Was für ein wunderbarer Gebets- und Konzertraum die Andernacher Christuskirche ist, konnte man spüren, als die Sonne unterging und die Kronleuchter die Kirche in ein warmes Licht tauchten. Die Gesänge aus der Renaissance, die die beiden Chöre SoprAlto und KLANGWERK im ersten Teil des Konzertes vortrugen, passten zeitlich hervorragend zu der Geschichte der „Alten Dame“.
Zu deren Erhalt sollen die Dachkonzerte einen kleinen Beitrag leisten. Die geschulten Stimmen des Frauenkammerchores meisterten danach mühelos die komponierten Girlanden, die Bach und Pergolesi ihnen abverlangten. Walter Butz, der durch das Programm führte, betonte die Bedeutung der polyphonen Kompositionstechniken für viele spätere Komponisten.
Der Klang des Männerchores erinnerte an die Mönche, die in dem früheren Franziskanerkloster musizierten. Gerade die a-capella-Werke wurden von der Akustik der Kirche sehr unterstützt. Pianist Eberhard Nöst führte mit einem Beethoven-Rondo mit klangfarbenreichem Spiel in die Klassik, ehe die beiden Chöre mit Mozarts „Ave verum“ den ersten Teil des Konzertes beendeten.
Nach einer Pause, die viele Konzertbesucherinnen und -besucher für einen guten Schluck Wein nutzten, widmeten sich die Chöre der Chormusik von 1900 bis zur Gegenwart.
Man hörte keinen Laut aus dem Publikum, als die Frauen des Kammerchores die modernen Werke anstimmten. Die ungewohnten aber sehr schönen Harmonien von Caplet oder Miskinis faszinierten Zuhörerinnen und Zuhörer sichtlich. Sie haben etwas Meditatives in sich, das die Menschen zur Ruhe kommen lässt.
Der zeitgenössische Komponist Alwin Schronen hatte den Frauen seine Kyriemeditation für Frauenchor arrangiert. Das Werk erklang in dieser Form in diesem Konzert zum ersten Mal.
Auch die Männer führten unter anderem ein Werk des sehr angesagten Komponisten auf. „Ubi caritas“ gehört zu seinen beliebtesten Werken. Dass es im 20. Jahrhundert auch epigonale Komponisten gab, die die Klangsprache der Romantik leicht modifiziert weiterführten, zeigte das Lied „Komm, Trost der Welt“, welches der Männerchor ausdrucksstark und klangschön zu Gehör brachte.
Pianist Eberhard Nöst fügte sich mit dem „Claire de Lune“ von Debussy nahtlos in die moderne Klangsprache ein und brachte das Publikum mit dem berühmten Werk zum Träumen.
Chorleiterin Barbara Nöst-Butz, die dieses außergewöhnliche Programm zusammengestellt hatte und souverän leitete, spannte zum Schluss den Bogen zurück in die alte Zeit. Sie ließ das Konzert mit Bachs Choral „Befiehl du deine Wege“ ausklingen. „Die Musik war Balsam für meine Seele“ meinte eine Besucherin.