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Andernach aktuell
Ausgabe 3/2024
Aktuelles MUSS
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Stadtmuseum freut sich über wertvollen Neuzugang

Das Stadtmuseum konnte seine Sammlung um ein wertvolles Gemälde ergänzen. Darüber freuen sich Bürgermeister Claus Peitz (rechts) und Museumsleiter Dr. Kai Seebert.

Gemälde von Christian Georg Schütz d.Ä. zeigt Andernach um 1780

ANDERNACH. Irgendetwas scheint - flüchtig betrachtet - mit diesem Gemälde aus der Zeit um 1780, das kürzlich in Düsseldorf für die Sammlung des Andernacher Stadtmuseums erworben wurde, nicht zu stimmen: Auf der rechten Bildseite sieht man eine unverkennbare Darstellung der Stadt Andernach, eingetaucht in goldenes Licht. Runder Turm, Mariendom, die Minoriten-Franziskanerkirche (Christuskirche) und das Rheintor samt damals noch intakter Stadtmauer lassen keinen Zweifel daran, dass hier die Bäckerjungenstadt am Rhein recht detailgetreu dargestellt wurde. Im Hintergrund aber erhebt sich eine schroffe Berglandschaft, die mit dem Neuwieder Becken nur wenig gemein hat.

Mehrere Szenen kunstvoll neu zusammengefügt

Das Gemälde des berühmten Frankfurter Malers Christian Georg Schütz d.Ä. (1718–1791) ist ein sogenanntes Capriccio: Versatzstückartig wurden im Frankfurter Atelier mehrere Szenen, die Schütz bei Andernach und Oberwesel in Skizzen festgehalten hatte, kunstvoll neu zusammengefügt.

Diese Kompositionen, bei denen es vielmehr auf die ‚malerische‘ Wirkung der Szenerie denn auf topographische Genauigkeit ankam, waren im 17. und 18. Jahrhundert zunächst vor allem in Italien und den Niederlanden en vogue.

In Deutschland entwickelte Christian Georg Schütz d.Ä. daraus einen neuartigen Typus, der als Vorläufer der malerischen Rheinromantik des 19. Jahrhunderts angesehen werden kann. Besonders haben ihn dabei die phantastischen Rheinlandschaften des niederländischen Malers Herman Saftleven (1609–1685) beeinflusst. In der international bedeutenden Messestadt Frankfurt am Main trafen damals alle diese Einflüsse zusammen.

Großer wirtschaftlicher Erfolg

Dass Christian Georg Schütz d.Ä. mit seinen Gemälden auch einen großen wirtschaftlichen Erfolg hatte, beweist die Produktivität seiner Werkstatt, deren Werke zu den meistgeschätzten deutschen Landschaftsgemälden des späten 18. Jahrhunderts zählen. Mehrere Familienangehörige wurden in der Werkstatt ausgebildet, darunter auch Christian Georgs Sohn Johann Georg Schütz (1755–1813), der später längere Zeit in Rom arbeitete, wo er zum engsten Kreis um Johann Wolfgang von Goethe gehörte.

Schütz‘sche Gemälde im kleinen Kabinettformat und gemalte Wanddekorationen gehörten damals zur modischen Ausstattung zahlreicher Frankfurter Patrizierhäuser und wurden für hohe Summen gehandelt. Sie prägten nachhaltig das Bild des ‚romantischen‘ Mittelrheintals. Noch rund 70 Jahre nach dem Tod des Malers urteilte 1862 der Frankfurter Bürgermeister und Kunstsammler Philipp Friedrich Gwinner (1796–1868) über Schütz‘ Landschaftsgemälde:

„Sie zeichnen sich durch künstlerische Auffassung mit Darstellung der schönen Natur, durch anmuthige Thalgründe mit klaren fließenden oder herabstürzenden Wassern, grünbewachsene Bergeshöhen, leichte Lüfte, duftige Fernen, warmes Colorit und einen flüchtigen, saftigen Pinsel aus. Diese [Gemälde] werden ihren Platz auch in den größeren Gallerien behaupten […].“

Eine der frühesten gemalten Stadtansichten

Das Andernacher Museumsteam rund um Museumsleiter Dr. Kai Seebert schätzt sich daher besonders glücklich über diese bedeutende Bereicherung der Museumssammlung; nicht zuletzt handelt es sich hierbei auch um eine der frühesten gemalten Stadtansichten von Andernach.

Das Gemälde kann derzeit allerdings nur nach vorheriger Terminvereinbarung im Stadtmuseum besichtigt werden (Tel.: 02632/308133). In Vorbereitung ist aktuell eine Publikation über die Sammlungs-Neuzugänge der letzten fünf Jahre, die in der Reihe der „Andernacher Beiträge“ erscheinen wird.