Titel Logo
Andernach aktuell
Ausgabe 7/2023
Aktuelles MUSS
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Runder Turm - einsame Spitze

Der Runde Turm braucht Freiraum. Man sollte ihm nicht so auf die Pelle rücken.

ANDERNACH. Andernach erwartet eine hohe Bundesförderung. Damit soll das Stadtmuseum endlich mehr Ausstellungsfläche und ein sicheres Depot erhalten. Das neue Konzept verbindet Stadt- und Ernährungsgeschichte. So lässt sich eine Brücke zur Essbaren Stadt und zu Andernachs Rolle als Tor zur Mühlsteinregion schlagen. Einige Aspekte der vorläufigen Planung sind aber bedenklich.

Das „Culinacum“ soll zum Großteil vor der Stadtmauer neben dem Runden Turm entstehen. Der im 15. Jahrhundert erbaute Runde Turm ist mit 56 Metern der zweithöchste mittelalterliche Befestigungsturm in Deutschland, Symbol einer stolzen Stadt, die durch den Steinhandel zu beträchtlichem Wohlstand gekommen war, Wahrzeichen und Alleinstellungsmerkmal von Andernach.

Dieser Turm ist einsame Spitze! Eine Bebauung unmittelbarer vor der Mauer würde seine Wirkung nur schmälern und der ursprünglichen Bestimmung des Bauwerks als Wehrturm widersprechen. Die bestehende enge Pforte lässt eine barrierefreie Erschließung kaum zu. Die geplante Verbindung von zwei Gebäuden dies- und jenseits der Mauer durch eine Überbauung würde die Situation noch grotesker machen.

Die mittelalterliche Stadtmauer steht hier auf der römischen Mauer, deren große Tuffblöcke teils sogar oberirdisch erhalten sind. Nach den vorläufigen Planungen soll nur ein kurzes Teilstück begehbar gemacht werden. Um das Areal für Besucher durchlässig und die Befestigungsanlage erlebbar zu machen, sollte die Stadtmauer durchgängig von der Hochstraße, über den Runden Turm bis hin zu dem einzigen original erhaltenen Aufgang an der Kirchstraße begehbar gemacht werden. Die Stadtmauer in Oberwesel zeigt, dass dies mit verhältnismäßigem Aufwand und kaum wahrnehmbaren Sicherungen möglich ist.

Geklärt werden muss ferner, ob und wenn ja in welcher Tiefe entlang der Hochstraße wieder eine geschlossene Wohnbebauung entstehen soll und wie das „Bürgermeisterhaus“ hier eingebunden wird. Schließlich sollte vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Nutzungsänderung geprüft werden, ob sich die 1901 erbaute Rote Schule in die Planungen integrieren lässt.

Die Entwicklung am Runden Turm wird auf viele Jahrzehnte den Charakter dieser Keimzelle der Stadt prägen, daher wird eine Beratung vor Auslobung des Architektenwettbewerbs gefordert.

Pressemitteilung der Stadtratsfraktion Bündnis90-Die Grünen