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Pellenzblatt
Ausgabe 49/2025
Vereine und Verbände
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Die Michaeltruppe widersetzte sich dem Naziregime-Zeitzeugengespräch mit Herrn Franz Reiff

Die Sitzplätze in der Seniorenresidenz ATV in Kruft reichten nicht

So zahlreich folgten Bürger und Bürgerinnen, insbesondere auch sehr junge Zuhörer, der Einladung des „Förderverein Heimatgeschichte und Alte Propstei Kruft e. V.“ und des ATV.

Herr Reiff, Jahrgang 1926, erlebte als 12-jähriger Gymnasiast am 09.11.1938 in Andernach die zerstörten jüdischen Läden und Einrichtungen. Die christliche Erziehung ließ ihn sehr bald die menschenverachtende Ideologie der Nazis erkennen. Mit einigen weiteren mutigen, sehr jungen Männern aus Kruft und Umgebung schloss er sich 1942 der „Michaelstruppe“ an.

Heimlich verteilten die Jugendlichen die „Hirtenbriefe“ des Kardinal Graf von Galen, um die Mitbürger über Verlogenheit und den Terror der Nationalsozialisten aufzuklären.

Die jungen Männer mit Eltern wurden von der Gestapo verhört. Trotz ihrer standhaften Aussage, der Krufter Pastor habe mit der Sache nichts zu tun, wurden sie bestraft. Franz Reiff und Ludwig Schütz, als Mitläufer eingestuft, kamen glimpflich davon. Die anderen verbüßten teils eine Strafe auf Burg Stahleck, einem Erziehungslager für Jugendliche, teils sogar im KZ-Moringen.

Dem Befehl zum Dienst in der Waffen SS konnte Franz Reiff knapp entgehen. Nach einer Voruntersuchung zur Musterung wurden die jungen Leute um eine Unterschrift gebeten. Damit wurde ihnen eine freiwillige Meldung zur SS untergeschoben. Franz Reiff, als aktiver Flugschüler, konnte die Eingliederung in die Waffen-SS abwenden, indem er sich freiwillig zur Luftwaffe meldete.

Herr Reiff beendete seinen spannenden Vortrag mit dem eindringlichen Appell:

Seid äußerst wachsam gegenüber Extremen: Ganz genauso fing es damals an, und nur ein geeintes Europa ist stark in der Welt.