Die 1945 gesprengte zweite Straßenbrücke in Richtung Oberlahnstein. Man erkennt einen Panzer. (Foto: Emil Simonis, 26. März 1945)
Die 1947 eingeweihte Lahnbrücke in den frühen 1990er Jahren in Blickrichtung zur Evangelischen Kirche Oberlahnstein (Foto: Erwin Pollak)
Mitte März 1945 hatte die abrückende Wehrmacht alle Brücken, darunter auch die Lahnverkehrsbrücke von 1927, gesprengt und dabei so stark beschädigt, dass eine Hebung nach Kriegsende unmöglich war. Als Notbrücke diente eine Pontonbrücke der französischen Besatzungsmacht, die Anfang 1946 durch Hochwasser zerstört wurde und wiederhergestellt werden musste.
Bereits 1945 hatte die alliierte Militärregierung auf eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Straßenbrücke gedrängt. Da zu dieser Zeit ein kriegsbedingter Mangel an Stahl und Beton herrschte, sollte die Brücke zunächst als überdachte Holzbrücke ausgeführt werden. Jedoch verzögerte sich der Baubeginn durch den notwendigen kompletten Abriss der alten Brücke und die erforderliche Reinigung des Flussbetts. Mehrere Hebeschiffe der Firma Otto Kaiser waren über ein Jahr mit der Räumung des Lahnbettes beschäftigt. Schließlich besserte sich die Versorgungslage, sodass noch vor Baubeginn umdisponiert wurde: Anstelle einer Holzbrücke wurde eine aus Stahl ausgeführt. Die Widerlager wurden durch die Firma Franz Schneider aus Horchheim, der Brückenbau durch die Firma Hilgers aus Rheinbrohl und die Fahrbahnbefestigung durch den Straßenwalzenbetrieb Reifenrath (Strabag) hergestellt. Auftraggeber war das Landesbauamt in Diez. Land und Kreis zahlten zusammen 270.000 RM, die restlichen 510.000 RM die beiden Städte Ober- und Niederlahnstein je zur Hälfte.
Die 78 Meter lange Brücke hatte auf beiden Seiten der Fahrbahn schmale Fußgängerstege, die von der sechs Meter breiten Fahrbahn durch die Brückenbogen getrennt waren. Nepomuk und Brückenhäuschen hatten den Krieg heil überstanden.
Auf Anordnung des Ministers für Wirtschaft und Verkehr des Landes RLP erfolgte die Wiedereröffnung am 22. Dezember 1947. Nach Einsegnung durch die Geistlichkeit hielten die beiden Bürgermeister Franz-Josef Geil (Oberlahnstein) und Dr. Ernst Schäfer (Niederlahnstein) die Begrüßungsansprachen, ebenso der französische Kreisdelegierte De Cacqueray und der Chef der Section des Travaux Publics et Transports, Oberst Malcor, sowie ein Vertreter der Landesregierung. Alle beteiligten Arbeiter, Gemeinderäte und Brückenkommission, etwa 200 Personen, wurden im Anschluss an die Verkehrsfreigabe in den Nassauer Hof zum Eintopfessen eingeladen.
Auch die Straßenbahn konnte nun wieder - wie seit 1933 - über die Brücke bis zur Evangelischen Kirche Oberlahnstein fahren. Die Entrostungs- und Anstricharbeiten wurden erst 1949 vergeben, die wasserpolizeiliche Genehmigung im Januar 1953 nachgereicht.
Ober- und Niederlahnstein erhoben auf die Benutzung der Notbrücke Brückengeld, deren Einnahmen sich beide Städte teilten. Ab 14. September 1946 war allerdings diese Erhebung für Kraftfahrzeuge durch Verfügung des Oberpräsidenten von Rheinland-Hessen-Nassau verboten. Folglich wurde nur noch von den übrigen Verkehrsteilnehmern Brückengeld erhoben, auch nach Einweihung der neuen Lahnbrücke täglich von 6.00 bis 22.00 Uhr. Am 01. Oktober 1949 wurde die Brückengelderhebung endgültig eingestellt. Das Brückenhäuschen von 1927 diente noch bis in die 1970er Jahre als Kiosk und WC.
Mit Verabschiedung des Bundesfernstraßengesetzes übernahm 1953 der Bund die Verantwortung für die Brücke als Teil der Bundesstraße 42. Erst durch die Einweihung der Hochbrücke (1979) wurde die Brückenstraße zur Landesstraße L335 abgestuft und lag damit in der Verantwortung des Landes, seit 2010 ist sie nur noch eine Gemeindestraße.
Die dritte Brückenkonstruktion von 1947 zeigte nach mehr als vierzig Jahren Einsatz starke Verschleißerscheinungen. Eine tägliche Frequentierung von rund 22.000 Fahrzeugen, gezählt im Jahr 1991, hielt das Nachkriegsbauwerk auf Dauer nicht länger aus. 1992 musste sie für den LKW-Verkehr gesperrt werden. Ein Gutachten ergab, dass die zahlreichen Schäden an der Brücke irreparabel waren und so erfolgte im Juli 1995 der erste Spatenstich für die heutige Rudi-Geil-Brücke.