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Rhein-Lahn-Kurier - Heimat- u Bürgerzeitung für die Stadt Lahnstein
Ausgabe 8/2024
Nachrichten der Verwaltung
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Statement von OB Lennart Siefert zur Schließung des St.-Elisabeth-Krankenhauses

Der Umgang mit Mitarbeitenden ist inakzeptabel!

Liebe Lahnsteinerinnen und Lahnsteiner, liebe Mitarbeitenden des St. Elisabeth-Krankenhauses,

die wirklich dramatischen Ergebnisse der Mitarbeiterversammlung von Montag dieser Woche haben mich in diesen Ausmaßen völlig überrascht und lassen mich fast sprachlos zurück. Die akute Schließung des Krankenhauses reißt ein riesiges Loch in die Gesundheitsversorgung Lahnsteins und der Region.

Mir fällt es nicht leicht, in einer solchen Situation, in der langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb weniger Tage ihren Arbeitsplatz verlieren, Worte zu finden.

Als Oberbürgermeister der Stadt Lahnstein möchte ich dennoch versuchen, meine Erfahrungen und Gedanken mit Ihnen zu teilen.

Unmittelbar nach meinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren habe ich die Gelegenheit genutzt, den damaligen Geschäftsführer des St.-Elisabeth-Krankenhauses zu besuchen. Im Rahmen des Gesprächs wurde mir versichert, dass sich die Klinik nach einer eher turbulenten Corona-Zeit nun wieder in ruhigem Gewässer befinde und die Zukunftsaussichten positiv zu beurteilen seien. Es sei gelungen, weitere gute Mediziner an den Standort Lahnstein zu bringen. Auch bei den seit längerer Zeit am Haus vertretenen Bereichen bestünden positive Aussichten für die Zukunft. Auf diese Aussagen habe ich mich verlassen.

Im Namen der Stadt Lahnstein habe ich deutlich gemacht, dass das Krankenhaus als Gesundheitszentrum ein wichtiger Bestandteil der Versorgung in der Stadt und im Rhein-Lahn-Kreis ist und darüber hinaus Arbeitsplatz für hunderte Menschen in unserer Region. In dem Gespräch habe ich um eine offene und ehrliche Kommunikation gebeten und meine Unterstützung angeboten.

Ein knappes Jahr nach dem Gespräch erfuhr ich überraschend aus der Presse, dass der Geschäftsführer innerhalb kürzester Zeit in den Ruhestand verabschiedet und ein neuer Geschäftsführer durch den kirchlichen Träger, den Elisabeth-Vinzenz-Verbund mit Sitz in Berlin, eingesetzt wurde. Eine offizielle Mitteilung erhielt ich trotz der zugesagten offenen Kommunikation nicht. Auch hier bat ich direkt um ein Kennenlerntreffen. Die Anfrage wurde aber erst nach fast einem halben Jahr beantwortet. Bei diesem Gesprächstermin im Krankenhaus Anfang November letzten Jahres war auch Landrat Jörg Denninghoff anwesend.

Uns wurde durch den neuen Geschäftsführer klar deutlich gemacht, dass sich das Krankenhaus entgegen aller vorher getätigten Aussagen in einer finanziellen Schieflage befände. Bei unverändertem Betrieb drohe die Insolvenz, daher habe man mit Beratern begonnen, ein Sanierungskonzept zu entwickeln, das den Betrieb des Krankenhauses mit einem neuen Schwerpunkt zukunftssicher aufstellen und damit einen Großteil der über 300 Arbeitsplätze sichern würde. Hierzu sei die Mitwirkung der Krankenkassen, der Gläubiger und des Landes Rheinland-Pfalz, insbesondere des Gesundheitsministeriums, notwendig. Die nächsten Tage und Wochen seien entscheidend, aber man sei sich sicher, eine tragfähige Perspektive entwickeln zu können.

Auch in diesem Gespräch habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten Hilfe angeboten und darum gebeten, über die aktuellen Entwicklungen informiert zu werden. Dies wurde mir zugesichert. Ebenso bat Landrat Denninghoff um einen engen Austausch und bot an, zur Landesregierung zu vermitteln.

Seit dem Termin Anfang November wurde zu keinem Zeitpunkt mehr mit mir gesprochen, ich habe keine Informationen durch den Träger, den Geschäftsführer oder den Insolvenzverwalter erhalten. Daher haben mich die Nachrichten aus der Mitarbeiterversammlung völlig unvorbereitet getroffen. Alle mir nun vorliegenden Informationen bekam ich aus der Mitarbeiterschaft, von Ärzten und der Lokalpresse. Offensichtlich ist das im November präsentierte Sanierungskonzept kläglich gescheitert.

Ehrlicherweise bin ich zutiefst erschüttert, dass hier auf diese Art und Weise mit Mitarbeitenden umgegangen wird, die auch in schwierigen Phasen ihrem Arbeitgeber die Treue gehalten und auf einen Weiterbetrieb gehofft hatten. Ich bin entsetzt, dass Patienten innerhalb weniger Tage vor die Tür gesetzt werden. Viele Menschen haben mich in den letzten Tagen gefragt: „Wo bleibt der Aufschrei der Politik - was kann die Stadt machen?“ Ehrlich gesagt - die Einflussmöglichkeiten liegen bei Null. Die Stadt Lahnstein ist weder Träger noch Gesellschafter des Krankenhauses.

„Warum macht die Stadt keine Demo?“ - auch das wurde ich gefragt. Ich halte nichts davon, jetzt in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion einen Prostest zum Erhalt der Klinik zu initiieren, der als reine Show-Veranstaltung weder den Mitarbeitenden noch den Patienten etwas nützt.

Vielmehr habe ich den Träger, den Elisabeth-Vinzenz-Verbund, und den möglichen neuen Investor, die bbt-Gruppe, angeschrieben und um einen dringenden Austausch über die Situation gebeten.

Bislang hatte ich die Hoffnung, mit meinem Hilfsangebot der Geschäftsführung des Krankenhauses zu signalisieren, dass die Sicherung des Standorts und damit der Erhalt einer größtmöglichen Zahl an Arbeitsplätzen höchste Priorität hat. Diese wurde durch den unmenschlichen Umgang im Zuge der kurzfristigen Kündigungen und der akuten Schließung des Krankenhauses bitter enttäuscht.

Ich wünsche den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dieser harten Zeit Zuversicht und Mut für die Zukunft.

Für Gespräche stehen die Stadt Lahnstein und auch ich persönlich immer zur Verfügung.