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Rhein-Lahn-Kurier - Heimat- u Bürgerzeitung für die Stadt Lahnstein
Ausgabe 16/2023
Lahnstein hat Geschichte
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Folge 749: Vor 25 Jahren starb Alfred Retzmann - der letzte Bürgermeister von Niederlahnstein

Bürgermeister Retzmann bei seiner Verpflichtung für eine zweite Amtszeit, 1964

Alfred Retzmann beim Tag des Baumes 1960 (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Der parteilose Kommunalbeamte Alfred Retzmann wurde am 15. Oktober 1956 einstimmig zum Bürgermeister der damals noch selbstständigen Stadt Niederlahnstein gewählt. Sein verantwortungsvolles Amt führte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31. Mai 1968 aus.

„Die Stadt Lahnstein gedenkt dankbar der Verdienste, der sich Herr Retzmann in nahezu 12-jähriger Tätigkeit als Bürgermeister erworben hat“, schrieb der damalige Oberbürgermeister Peter Labonte im Nachruf anlässlich des Todes von Alfred Retzmann am 19. April 1998. Dreißig Jahre zuvor fand die Verabschiedung in der öffentlichen Stadtratssitzung am 26. April 1968 statt. Landrat Bohmeier vom Landkreis St. Goarshausen, Landtagsabgeordneter Willibald Hilf, die Vertreter der beiden großen Konfessionen und die Kommandeure der in Niederlahnstein stationierten Bundeswehrverbände waren zur Verabschiedung erschienen.

Beigeordneter Johannes Schemmer skizzierte schlaglichtartig Retzmanns Lebensstationen: Geboren am 7. Dezember 1905 in Karbach im Kreis St. Goar war Retzmann seit seinem 14. Lebensjahr in der Kommunalverwaltung tätig. Zuletzt arbeitete er an leitender Stelle bei der Kreisverwaltung in Bitburg (Eifel). In seine zwölfjährige Amtszeit in Niederlahnstein fallen die Erschließung und Bebauung des Gebiets „Im Lag“ (1957-1960), die Neugestaltung des Bahnhofs Niederlahnstein durch die Deutsche Bundesbahn (1959/60), der Bau des Rasensportplatzes (1959-1961), der Bau der Friedhofshalle auf dem Alten Friedhof Allerheiligenbergstraße (1958), der Bau der Schillerschule (1959-1961), der Bau der Christuskirche Niederlahnstein durch die evangelische Kirchengemeinde (1959-1961), die Errichtung eines Großtanklagers in der Didierstraße durch die Rheinisch-Nassauische Lagerei (1960), die Ansiedlung eines Campingplatzes an der Lahnmündung (1960), der Bau der Kläranlage (1961), der Rhein-Lahn-Halle (1962/63) und eines 20-Familien-Wohnhauses in der Didierstraße (1966). Auch den Standort des späteren Kurzentrums Lahnstein auf der Höhe legte er gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus Oberlahnstein, Bürgermeister Fritz Berlin, fest.

Das Foto zeigt die Verpflichtung zu seiner zweiten Amtszeit am 25. September 1964. Aus gesundheitlichen Gründen ließ er sich 1968 in den vorzeitigen Ruhestand versetzen, den er bis zu seinem Tod in Emmelshausen verbrachte. Alfred Retzmann wurde in Liesenfeld bestattet.

Zu der Wahl eines Nachfolgers im Amt des Bürgermeisters kam es nicht mehr, da das Landratsamt auf Anregung des Innenministeriums die Neubesetzung der bereits ausgeschriebenen Stelle untersagte. Im Januar 1969 bestimmte der Landtag im 4. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung, die Städte Niederlahnstein und Oberlahnstein aufzulösen. Damit war Alfred Retzmann der letzte Bürgermeister von Niederlahnstein, das nach ihm bis zur Zusammenlegung mit Oberlahnstein von den Beigeordneten Johannes Schemmer, Julius Böckling und Paul Wieland kommissarisch geleitet wurde.