ANDERNACH. „Geld in und von Andernach“ - Was Münzen uns über Geschichte und Handel einer Stadt verraten können, zeigte Dr. Florian Haymann, Althistoriker und Münzexperte in einem interessanten Vortrag den Mitgliedern des Historischen Vereins Andernach.
Anhand überlieferter Relikte erklärte er wie historische Münzen in unserer Region ausgesehen haben und sich - anlehnend an griechische und römische Münzen - die heute noch bekannte Form mit Porträt und Umschrift auf der einen Seite, kombiniert mit Motiven, Zeichen und Ortsangaben auf der anderen Seite entwickelte.
Keltische Münzen
Die frühesten Münzen in Andernach stammen vom keltischen Stamm der Treverer (etwa 4. Jh. v. Chr.), aber auch Münzen der Eburonen und Senonen (Schweiz, Mittelfrankreich, Belgien) sowie römische Münzen aus dem Mittelmeerraum hat man im Stadtgebiet gefunden, was für ein großes Handelsgebiet der Kelten spricht.
Reger Fernhandel
Nach Übernahme Andernachs durch die Römer spiegelte der römische Denar allein schon durch die große Fundzahl (1500 Exemplare) die Bedeutung Andernachs als Handelsplatz.
Im 6. und 7. Jh. unter den Merowingern zeugen sogenannte „Triens“ aus Andernach, die bis nach Südengland gehandelt werden, und ebensolche aus entfernten Gebieten, die in Andernach gefunden wurden, für regen Fernhandel. So tauschten die Andernacher zum Beispiel Fibeln und Mühlsteine gegen Bernstein aus dem Ostseeraum.
Werden in Andernach bis ins 13. Jh. Münzen geprägt - Andernacher Denare aus dem 13. Jh. finden sich in Skandinavien wieder und zeugen vom Fernhandel vor allem mit Tuffstein und Basalt/Mühlsteine - wird Köln mit dem „Turnosen“ nun zur wichtigsten Münzstätte. Die Erzbischöfe von Köln und Trier lassen im 14. Und 15. Jh. den „Rheinischen Gulden“ (Goldgulden) prägen, der für eine lange Zeit ein wichtiges und wertvolles Zahlungsmittel war.
Eine sogenannte Weinmarke aus dem 18. Jh., die als Zahlungsmittel für Ratsmitglieder für deren Wein gedacht war, zeigt, dass es auch immer wieder interessante Sonderprägungen gab.
Was passiert, wenn das Münzgeld als Gegenstand mit Materialwert aus dem Zahlungsverkehr gezogen wird, konnte der Referent am Ende des Vortrags eindrucksvoll mit der Erfindung des Notgeldes in Papierform zeigen, welches 1923 in der Hyperinflation in Papierscheinen mit aufgedrucktem Wert in Milliardenhöhe den Handel mit Geld ad absurdum geführt hat.