Der Andernacher Bahnhof - es fehlt ein stilles Örtchen
Als die Bahn 1911 in Andernach auf einen Damm gelegt wurde, erhielt die Stadt ihr heutiges Empfangsgebäude – selbstverständlich mit öffentlicher Toilette. Bis in die 1980er Jahre befand sie sich in der Empfangshalle hinter den Fahrkartenschaltern. Als die Bahn dann immer weiter rationalisierte, mussten auch die Toiletten dran glauben. Anfangs konnte dieser Verlust noch durch die Bahnhofsgaststätte kompensiert werden.
Seit etwa 15 Jahren gibt es im Bahnhof aber keine Gastronomie mehr und somit auch gar keine Toilette – mit den zu erwartenden Begleiterscheinungen. Es stinkt vor allem in der Unterführung mehr oder weniger stark nach Urin, gelegentlich ist die Lage leider regelrecht „beschissen“. Dieser Missstand ist seit Jahren bekannt und wurde in den städtischen Gremien immer wieder angesprochen. Es gab die naive Hoffnung, die Bahn könne hier wieder ein Angebot schaffen oder es könne gar ein privater Betreiber gefunden werden. Leider alles Wunschdenken.
Die Bahn sieht sich nicht länger in der Pflicht, eine Toilette im Bahnhof vorzuhalten. Einen privaten Betreiber aber wird man aber für einen Bahnhof mit knapp 6.000 Reisenden pro Tag nicht finden. Anders als in Koblenz, Bonn oder Köln rechnet sich das einfach nicht.
Viele Klein- und Mittelstädte waren mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Manche haben die Sache längst in die Hand genommen und ein eigenes Angebot geschaffen, so etwa Bad Neuenahr oder Wesel am Niederrhein. Die Stadtratsfraktion der Grünen hat daher in der letzten Sitzung des Stadtrates auf diese Städte hingewiesen und beantragt, eine von der Stadt betriebene öffentliche Toilette zu prüfen. Denkbar ist ein Edelstahl-Einbaumodul, welches in das Gebäude integriert wird oder eine freistehende Toilette am Bahnhofsvorplatz.