Poststempel „Friedrichssegen“ 1887 (Foto: Helmut Kuhn)
Ansichtskarte Friedrichssegen Kölsch Loch mit Kegelbahn, um 1905
Ansichtskarte Olsborn und im Hintergrund Neue Welt, um 1910 (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
Nach heutigem Kenntnisstand wurde der Name Friedrichssegen erstmals im Jahre 1848 als „Zeche Friedrichssegen“ im Schriftverkehr mit der herzoglich Nassauischen Regierung genannt. In der Geschichte des Stadtteils Friedrichssegen gibt es für den Namen nur eine Bezugsperson, die diesen Namen trug, nämlich Kaiser Friedrich II., genannt der Staufer, (*1194, †1250). Friedrich, damals noch Deutscher König, schenkte dem Mainzer Erzbischof Sigfrid II., Landesherr von Oberlahnstein, den Berg Tiefenthal bei Lahnstein („monte diefendal prope Logenstein“) mit der dortigen Silbergrube und stellte am 25. Mai 1220 in Speyer die Schenkungsurkunde aus.
Der Arbeitskreis Grube Friedrichssegen geht heute davon aus, dass der damalige Bergverwalter und spätere Generaldirektor Carl Heberle, welcher ja im Auftrag der Eigner die im Berg Tiefenthal liegende Grube „In den Kölschen Löchern“, die spätere Grube Friedrichssegen, an den Franzosen Boudeau verkaufte, die Anregung zum Namen Friedrichssegen, aus der Kenntnis der Geschichte heraus, gegeben hatte. Da „an Gottes Segen alles gelegen“, also auch für die Grube Friedrichssegen, ist das Wort eine Bitte an Gott, Segen zu erteilen. Der genannte Verkauf der Zeche geschah im Jahre 1852. Dass die herzoglich nassauische Regierung die Grube nach einem preußischen Prinzen benannte, der 40 Jahre später als Kaiser Friedrich III. für 99 Tage das Deutsche Reich regierte, ist undenkbar. Erwähnt sei aber, dass Kaiser Friedrich III. als Kronprinz am 6. Mai 1887 der Grube einen Besuch abstattete. Als Gemeindenamen ist der Namen Friedrichssegen nur in Lahnstein zu finden, während er als Grubenname auch bei den Gruben oberhalb der Lahn bei Geilnau und bei Hahnstätten vergeben wurde.
In einer handgemalten Karte des Oberlahnsteiner Stadtwaldes von 1739 taucht für das spätere Friedrichssegen die Bezeichnung „Im Hüttental“ auf. Die nächste urkundliche Erwähnung des Erzbergbaus, dessen Spuren bis in die Römerzeit zurückreichen, ist für das Jahr 1768 belegt, als die Grube in den Kölschen Löchern nach Gutachten einer Oberlahnsteiner Gewerkschaft zur Ausbeutung überlassen wurde. Diese wechselte bedingt durch fehlendes Eigenkapital häufig die Besitzer. 1852 wurde eine Kommerzialgesellschaft gegründet, die 1854 in eine „Anonyme Aktiengesellschaft des Silber- und Bleibergwerks Friedrichssegen bei Oberlahnstein“ umgewandelt wurde. Damit begann die Blütezeit des Erzbergbau- und Hüttenbetriebs und des ganzen Ortes, der sich aus den Ortsteilen „Ahl“, „Kölsch Loch“, „Tagschacht“ und „Neue Welt“ zusammensetzte. Die Grubenbaue wurden ständig erweitert, die modernsten Aufbereitungsanlagen eingesetzt. Ab 1880 fuhr hier die erste Zahnradbahn im Königreich Preußen. Gefördert wurden hauptsächlich Blei, Spateisen und Zink. Bis zur 14. Tiefbausohle hatte das Bergwerk ein Gesamtteufe von 664 m. In der Blütezeit wurden 850 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gesamtlänge der Stollen und Strecken betrug über 22 km, davon 18,2 km mit Schienen für Loren (Hunte). Fast 120 Gebäude, darunter zwei Dutzend Wohn- und Schlafhäuser, Schule und Kirche, drei Gasthöfe, eine Wäscherei, eine Gasfabrik und eine Wasserversorgungsanlage zeugten vom Höhepunkt der Siedlungsentwicklung.
Mit dem Versiegen der Erzvorkommen zeichnete sich zum Ende des Jahrhunderts der Niedergang ab. 1900 wurde die Grube verkauft und von einem Berliner Bankenkonsortium weiterbetrieben. Die 1904 gegründete Bergwerks-Aktiengesellschaft Friedrichssegen geriet 1913 in Konkurs. Die Bergleute verließen das Friedrichssegener Tal und verdingten sich bei anderen Gruben. Nur die ehemaligen Bergleute blieben wohnen. In den Ortsteilen Kölsch Loch und Tagschacht standen die Wohnanlagen leer und verfielen, bis sie nach dem Ersten Weltkrieg wieder notdürftig bewohnbar gemacht wurden. Armut und Not herrschte in Friedrichssegen, da die Zugezogenen keine Arbeit fanden. Das Konkursverfahren über das Vermögen der Bergbau Aktiengesellschaft Friedrichssegen endete mit der Veräußerung der Liegenschaften für 80.000 Mark an die Herren Baer, Bassett, Frank und Multhaupt. 1926 übernahm der Erzverein Wissen an der Ruhr die Ausbeutung und den Bau einer Aufbereitung, doch nach zwei Jahren wurde der Betrieb wiedereingestellt. 1941 wurden in die im Tagschacht stehenden, halbzerfallenen Häuser Juden aus drei Landkreisen eingewiesen und später über Frankfurt in die Konzentrationslager deportiert. 1952 überprüfte die Altenberg Zink AG die Grube, errichtete eine Aufbereitung, arbeitete aber nur das Haldenmaterial durch, wobei sie beachtliche Mengen an Zink ausbeutete. 1957 schloss sie den Betrieb wieder. Die 96 Gebäude in den Ortsteilen „Tagschacht“ und „Kölsch Loch“ wurden bis auf sechs abgerissen, die Natur hat sich das Gelände zurückerobert. An den Bergbau erinnern heute noch der Bergmannsfriedhof oberhalb des „Tagschachtes“, die Stolleneingänge und Halden im Erzbachtal sowie der vor einigen Jahren beschilderte Bergbaupfad.
Aus „Hilfe zur Selbsthilfe“ durch die Siedlergemeinschaft St. Martin haben junge Familien nach dem 2. Weltkrieg angefangen, familiengerechte Heime zu erstellen. Diese Initiative war der Beginn eines neuen Ortes Friedrichssegen, jetzt aber in den Ortsteilen Ahl und Neue Welt bis zum Olsborn. Für raumgreifende Veränderungen, wie den Gewerbepark auf dem „Ahler Hof“ und das Baugebiet „Ahler Kopf“, sorgte vor allem die 1998 in Betrieb genommene Lahnbrücke. Heute hat der Stadtteil Friedrichssegen fast tausend Einwohner, soviel wie nie zuvor in seiner 160-jährigen Geschichte.