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Rhein-Lahn-Kurier - Heimat- u Bürgerzeitung für die Stadt Lahnstein
Ausgabe 8/2024
Lahnstein hat Geschichte
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Folge 789: Die Niederlahnsteiner Sebastianusbruderschaft hat sich nach fast 400 Jahren aufgelöst

Ehemalige Sebastianuskapelle Bahnhofstraße, vor 1956 (Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Der letzte Vorstand vor der Sebastianusfigur in der St. Barbarakirche v. l. n. r.: Ferdi Müller, 1. Präfekt, Resi Dehe, Kassiererin, Resi Diefenbach, 2. Präfekt, Rudi Berghäuser, Beisitzer und Fahnenträger, Manfred Steiger, Präses. Es fehlt Heinrich Kessler, Beisitzer (Foto: Renate Müller)

Pestgelöbnis wurde in Ehren gehalten

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 2024 haben die anwesenden Mitglieder einstimmig beschlossen, den wohl ältesten Verein Lahnsteins aufzulösen - die Sebastianusbruderschaft.

Diese hatte sich bereits im Jahre 1636 als Folge eines Pestgelöbnisses gegründet, als Niederlahnsteiner im tief verwurzelten Glauben während des 30-jährigen Krieges den Heiligen Sebastian zur Abwehr der Gefahr anriefen. Als Pestpatron und als Patron der Sterbenden wird der Martyrer Sebastianus geehrt. Als Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung wurde alljährlich sein Sterbetag, der 20. Januar, als „gelobter Tag“ mit Gebeten und Gottesdiensten begangen. In seiner Festpredigt im Jahr 1954 sagte Kaplan Toni Held: „Heiliger Sebastian, behüte uns vor Pest, Hunger und Krieg und hilf uns, durch deine mächtige Fürbitte bei Gott, den Frieden zu erflehen, den die Welt nicht geben kann.“

Die Sebastianusstatue in der Barbarakirche stammt aus der Vorgängerkirche, die auf dem heutigen Kirchplatz stand. Dort gab es bereits im 17. Jahrhundert einen Sebastianusaltar. Zu Ehren des Heiligen wurde auch ein Kapellchen in der Bergstraße errichtet. Dieses wurde 1878/79 für den Bau der Lahntalbahn abgerissen und an der Bahnhofstraße neu erbaut. Da auch dieses 1955 dem Verkehr weichen musste, wurde gegenüber dem Amtsgericht eine neue Kapelle errichtet und 1956 feierlich eingeweiht. Die darin aufgestellte Statue zeigt Sebastian als römischen Offizier. Sie stammt vom Bildhauer Caspar Weis.

Der Zweck der Bruderschaft, der sowohl Männer als auch Frauen angehörten, ist in den Statuten festgehalten: „Die Brüder und Schwestern der Sebastianusbruderschaft fördern die Verherrlichung der Gottesdienste und Prozessionen und wecken und beleben den Wohltätigkeitssinn in der Pfarrei.“ Die letzten Präfekten (1. Vorsitzenden) der Bruderschaft waren: Wilhelm Bär, Jakob Ely, Hans Engel, Ludwig Diefenbach und Ferdi Müller.

Auch wenn die Bruderschaft aufgrund des Alters der Mitglieder als Verein aufgelöst wurde, bleibt der Wunsch, dass das Jahresgedenken im Gottesdienst und die tätige Nächstenliebe als Vermächtnis des heiligen Sebastian bei den Gläubigen der Pfarrei gepflegt werden.