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Rhein-Lahn-Kurier - Heimat- u Bürgerzeitung für die Stadt Lahnstein
Ausgabe 1/2024
Lahnstein hat Geschichte
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Folge 784: Vor 75 Jahren starb Bischof Ferdinand Dirichs

Portrait von Bischof Ferdinand Dirichs

Das Kreuz am Sterbeort (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Schüler in Lahnstein

In Lahnstein ist eine Straße nach ihm benannt – Bischof Ferdinand Dirichs. Aufgrund seiner kurzen Amtszeit ist Dirichs heute nicht mehr so im Bewusstsein wie sein Vorgänger Antonius Hilfrich oder sein Nachfolger Wilhelm Kempf. Er erlag nach einer Amtszeit von nur dreizehn Monaten einem Verkehrsunfall.

Ferdinand Dirichs entstammte einer Handwerkerfamilie und wurde am 24. November 1894 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Bad Driburg trat er in das Pädagogium in Lage ein. Im Herbst 1910 schickten die Eltern ihn nach Niederlahnstein, wo sich ihr Sohn durch Privatunterricht für die Aufnahme in die höhere Schule vorbereitete. Er wohnte bei seinem Onkel, dem Kirchenmaler Hermann Carl Vath, dessen Sohn Carl nach 1952 als Weltpriester in Hongkong lebte und später Präsident der Caritas Internationalis wurde. Ostern 1911 wurde Ferdinand Dirichs in die Obertertia des Oberlahnsteiner Gymnasiums aufgenommen. Als die Eltern Ende 1911 von Bad Driburg nach Frankfurt zogen, wechselte er an ein Frankfurter Gymnasium.

Als Kriegsfreiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil und legte auf Heimaturlaub die Reifeprüfung ab. Im Mai 1916 wurde er schwer verwundet. Nach Beendigung des Krieges studierte er zunächst Philosophie, dann Theologie. Am 23. Dezember 1922 wurde er in Limburg zum Priester geweiht. Er wirkte anschließend als Kaplan in Montabaur, ab 1926 an der Dreifaltigkeitskirche in Wiesbaden, bis ihn Bischof Antonius 1931 zum Subregens des Priesterseminars in Limburg berief. Dazu übertrug ihm der Bischof im Juli 1931 das Amt des Diözesanpräses des Katholischen Jungmännerverbandes der Diözese Limburg. Als nach dem Verbot des Jungmännerverbandes im November 1937 die Bischöflichen Jugendämter eingerichtet wurden, setzte er seine Aufgaben als Jugendpfarrer der Diözese trotz großer Schwierigkeiten durch die damaligen Machthaber fort. Im Oktober 1940 gab er die Jugendarbeit an jüngere Kräfte ab und übernahm als Pfarrer die Pfarrei Winkel im Rheingau. Auch hier engagierte er sich mutig und einsatzbereit gegen die allumfassende Nazikultur.

Ende September 1947 wurde Ferdinand Dirichs von Papst Pius XII. zum Bischof von Limburg ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 21. November 1947 Joseph Kardinal Frings. Sein Wahlspruch lautete „Daß sie das Leben haben“. Besonders die sozialen Eckpfeiler des Gemeindelebens hatten es ihm angetan. Er kümmerte sich sehr um die Ausbildung junger Männer, die den Priesterberuf anstrebten, und sorgte für die Gründung des St. Georgwerks, das Bauzuschüsse für Familien Schwerkriegsbeschädigter, mit kranken Angehörigen oder besonders vielen Kindern, gewährte. Am Pfingstsonntag 1948 proklamierte er im Limburger Dom die „Katholische Aktion“, die für eine stärkere Mitverantwortung der Laien am kirchlichen Leben eintrat. Gerade in Frankfurt mit seinem Fernbahnhof war die Seelsorge nach Kriegsende mit den Folgen von Vertreibung und Kriegsgefangenschaft konfrontiert. So war es nur konsequent, dass Dirichs als Beauftragter der Bischofskonferenz für Flüchtlinge und Vertriebene wirkte.

Erst knapp 13 Monate war Ferdinand Dirichs Bischof, als er am Nachmittag des 27. Dezember 1948 auf der Autobahn bei Idstein verunglückte. Mit seinem Fahrer und dem Diözesanjugendseelsorger Willi Bogler befand sich der beliebte Geistliche auf dem Heimweg vom Johannisfest in Mainz, als die Limousine des Bischofs bei überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn der A3 abkam. Dirichs starb an der Unglücksstelle, seine Mitfahrer überlebten.

„Bei Bischof Dirichs verbanden sich Autorität und Liebenswürdigkeit“, ist noch heute über den gebürtigen Frankfurter zu hören. Jugendarbeit war sein Steckenpferd, sein Beruf seine Berufung. 15 Gedenkstätten und Straßen erinnern heute noch an Bischof Dirichs. Die Bekannteste war einmal das Gedenkkreuz an der Unfallstelle, das vor vielen Jahren dem dreispurigen Ausbau der A 3 weichen musste und jetzt am katholischen Kindergarten in Idstein steht. In Oberlahnstein erinnert seit 1957 die Bischof-Ferdinand-Dirichs-Straße an ihn. Stadtrat Johannes Knauf und andere Lahnsteiner, die in der katholischen Jugend aktiv waren, kannten Dirichs noch persönlich als Diözesanpräses und Jugendpfarrer. Daher hatten sie sich für ihn als Namensträger stark gemacht, zumal Dirichs Nachfolger Bischof Kempf den Grundstein für die Oberlahnsteiner St.-Martin-Siedlung legte.