Neue und alte Brücke (vor dem Abbau) 1997 nebeneinander
Brückenübergabe am 06. September 1997 mit Minister Rainer Brüderle
Witwe Ingeborg Geil (Bildmitte) bei der Benennung der Brücke nach ihrem Mann im Jahr 2008. (Fotos: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
Im Juli 1995 erfolgte der erste Spatenstich für die heutige Lahnbrücke, die Ober- und Niederlahnstein miteinander verbindet. Die neue Brückenkonstruktion wurde dabei Teil eines umfassenderen Verkehrskonzeptes, das die Lahnsteiner Innenstadt und die bisherige Straßenbrücke zwischen Ober- und Niederlahnstein dauerhaft entlasten sollte, nachdem eine zusätzliche sogenannte Entlastungsstraße mit Lahnbrücke und einer Verkehrsführung weitgehend unmittelbar neben der Streckenführung der Eisenbahn durch die Stadt weiteren innerörtlichen Verkehr aufnehmen sollte. Im Rahmen dieses Konzeptes wurde die heutige Brückenkonstruktion auf einen täglichen Verkehr von ca. 20.000 Fahrzeugen ausgelegt, da der Restverkehr über die Entlastungstraße und deren zusätzlich geplante Brücke laufen sollte. Allerdings konnte für das Projekt Entlastungstraße bis heute keine Finanzierung realisiert werden, sodass die neue, vierte Brückenkonstruktion nach wie vor den gesamten innerstädtischen Verkehr über die Lahn aufnehmen muss.
Am 06. September 1997 gaben der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Verkehrsminister Rainer Brüderle, Oberbürgermeister Karl-Heinz Groß und Rhein-Lahn-Nixe Eva I. die 10,8 m breite und 88,5 m lange Brücke für den Straßenverkehr frei. Die Lahnsteiner Goethe-Grundschülerin Nina Mareike Obstoi, Bundessiegerin in einem europäischen Malwettbewerb, durfte das Absperrband durchschneiden. „Nach gut zwei Jahren Bauzeit werde die einzige innerstädtische Straßenverbindung zwischen beiden Stadtteilen maßgeblich zur Verbesserung der Straßenverhältnisse für Kraftfahrzeuge, Radler und Fußgänger führen“, meinte Minister Brüderle. Der Neubau umfasste neben der eigentlichen Brücke auch die Anpassung des Knotenpunktes Brückenstraße, Johannesstraße und Lahnstraße in Niederlahnstein sowie der Brückenrampe auf der Oberlahnsteiner Seite.
Brücke und Anschlussbereiche hatten auf beiden Seiten neue Rad- und Gehwege erhalten. Drei Wochen zuvor war ein erster Versuch fehlgeschlagen, die 640 Tonnen schwere Brücke über 14 Meter seitlich auf ihre endgültige Position zu verschieben. Man hatte nämlich die neue neben der alten Brücke aufgebaut, um den Verkehr während der Bauarbeiten nicht zu beeinträchtigen. Trotz der Probleme konnte der Übergabetermin eingehalten werden. Rund 9,5 Millionen DM (entsprach ca. 4,85 Millionen Euro) hatte das Land in das Bauwerk einschließlich Grunderwerb investiert und war dabei den Weg privater Vorfinanzierung gegangen.
Rainer Brüderle sagte in seiner Festrede: „Mit dem Brückenschlag, wie wir ihn heute feiern, werden nicht nur die Ufer eines Flusses verbunden. Vor allem bringt eine Brücke die Verbindung zwischen Menschen. Sie schafft die Voraussetzung zu einer besseren Verständigung. Und es ist zu wünschen, dass auch die neue Lahnbrücke diese Wirkung entfalten wird, nämlich Brücken zu schlagen zwischen Nieder- und Oberlahnstein.“ Und er fügte hinzu: „Wir wollen Europa bauen, dann werden wir wohl auch den Frieden zwischen Ober- und Niederlahnstein sichern können.“
Seit 2008 trägt die Brücke den Namen des Lahnsteiner Ehrenbürgers Rudi Geil (1937-2006). Als Fraktionsvorsitzender der CDU im Oberlahnsteiner Stadtrat setzte er sich in den 1960er Jahren vehement für den freiwilligen Zusammenschluss mit Niederlahnstein ein. Er fühlte sich stets der Heimat verbunden und kehrte nach seinem Ausscheiden aus der Landes- und Bundespolitik nach Lahnstein zurück. Mit der Benennung der Lahnbrücke nach Rudi Geil wird seinem Andenken in besonderer Weise gewürdigt.