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Rhein-Lahn-Kurier - Heimat- u Bürgerzeitung für die Stadt Lahnstein
Ausgabe 40/2023
Lahnstein hat Geschichte
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Folge 772: Vor 75 Jahren starb Bürgermeister Franz Josef Geil

Franz Josef Geil (Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Im April 1945 begann das politische Engagement des damaligen Buchhaltungsleiters Franz Josef Geil. Nach dem Einmarsch der Alliierten in Oberlahnstein wurde mit Zustimmung des amerikanischen Ortskommandanten ein Beirat zur Unterstützung der Verwaltung gebildet. Er setzte sich aus allen Schichten der Bevölkerung zusammen. Hierin wurde auch Franz Josef Geil berufen, um die politische Mitte zu vertreten. Als im Juli 1945 die Franzosen die amerikanische Besatzung ablösten, wurde Geil wegen seiner kompromisslosen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus zum neuen Bürgermeister von Oberlahnstein ernannt. In schwerster Zeit musste er sich schnell einarbeiten und die größten Nöte lindern. Ein Jahr später fanden die ersten Stadtratswahlen nach dem Krieg statt. Geil wurde in den Stadtrat gewählt und von den Räten einstimmig (bei einer Enthaltung) zum Bürgermeister seiner Heimatstadt gewählt.

Franz Josef Geil war damals 38 Jahre alt. In Oberlahnstein wurde Franz Josef Geil am 04. Mai 1907 als jüngster Sohn des Reichsbahnlokomotivführers Jakob Geil und seiner Frau Elisabeth geb. Merz geboren. Im Februar 1933 heiratete er Johanna Löhr, Tochter eines Zentrumpolitikers.

Beruflich hatte Geil nach der Oberprimareife eine kaufmännische Ausbildung bei den Drahtwerken CS Schmidt absolviert. Im April 1931 wurde er aufgrund der Weltwirtschaftskrise arbeitslos. Bei der Stadtverwaltung Oberlahnstein fand er im Januar 1933 eine Beschäftigung als städtischer Angestellter. Doch im gleichen Monat kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Schnell fand eine politische Säuberung statt. Alle Bediensteten, die dem Zentrum angehörten, wurden entlassen. Auch Geil wurde arbeitslos, weil er nicht nur seit Jahren in den Windhorstverbänden, der Jugendorganisation der Zentrumspartei, aktiv, sondern auch deren Leiter für den Bezirk Rhein-Lahn war. Daher begann er im Selbststudium Buchhaltung, Devisen- und Steuerrecht zu erlernen. Wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ wurde er ständig von den Nazis beobachtet und fotografiert. Im September 1935 fand er eine Anstellung als Buchhaltungsleiter bei der Firma Kiefer & Co in Koblenz-Lützel.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er zum Kriegsdienst einberufen, wegen Unabkömmlichkeit (UK-Stellung) aber bereits im August 1940 entlassen. Inzwischen wurde Lahnstein bombardiert, seine Frau mit den Kindern nach Hunzel evakuiert. Wenig später musste er zum Volkssturm antreten. Rasch erkannte er die Sinnlosigkeit des Unternehmens. Er flüchtete, sonst wäre ihm der Weg in die Gefangenschaft sicher gewesen. Nach der Kapitulation wurde der „überzeugte Antifaschist“ von vielen Seiten aus gebeten, sich politisch zu engagieren.

Nach der Wahl zum Bürgermeister wurde Geil auch überregional aktiv. Er traf sich mit Anhängern der früheren Zentrumspartei und gründete unter Einbeziehung der evangelischen Christen eine neue Partei, die Christlich-Demokratische-Partei (CDP), die 1947 in CDU umbenannt wurde. Noch aus seiner Aktiven-Zeit im Windhorstbund rührte seine Freundschaft mit dem nunmehrigen Ministerpräsidenten Peter Altmeier (CDU). Geil wurde Mitbegründer und erster Vorsitzender des Städtetages Rheinland-Pfalz, dem kommunalen Spitzenverband der Städte des Bundeslandes.

Auch an der Erstellung der Landesverfassung war er beteiligt. So wirkte er in der Beratenden Landesversammlung mit, die diesen Entwurf verabschiedete, der im Mai 1947 von der Bevölkerung seine Zustimmung erhielt und zur Geburtsstunde des Landes Rheinland-Pfalz wurde. Im gleichen Monat beschloss er gemeinsam mit dem Landrat und der französischen Besatzung die Gründung der Volkshochschule für den Kreis St. Goarshausen, denn Bildung hielt der junge Familienvater für sehr wichtig.

Im Januar 1948 wurde er für zwölf Jahre zum Amtsbürgermeister von Gerolstein ernannt. Doch nun erkrankte er an Krebs und starb nach kurzem Krankenlager am 09. Oktober 1948. Pfarrer Hergenhahn, der weitläufig mit ihm verwandt war, nahm in seiner Rede auf dem Friedhof Oberlahnstein Abschied von seinem Jugendfreund, vom Mitglied des katholischen Kirchenvorstandes und früheren Bürgermeister. Der 41-Jährige hinterließ Witwe und acht Kinder. „Unter starker Teilnahme der Bevölkerung und von Vertretern der Landesregierung wurde am vergangenen Donnerstag der ehemalige Bürgermeister unserer Stadt, Amtsbürgermeister des Amtes Gerolstein, Franz Josef Geil, zu Grabe getragen“, schrieb die Presse. „Ein Abgeordneter des Städtetages würdigte noch einmal die selbstlose Arbeit, die der Verstorbene für den Städtetag Rheinland-Pfalz geleistet hat. Das Gemeinde-Selbstverwaltungsgesetz“, so heißt es weiter, „wird für immer mit seinem Namen verbunden sein.“