Titelseiten der jährlich geführten Personenstandsbücher
Beispiel einer Friedrichssegener Sterberukunde – hier für Adolf Haben aus dem Jahr 1923 (beides Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
Die Bergarbeitersiedlung Friedrichssegen, administrativ stets Teil der Stadt Oberlahnstein, verzeichnete im Jahr 1885 die Bildung eines eigenen Standesamtsbezirks, der bis 1923 Bestand hatte. Der umschlossene Bezirk umfasste neben den Häusern in den vier Ortsteilen Ahl, Neue Welt, Kölsch Loch und Tagschacht auch die außerhalb liegenden Wohngebäude „Forsthaus Kellerswart“, „Schachthaus auf den Bärnsköpfen“, „Biebricher Hof“ und „Wohnhaus der Ahlerhütte“. Dies ermöglichte den Bewohnern, Personenstandsänderungen wie Geburten, Heiraten oder Todesfälle direkt im Gebäude der Zentralverwaltung der Grube Friedrichssegen oberhalb des Kölsch Lochs anzuzeigen, statt wie bisher zum fünf Kilometer entfernten Rathaus nach Oberlahnstein zu fahren.
Die einstige Blütezeit der Siedlung in den 1880er Jahren, mit über 1.000 gemeldeten Personen, endete rasch. In den 1890er Jahren gingen die Fördermengen zurück und damit auch die Anzahl der Beschäftigten. 1913 folgte der Konkurs, einhergehend von einer wachsenden Arbeitslosigkeit und dem Fortzug vieler Familien. Die Gebäude standen leer und verfielen. Die Stadt Oberlahnstein erwarb Wohnhäuser aus der Konkursmasse, um die Ortsteile Tagschacht und Kölsch Loch aufgrund der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wiederzubevölkern. Das Standesamt war bereits 1912 in das ehemalige Wiegehaus in der Erzbachstraße, Ecke Ahl, umgezogen.
Die Aufhebung des Standesamts und Standesamtsbezirks Friedrichssegen erfolgte mit Wirkung vom 31. Oktober 1923. In den 38 Jahren seines Bestehens, von 1885 bis 1923, wurden für Friedrichssegen 720 Geburtseinträge, 118 Heiratsanträge und 316 Sterbeeinträge beurkundet. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden in Oberlahnstein (1880: 5.481 Einwohner, 1924: 9.477 Einwohner) ca. 10.000 Geburten, ca. 2.400 Eheschließungen und ca. 5.600 Sterbefälle beurkundet. Der Rückgang für Friedrichssegen spiegelt sich auch in der Anzahl der Eintragungen pro Jahr: Waren es 1885 noch 31 Geburtsanmeldungen, so waren es im Jahr 1911 nur noch 12 pro Jahr.
Bestattet wurden die Friedrichssegener von 1872 bis 1937 auf dem alten Bergmannsfriedhof, anschließend bis 1953 in Oberlahnstein.
Die Namen aus den Personenstandsregistern wurden inzwischen in Dateien erfasst. Soweit sie nach gesetzlichen Sperrfristen zur Benutzung freigegeben sind, sind die Personenstandsbücher im Stadtarchiv Lahnstein einsehbar und eine Fundgrube für Ahnenforscher. Einsehbar sind derzeit alle (Lahnsteiner) Geburtenbücher von 1874 bis 1912, Heiratsregister bis 1942 und Sterbebücher bis 1992. Bei Interesse kann man sich direkt an das Lahnsteiner Stadtarchiv wenden: 02621 914-296 / archiv@lahnstein.de.