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Infos aus der Verbandsgemeinde Loreley
Ausgabe 39/2022
Amtliche Bekanntmachungen
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Barrierefrei mit dem Schiff auf dem Mittelrhein unterwegs

Wie barrierefrei ist man mit dem Schiff auf dem Mittelrhein unterwegs? Mit dieser Frage beschäftigten sich Matthias Rösch (rechts) und Stephan Heym (links) bei ihrer kurzen Reise durch das Mittelrheintal. © KD Deutsche Rheinschifffahrt GmbH

Matthias Rösch (links), Landesbeauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen im rheinland-pfälzischen Landesministerium und Stephan Heym (mitte), Projektleiter des Zentrums für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Mainz vor den Hörfelsen im Kultur- und Landschaftspark auf der Loreley. © KD Deutsche Rheinschifffahrt GmbH

Reisen für Alle ist die bundesweit einheitliche Zertifizierung zum Thema Barrierefreiheit. Diesem Thema hat sich auch die KD verstärkt angenommen.

Die Touren mit den Schiffen der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt GmbH (KD) durch das UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal sind bei den Gästen aus nah und fern äußerst beliebt. Selbstverständlich können auch mobilitätseingeschränkte Fahrgäste die Schiffsreisen mit der KD genießen. Wie das in der Praxis aussieht, testete das "RheinZeit"-Team bei einem Ausflug an den romantischen Mittelrhein. Gemeinsam mit Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen im rheinland-pfälzischen Landesministerium, seinem Assistenten Marcelin Dubiel und Stephan Heym, Projektleiter des Zentrums für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Mainz, ging es zunächst mit MS Godesburg von Bacharach nach St. Goarshausen.

MS Godesburg und MS Asbach sind rollstuhlgerecht ausgestattet

"Nichts über uns - ohne uns" lautet der Leitsatz von Matthias Rösch. Damit meint er die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung als Expertinnen und Experten in ihren eigenen Angelegenheiten. Der 56-Jährige ist nach einem Verkehrsunfall als Jugendlicher querschnittsgelähmt und seither auf den Rollstuhl und persönliche Assistenz angewiesen. Der 40 Jahre alte Stephan Heym ist sehbehindert und verfügt nach eigener Aussage über drei Prozent Sehkraft und kann Umrisse erkennen sowie Hell und Dunkel unterscheiden. Genau um diesen Leitgedanken von Rösch geht es bei dieser Reise. Wir möchten gemeinsam erleben, wie barrierefrei die Schiffsreise ist, was sich noch optimieren und wie sich ein Ausflug am Zielort einbinden lässt.

Barrierefreiheit bedeutet, dass die Bereiche vor Ort so gestaltet sind, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind, genutzt und wahrgenommen werden können. Das Thema liegt der KD sehr am Herzen. "Uns erreichen häufiger Anfragen von Gästen, die mit dem Rollstuhl unterwegs sind oder eine Gehbehinderung haben, welche Streckenabschnitte am Mittelrhein, welche Einstiege und welche Schiffe für sie besonders geeignet sind. Da unsere beiden Schiffe MS Asbach und MS Godesburg rollstuhlgerecht ausgestattet sind, haben wir uns entschieden, diesen Standard in Rheinland-Pfalz zertifizieren zu lassen, um den Gästen damit eine verlässliche Auskunft geben zu können", sagt KD Geschäftsführer Dr. Achim Schloemer. Bei beiden Schiffen ist der Zugang ebenerdig. MS Godesburg, Baujahr 1994, hat einen besonders großzügig angelegten Salon und ein weitläufiges Freideck. Über zwei Treppenlifts gelangen die Gäste auf alle Decks. Auf MS Asbach, Baujahr 1996, führt ein Fahrstuhl auf alle Decks. Auf beiden Ausflugsschiffen gibt es rollstuhlgerechte Toiletten, die zudem jeweils mit einer Klappliege ausgestattet sind.

Übrigens: Die MS Godesburg und die MS Asbach sind zwischenzeitlich beide nach den Kriterien der bundesweiten Kennzeichnung „Reisen für Alle“ eingestuft worden und haben die Auszeichnung "Barrierefreiheit geprüft" für den Zeitraum Augst 2022 bis Juli 2025 erhalten.

Mit Treppenlifts auf alle Decks

Mit Unterstützung seines Assistenten Marcelin Dubiel gelangt Matthias Rösch problemlos auf die untere Ebene. Dort befindet sich die rollstuhlgerechte Toilette. Mit dem zweiten Treppenlift geht es ebenso reibungslos zum Freideck der MS Godesburg. Gleichwohl regt Rösch an, die Lifte gegen neuere Modelle, die technisch auf dem aktuellsten Stand sind, auszutauschen. Stephan Heym bewegt sich auf dem Schiff sicher. Sogar ohne seinen faltbaren, weißen Langstock mit rollender Kugelspitze. Später an Land setzt Heym das Hilfsmittel ein, um Niveaudifferenzen auf der Straße, Stufen, Bordsteinkanten und Hindernisse auf dem Weg frühzeitig zu erkennen. Stephan Heym weist auf einen wichtigen Punkt hin. Damit für Menschen mit einer Beeinträchtigung ein selbstbestimmtes Leben möglich ist, spielen die zwischenmenschlichen Kontakte mindestens eine so bedeutende Rolle wie die jeweiligen baulichen Gegebenheiten. "Es geht auch um den Abbau von Barrieren im Kopf. Es mag gut gemeint sein, aber auf einen Rollstuhlfahrer mit den Worten, "Warten Sie, ich schiebe Sie mal", loszustürzen, geht gar nicht. Angemessener wären Fragen wie, "Kommen Sie klar?" oder "Darf ich Ihnen helfen?". Um dies zu gewährleisten, sind regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter unerlässlich.

Hörfelsen im Kultur- und Landschaftspark

Wir verlassen in St. Goarshausen das Schiff. Nächster Programmpunkt ist der Besuch des Loreley-Felsens. Nur wenige Meter vom KD-Anleger entfernt ist die Haltestelle des Linienbusses zum Loreley-Plateau. Der Bus der Linie 535 lässt sich absenken und verfügt über eine einfach auszuklappende Rampe. Der Zustieg und spätere Ausstieg auf dem Plateau stellen so für Matthias Rösch keine Hürden dar. Die Fahrt dauert etwa 15 Minuten. Gut gelaunt besucht unsere kleine Reisegruppe den neuen Kultur- und Landschaftspark, der vor gut drei Jahren eröffnet wurde. Die einzigartige Kulturlandschaft lässt sich barrierefrei erkunden. Teil des Mythenpfades sind mehrere Hörfelsen. Aus in verschiedenen Höhen angebrachten Lautsprechern ertönen auf Knopfdruck Geschichten rund um den Mythos Loreley. Die kurzen Episoden werden in sechs Sprachen erzählt. Auf dem Strahlenweg geht es zur Felsenspitze. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Ausblick auf das Obere Mittelrheintal. An den sechs Aussichtspunkten werden über haptisch gestaltete Modelle und Informationstafeln die landschaftlichen und historischen Besonderheiten dieses Ortes für alle Gäste fass- und erlebbar.Einzufügende Fotos/ Grafiken:

Mit Handbike und Tandem zurück nach Bacharach

Nach diesem gelungenen Abstecher auf die Loreley geht es mit dem Bus wieder zurück nach St. Goarshausen und von dort mit der Fähre über den Rhein nach St. Goar. Nun wird es für unsere drei Reisebegleiter sportlich. Statt mit dem KD-Schiff geht es über den Rheinradweg mit Fahrrädern zurück nach Bacharach. Matthias Rösch fährt mit einem Handbike, sein Assistent Marcelin Dubiel und Stephan Heym gehen mit einem taubenblau gestrichenen Tandem auf die Strecke. Nach etwa 50 Minuten sind alle wieder gut gelaunt zurück am Ausgangspunkt der Tour in Bacharach.

Weitere Informationen zu den Schiffstouren der KD Deutsche Rheinschifffahrt GmbH findet man auf deren Homepage unter www.k-d.com.