um 1900: Foto des Schillerpark als Friedhof, im Hintergrund die Gymnasialstraße mit dem 1896 erbauten Gymnasium (heute Förderschule)
Jahrgang 1917/18 (Mädchen) platziert sich mit Lehrer im Jahr 1931 vor dem Schillerstein. Dieser wurde später innerhalb des Parks versetzt. Im Hintergrund erkennt man die Wilhelmstraße mit Gaswerk und Gesellenhaus (hinten rechts). (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
Nur die wenigsten wissen noch, dass der Schillerpark früher ein Friedhof war. Heute ist er ringsum umrahmt von Bürgerhäusern und der Schule. Als der Friedhof anlegt wurde, lag er noch weit außerhalb der Stadtmauern inmitten von Obstfeldern und Gärten.
Oberlahnstein hatte zur Zeit der Neuanlegung des Friedhofes rund 1.500 Einwohner. Die Toten wurden zuvor rund um die Pfarrkirche St. Martin beerdigt und bei Wiederbelegung eines Grabs wurden noch nicht verweste Gebeine in einem Beinhaus abgelegt, wie man es heute noch in Alken an der Mosel sehen kann. Der 1823 angelegte Friedhof hatte eine quadratische Größe. Zwei Hauptwege teilten ihn in vier gleichgroße Parzellen. Die Fortsetzung des Hauptweges nach Westen führte als Feldweg geradlinig zur Kreuzung Hochstraße / „Vicinalweg nach Niederlahnstein“ (heutige Westallee). Somit entspricht dieser Feldweg der Achse der heutigen Carl-Sturm-Straße und Gutenbergstraße. Die Friedhofsgröße betrug zwei Morgen, 13 Ruthen und 84 Schuh, also weniger als 1 ha. Die Erstbelegung erfolgte am 25. Januar 1824, als Frau Margarete Gärtner hier bestattet wurde. 1858 erfolgte eine Vergrößerung nach Westen um ein knappes Drittel an Fläche.
Als der Friedhof nach gut 40 Jahren voll belegt war, stand er mitten im bebauten Gebiet. Die Einwohnerzahl hatte sich verdreifacht. So legte die Stadt am Fuße des Martinsberges, an der heutigen Sebastianusstraße, einen neuen Friedhof an, den man am 14. April 1870 erstmals belegte (heute „Alter Friedhof“ genannt).
Aus dem Friedhof zwischen Gymnasial- und Wilhelmstraße wurden nach Ablauf der Ruhefristen 1905 die Schilleranlagen, benannt nach dem deutschen Dichter Friedrich von Schiller. Deutschlands Größe sollte durch den großen Dichter betont werden, was neun Jahre vor dem 1. Weltkrieg ganz dem Zeitgeist entsprach. Daher wurde dem Dichter zu Ehren an dessen 100. Todestag ein Gedenkstein enthüllt und eine Linde gepflanzt. Der Park wurde unterdessen in den 1930er Jahren für Freilichtspiele genutzt.
Sieht man Fotografien aus dieser Zeit, ist zu erkennen, dass der Park wesentlich tiefer lag als die Straßenebene. Im Krieg wurde hier ein Splittergraben angelegt, das ausgehobene Erdreich auf dem gesamten Gelände über dem Bunker planiert und, wie alle Splittergräben, mit Gras begrünt. Dies diente dazu, dass die Anlage aus der Luft nicht zu erkennen war. 1945 wurden die Trümmer zerstörter Gebäude auf dem Parkgelände abgeladen und der Park auf Straßenniveau aufgeschüttet. Damit die alten Bäume nicht eingehen, wurden im Rahmen der Neugestaltung 1950 Ringe um diese gemauert. Auf dem westlichen Friedhofsgelände wurden wegen der anhaltenden Wohnungsnot fünf Reihenhäuser errichtet. Am Ende der Carl-Sturm-Straße erkennt man noch heute Reste des alten Friedhofstores.