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Mitteilungsblatt Vordereifel - Heimat- u Bürgerzeitung der VG Vordereifel
Ausgabe 48/2024
Amtliche Bekanntmachungen
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Verbandsgemeinde

Nach plötzlichen und kurzfristigen Starkregenereignissen in den letzten Jahren in verschiedenen Ortsgemeinden hat sich gezeigt, dass neben befestigten Wirtschaftswegen und Straßenflächen, insbesondere auch landwirtschaftliche Nutzflächen ein großes Gefahrenpotential aus abfließenden Starkregenmengen darstellen. Für die Landwirte kommt hinzu, dass diese heftigen Niederschläge dann oft die wertvolle Oberbodenzone mit den Nährstoffen wegreißen und damit auch ihnen große Schäden durch Ertragsausfall aber auch durch Aufwand für die Flächenwiederherrichtung entstehen.

Die Verbandsgemeinde hat das Thema aufgegriffen, da von diesen abfließenden Wasser- und Schlamm-mengen sowohl Privatgrundstücke als auch öffentliche Flächen der Ortsgemeinden betroffen waren.

Die VG Vordereifel hat diese Problematik zum Anlass genommen, zum „Runden Tisch der Landwirtschaft“ in die Verbandsgemeindeverwaltung einzuladen, um gemeinsam mit den Landwirten Lösungen zu erarbeiten.

Thema des Abends war ein Informations- und Erfahrungsaustausch über die „Vermeidung von Bodenerosionen“ als auch den „Umgang mit Starkregenereignissen im Konflikt mit der Bewirtschaftung der Nutzflächen“.

Erfreulicherweise kamen viele Teilnehmer zu diesem Informationsabend zusammen.

Nach der Begrüßung durch Werkleiter Markus Atzor referierte Herr Mohr vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel (DLR) eingehend über die Einflußfaktoren, die zu einer Bodenerosion durch Starkregen führen.

Zudem wurden Fördermöglichkeiten für besondere Einzelprojekte dargestellt.

Insbesondere sind die unterschiedlichen Bearbeitungsverfahren der Nutzflächen oft ausschlaggebend für diese Bodenerosionen.

Beispielhaft wurde genannt, dass z. B. ein Pflügen senkrecht zum Hang die Erosion deutlich verschärft, während ein Pflügen parallel zum Hang die Gefahr bereits um 2/3 vermindern kann.

Weitere Möglichkeiten zur Schadensminderung sind die Beibehaltung von Untersaaten und Zwischenfrüchten über den Winter sowie die Umwandlung einzelner Ackerflächen in Grünland in gefährdeten Bereichen, insbesondere oberhalb der Ortslagen.

Anhand von Modellbeispielen zeigte Herr Mohr auf, dass letztlich unter den gegebenen Standortbedingungen, die tatsächliche Bodenbewirtschaftung, die erosionswirksame Flächengröße, die Fruchtfolge, das Bodenbearbeitungssystem, der Kulturzustand des Bodens und Erosionsschutzmaßnahmen darüber entscheiden, ob eben Erosionen auftreten oder die Oberfläche geschützt bleibt.

Auch die Bodenart und die Bodenzusammensetzung entscheiden über den Umfang der anstehenden Erosionen.

Anhand von aktuellen Erosionsschutzkatasterkarten des DLR können die Landwirt/innen erosionsgefährdete Bereiche in Ihren Gebieten einsehen. Hierzu wurde die Internetseite „Geobox Viewer“ vorgestellt.

Ob eine Nutzfläche erosionsgefährdet ist, zeigt sich zudem oft an abflussintensiven Tiefenlinien, die das Wasser in die Fläche gerissen hat.

Sie sollten für den Landwirt Warnsignal sein, hier Überlegungen zu einer geänderten Bewirtschaftungsform anzusetzen.

Als kulturtechnische Maßnahmen wurden die Dauerbegrünung von Abflussbahnen, Hangmulden oder Tiefenlinien, sowie Anlegen von Fanggräben mit dezentraler Versickerung genannt.

Seitens des Ingenieurbüro IBS, Mayen, welches bereits einige Starkregenvorsorgekonzepte in der VG Vordereifel erstellt hat, wurden mehrere Beispiele aus vergangenen Starkregenereignissen vorgestellt.

Es wurde analysiert, wo die Probleme lagen und wie diese in Zukunft verhindert werden können.

Die Teilnehmer des Abends waren im Einklang, dass Starkregenereignisse nicht beeinflusst werden können, sondern derjenige, den es betrifft, mit den Folgen zu leben hat, aber auch darüber das man eher Erfolge erzielen kann wenn Kommunen und Landwirte, sowie auch Forstwirte zusammenarbeiten.

Als positives Beispiel hierfür kann der Staatsforst im Bereich Boos genannt werden, wo bereits einige Maßnahmen im Bereich der Waldwege umgesetzt werden konnten.

Seitens der Anwesenden Landwirte wurde auf die oftmals sehr bürokratischen Hindernisse im Rahmen der Flächenförderung hingewiesen, welche das Anlegen von Erosionsschutzstreifen enorm erschweren. Hier wird seitens der Verbandsgemeinde Vordereifel Kontakt mit den zuständigen Landesbehörden aufgenommen, um diese Problematik anzusprechen.

Zudem wurde konstruktiv über die verschiedenen Bewirtschaftungsformen diskutiert und auf die Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung von Erosionsmindernden Maßnahmen verwiesen.

In der regen Diskussion war deutlich herauszukristallisieren, dass die Landwirte ihre gefährdeten Flächen kennen und dieser für sie interessante Abend weitere Denkanstöße geben würde, künftig je nach Standort Überlegungen zu geänderten Bewirtschaftungsformen anzustreben.

Überlegungen zu Änderungen in der Fruchtfolge dürfte jeder Landwirt für sich selbst entscheiden, wobei diese Methode auch schon vermehrt von den Landwirten praktiziert wird.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass Starkregenereignisse mit den bekannten Folgen nicht kalkulierbare Unglücksfälle sind und je nach Stärke auch mit den besten bodenbewirtschaftenden Maßnahmen nach wie vor zu Schäden führen werden.

Werkleiter Markus Atzor bedankte sich für die konstruktive Diskussion und die gute Zusammenarbeit, da eine erfolgreiche Starkregenvorsorge im ländlichen Raum nur gemeinsam mit Land- und Forstwirtschaft umgesetzt werden kann.

Atzor
Werkleiter