einer der Oberlahnsteiner Männergesangvereine um 1880 (welcher ist nicht überliefert)
der Knabenchor der Volksschule Oberlahnstein mit Erich Backes um 1950 (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
In der Kaiserzeit gab es in Ober- und Niederlahnstein neben den Kirchenchören acht weltliche Chöre. Alleine im aufstrebenden Bergarbeiterdorf Friedrichssegen sangen drei Männerchöre: der Beamten-Gesangverein, der Männergesangverein „Glück auf“ 1889 und der Männergesangverein (MGV) „Eintracht“.
Die Sänger der Eintracht weihten am 8. Mai 1896 ihre erste Fahne und wählten diesen Anlass als offizielles Gründungsdatum. Dem anfänglichen Aufstreben des jungen Vereins folgte parallel zum Niedergang der Grubenherrlichkeit und dem damit einhergehenden Bevölkerungsrückgang ein Mitgliederschrumpfen. Der Erste Weltkrieg bedingte schließlich die Einstellung der Vereinsaktivitäten. Am 1. Mai 1921 folgte die Wiedergründung des Chores, zunächst als „Quartettverein Maienblüte“. Kurz darauf nannte man sich in „MGV 1896 Eintracht Friedrichssegen“ um. Während der MGV „Glück auf“ sich 1955 auflöste, folgte für den MGV „Eintracht“ musikalisch eine erfolgreiche Zeit. Neben dem Männerchor gab es im Verein auch einen eigenen Kinderchor (1970-1983) und einen Frauenchor (1979-1993). 2009 löste sich aus Nachwuchsmangel und Überalterung der Männerchor auf.
In Oberlahnstein hatten sich in den 1860er Jahren der MGV „1863 Germania“ und der MGV „Concordia“ gegründet. In der Erkenntnis, dass mit einem größeren Chor mehr zu erreichen ist, vereinigten sich die beiden Vereine bereits 1870 unter dem Namen „Oberlahnsteiner Männer-Gesang-Verein 1863“.
Die Vereinsgeschichte des MGV „Frohsinn Oberlahnstein“ begann 1875 als Theaterverein „Laetitia“. Rasch nahm man sich auch des Singens an, gab 1876 ein erstes Konzert und nannte sich bald um. Von 1982 bis 2005 war dem MGV „Frohsinn“ ein Frauenchor angeschlossen. 2008 nannte er sich in Männerchor „Frohsinn Lahnstein“ um.
Über zwei weitere Oberlahnsteiner Chöre vor dem Ersten Weltkrieg ist wenig bekannt, nur die Namen: der MGV „Liedertafel Oberlahnstein“ und der Sängerchor „Constantia 1902 Oberlahnstein“. Sie hatten nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihre Sangestätigkeit eingestellt. Von 1926 bis 1935 gab es den MGV „Rheingold“ in Oberlahnstein.
Sangesfreudig ist man auch schon immer nördlich der Lahn. Der Männergesangverein „1881/1904 Eintracht Niederlahnstein“, entstand durch Zusammenschluss vom MGV „Eintracht 1881“ und MGV „Sängerlust 1904“. Grund des Zusammenschlusses war der Zweite Weltkrieg, in dem viele Sänger fielen.
In den 1950er Jahren erfolgte ein reges Ansteigen der Sängerzahlen in allen verbliebenen Lahnsteiner Männerchören, sowohl in Ober- als auch Niederlahnstein sangen weit über 100 Sänger pro Chor. Von 1960 bis 1965 gab es innerhalb des MGV „1863 Oberlahnstein“ auch einen eigenen Kinderchor. Der Rückgang der Sängerzahlen Ende des 20. Jahrhunderts aufgrund fehlenden Nachwuchses führte zum gemeinsamen Proben und Auftreten bei Fortbestehen der einzelnen Vereine. Die Sänger des MGV Niederlahnstein waren von 1998 bis 2017 in der Chorgemeinschaft Lahnstein integriert.
Daneben gab es auch Werkschöre, z. B. von Zschimmer und Schwarz oder von der Feldmühle. Auch bei der Deutschen Bundesbahn entstanden in den meisten Bezirken Eisenbahnergesangvereine. Der 1906 gegründete Eisenbahnergesangverein Oberlahnstein bildete sich 1950 neu als EGV 1906/1950 Oberlahnstein. Ab 1983 probte er gemeinsam mit dem MGV 1863 OL. Ab 1998 war er als weiterhin selbstständiger Verein in der Chorgemeinschaft Lahnstein integriert und löste sich 2009 auf, während die verbliebenen aktiven Sänger weiterhin in der Chorgemeinschaft unter dem Dirigat von Jürgen Salzig sangen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bis Mitte der 1950er Jahre den Knabenchor der Volksschule Oberlahnstein, dirigiert von Lehrer Erich Backes. Die Knaben sangen sowohl geistliches als auch weltliches Liedgut. Viele von ihnen wechselten nach der Schulzeit in die Männergesangvereine. Bis vor kurzem gab es auch an der Goetheschule einen Kinderchor, viele Jahrzehnte geleitet von Bettina Kemp. Ihr Mann dirigierte seit 1976 den Schulchor des Staatlichen Gymnasiums, kurz „E-Chor“ (Chor der Eltern und Ehemaligen des Marion-Dönhoff-Gymnasiums). Dieser wird heute von Janine Schmitt fortgeführt.
Ferner seien die Kirchenchöre hier aufgezählt: In der Oberlahnsteiner Pfarrkirche St. Martin bestand bis 1906 ein Kirchenchor nur aus Männerstimmen. Dekan Michael Müller, Pfarrer von Oberlahnstein in den Jahren 1901 bis 1932, rief 1907 einen gemischten Chor, den Cäcilienverein, ins Leben. Müller war nicht nur Pfarrer und Chorleiter, sondern auch Diözesanpräses der Cäcilienvereine im Bistum Limburg. Nach seiner Pensionierung übernahm Hermann Pott die Leitung des Chores. Von 1964 bis 2007 dirigierte Heribert Kissel den Kirchenchor. Daneben wurde 1972 zur Neubelebung des gregorianischen Choralgesangs von Josef Körber und Hans Müller eine Choralschola gegründet, die bis 2017 in regelmäßigen Abständen im Hochamt oder in der Vorabendmesse sang. Der Katholische Kirchenchor stellte kurz nach der 100-Jahr-Feier 2007 das Singen ein. Die Sängerinnen und Sänger traten dem Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde Oberlahnstein bei, der 2002 neugegründet worden war. Chorleiterin ist Renate Karbach. Seit 1. Januar 2008 nennt er sich „Ökumenischer Chor“. Die Konfession spielt in den Reihen des Chores keine Rolle. Sowohl in der evangelischen Kirche Oberlahnstein als auch in der katholischen Pfarrkirche St. Martin fanden regelmäßige Auftritte statt. Am 10. September wird der Chor zum Kirmeshochamt zum letzten Mal auftreten und sich verabschieden. Weiter bestehen bleibt der Kinder- und Jugendchor St. Martin Lahnstein, geleitet von Beate Bartelmeß.
In Niederlahnstein gründete sich 1889 der „Chor der St. Barbarakirche“ (Barbarachor), der seit 1977 unter Leitung von Wolfgang Kemp singt. Auch der Chor der evangelischen Kirchengemeinde Niederlahnstein unter Leitung von Dorothee Kappesser lädt zum Mitsingen ein.
Ende 1990 gründete sich innerhalb der Marinekameradschaft Admiral Mischke Lahnstein ein Shanty-Chor, der mit rund 40 Sängern und Musikern sehr erfolgreich Shantys, Seemannslieder und küstenregionales Brauchtum fortleben lässt, heute unter der Leitung von Wolfgang Fink.
Ab 2018 bildeten Männerchor Frohsinn, MGV Oberlahnstein und MGV Niederlahnstein den Männerchor Lahnstein. 2020 löste sich der MGV Oberlahnstein nach 157 Jahren auf, seither bilden die nach wie vor eigenständigen Vereine Männerchor 1875 Frohsinn und MGV 1881/1904 Niederlahnstein den Männerchor Lahnstein unter dem Dirigat von Franz Rudolf Stein.
Auch wenn das Lahnsteiner Chorleben in ständigem Wandel ist, bietet es auch heute noch ausreichend Möglichkeiten für Mann und Frau in jedem Alter den passenden Chor zu finden. Singen ist gut für die Gesundheit und macht in der Gemeinschaft mehr Spaß. Alle freuen sich auf gemeinsame Auftritte und trotz zeitweiser harter Probenarbeit, kommt die Geselligkeit nie zu kurz.