und dem landwirtschaftlichen Fachrecht sind die Vorgaben aller wichtigen privatwirtschaftlichen QS-Systeme sowie der ökologischen Anbauverbände enthalten. Zusätzlich werden regionale Besonderheiten im Fachrecht und in Landesprogrammen berücksichtigt.
Mit den Checklisten können Anforderungen für Anforderungen abgehakt werden. Mit der Dokumentenablage wird der Überblick über alle wichtigen Dokumente sichergestellt. Über die hinterlegten Merkblätter werden zusätzliche Informationen zu bestimmten fachlichen Anforderungen bereitgestellt. Der GQS Hof-Check wird jährlich aktualisiert, die Nutzung erfolgt freiwillig.
Zum zweiten Vortrag konnten wir Herrn Dr. Dietze, Kreisveterinär Rhein-Lahn-Kreis zum Thema Auswirkung der afrikanischen Schweinepest (ASP) und Maul- und Klauenseuche auf landwirtschaftliche Betriebe im Kreis gewinnen.
Bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP), handelt es sich um eine virale, fieberhafte und hochkontagiöse Tiererkrankung der Haus- und Wildschweine, die bei infizierten Tierbeständen zu einem fast 100-prozentigen Verenden aller Tiere führt. Die ASP gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Sie wird EU-weit mit strengen Maßnahmen bekämpft. Der Erreger (Virus) ist für den Menschen ungefährlich.
In Rheinland-Pfalz wurden insgesamt 65 ASP-Fälle bei Wildschweinen im Tierseuchen-Nachrichtensystem (TSN) gemeldet, davon liegen 63 Fälle im Kerngebiet der Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen. Über dies wurden im Rhein-Hunsrück-Kreis und im Landkreis Mainz-Bingen zwei positiv auf ASP getestete Wildschweinkadaver angeschwemmt, die beide aus dem ASP-Gebiet stammen.
Der zweite Teil des Vortrages erstreckte sich über die Maul- und Klauenseuche (MKS). Hierbei handelt es sich um eine virale, fieberhafte und hochkontagiöse Tiererkrankung der Paarhufer (Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Wildwiederkäuer, Wildschweine etc.), die bei infizierten Tierbeständen zu einer fast 100-prozentigen Erkrankung aller Tiere führt. Die MKS gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Sie wird EU-weit mit strengen Maßnahmen bekämpft. Der Erreger (Virus) ist für den Menschen ungefährlich.
Fast 37 Jahre nach dem letzten Fall der MKS in Deutschland (1988) wurde am 10. Januar 2025 die MKS bei Wasserbüffeln im Landkreis Märkisch Oderland (Brandenburg) festgestellt. Die Behörden haben Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung eingeleitet. Hierzu gehört u.a. die Tötung der empfänglichen Tiere im Ausbruchsbestand sowie die Einrichtung einer Sperrzone.
Eine zielführende Tierseuchenbekämpfung, u. a. auch im Falle der ASP und MKS, im Rhein-Lahn-Kreis, ist nur möglich mit enger Zusammenarbeit aller Beteiligten (Bauernverband, Betriebsinhaber, Jagdverband, Jagdbehörde, Veterinäramt, Ordnungsämter, Jagdausübungsberechtigte, Katastrophenschutzkräfte, etc.). Hierbei gilt als wichtiges Instrument die sachliche Diskussion und Gesprächskultur zwischen den Beteiligten, um alle Parteien ständig auf gleichem Sachstand zu halten. Jeder Verantwortungsträger führt die ihm originär zugeordneten Aufgaben durch und versucht sein Handeln transparent zu gestalten sowie eine nachhaltige Informationspolitik einzuführen.
Nach der Mittagspause stand uns Frau Dr. Dannenberg vom Landesuntersuchungsamt Koblenz als Referentin zum Thema „Stand der Blauzungenkrankheit (BTV)“ zur Verfügung.
Am 12. Oktober 2023 wurde der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Deutschland festgestellt. Seit Mai 2024 wurden mehr als 15 000 Ausbrüche amtlich ermittelt. Aufgrund der massiven Seuchenausbrüche im gesamten Bundesgebiet im Jahr 2024 wurde der Status „frei von der BT“ für alle Bundesländer aufgehoben. Aktuell wurde in Deutschland nur BTV-3 nachgewiesen. Weitere BTV-Serotypen sind in Nachbarländern präsent.
Mit Wirkung vom 27. November 2024 wurde die Gestattung der Anwendung der BTV-3-Impfstoffe auf unbefristete Zeit veröffentlicht.
Gemäß den Angaben der Hersteller in den Gebrauchsinformationen der BTV-3 Impfstoffe reduziert die Anwendung die Klinik und die Virämie nach einer Infektion mit dem BTV-3 Virus. Aus den bisherigen Impferfahrungen ist bekannt, dass die Anwendung der Impfstoffe sicher ist und von den geimpften Schafen und Rindern gut vertragen wird. Die Impfung mit wirksamen inaktivierten BTV-3-Impfstoffen bleibt die einzige effektive Maßnahme, um Tiere vor BTV-Leid, Krankheit und Tod zu schützen.
Den Abschluss der Veranstaltung machte Heinrich Schulte von der Landwirtschaftskammer RLP mit dem Bericht aus der MLP 2024 und den Aktivitäten der Züchtervereinigung Koblenz im Rhein-Lahn. Im letzten Jahr 2024 hat sich die Anzahl der Milchviehbetriebe, die unter Milchkontrolle konstant bei 35 Betrieben und bei den organisierten Fleischrinderhaltern mit sieben Betrieben gehalten. Die gute Futtergrundlage aus dem Jahr 2023 und die gute Arbeit unserer heimischen Landwirte haben dafür gesorgt, dass es den Kühen im Kreis gut geht. Sie danken es in einer gestiegenen durchschnittlichen Milchleistung je Kuh und Jahr. Die durchschnittliche Milchleistung unserer kontrollierten Kühe im Kreis liegt mittlerweile bei 9.820 kg Milch mit 4,00 % Fett und 3,44 % Eiweiß. Mit dieser Leistung liegen die Betriebe im Kreis über dem Landesdurchschnitt. Dies ist möglich, weil viele Betriebe im Kreis in den vergangenen Jahren auf artgerechte, neue Laufställe mit Außenklimareizen gesetzt haben.
Diese positive Entwicklung setzt sich auch im Alter unserer Milchkühe fort. So hat sich die Anzahl der Kühe, die in ihrem Leben mehr als 100.000 kg Milch gegeben haben, weiter erhöht. Ein besonderes Ereignis war im März 2024: auf dem Betrieb von David Römer in Endlichhofen standen sieben Kühe im Bestand, die diese magische Grenze von 100.000 kg Milch je Kuh durchbrochen haben und sich einem Fototermin stellten.
Aus dem Bestand Römer sind auch im Jahr 2024 zwei Kühe auf der Schau der Züchtervereinigungen in Fließem ausgestellt und prämiert worden. Die Römerkinder waren mit ihren Kälbern und Jungrindern ebenfalls im Jungzüchtervorführwettbewerb erfolgreich unterwegs.
Aber auch unsere Fleischrinderzüchter waren im Jahr 2024 auf Verbands- und Bundesschauen aktiv. Liane Forst, Eschbach, mit ihren Charolais-Rindern. Einen besonderen Verkaufserfolg hatte in diesem Jahr Gerhard Beilstein, Welterod, mit einer seiner letzten Bullen. Der Zuchtstätte Beilstein gelang es, einen Bullen auf die Stationsprüfung „Neumühle“ in Münchweiler, zu bringen. Bei der Auktion konnte dieser Ausnahmebulle zu einem Spitzenpreis von 12.000 € verkauft werden. Auch die Piemonteser-Bullen aus der Zucht von Iris Schwenk in Niederneisen konnten sich bei den Stationsprüfungen bewähren und vermarktet werden.
Wermutstropfen des Jahrs 2024 war der Ausbruch der Blauzungenkrankheit BTV-3. Seit dem August haben alle Wiederkäuer (Schafe, Rinder, Wildwiederkäuer) mit diesem Virus, der über kleine Stechfliegen, Gnitzen übertragen wird, zu kämpfen. Durch eine Notzulassung wurden drei Impfstoffe freigegeben. Die Betriebe, die die Möglichkeiten hatten und genutzt haben, zeitig zu impfen, sind glimpflich davongekommen. Die ungeimpften Tiere haben sehr gelitten, viele Schafe haben ihr Leben verloren. Ein Albtraum für jeden Tierhalter, wenn man kranke Tiere im Bestand hat. Deshalb der Aufruf, jetzt und sofort alle Wiederkäuer gegen BTV-3 zu impfen. Bevor es wieder mit den Stechmücken und Fliegen losgeht. Die Afrikanische Schweinepest rückt über Hessen an die Kreisgrenzen des Rhein-Lahn-Kreises. Diese hochansteckende, 100 % tödliche Erkrankung bei europäischen Schweinen, muss verhindert werden, in den Kreis zu kommen. Daher akzeptieren Sie bitte als Spaziergänger, Hundeführer die aufgestellten Zäune in Hessen und Rheinhessen, Schmeißen sie keine Lebensmittel mit Fleischresten in die Natur, damit diese Erkrankung nicht im Kreis eingeschleppt wird.
Verfasser:
Jürgen Mohr für den landwirtschaftlichen Verein Rhein-Lahn
Heinrich Schulte für die Züchtervereinigung Koblenz e. V.