Titel Logo
Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 15/2023
Aktuelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Geflügelpest: Lage der hochansteckenden Tierseuche spitzt sich zu

Guido Andres aus Mendig ist sehr besorgt

REGION. (EB) Es ist dramatisch wie nie. Die Lage bei der Aviären Influenza (Geflügelpest/HPAI) - einer hochansteckenden Tierseuche - spitzt sich zu: Wenn der Erreger in die Ställe der heimischen Geflügel-Halter eingetragen wird, sind die Konsequenzen dramatisch.

„Eine extrem hohe Zahl von Greif- und Wildvögel trägt den Virus in sich“, berichtet Guido Andres vom gleichnamigen Geflügelhof aus Mendig.

Gefährdung durch Kot von Zugvögel

Der Kot, den infizierte Zugvögel ablassen, könnte eine ganze Herde gefährden. Dann ist Feierabend. Ist der Keim einmal eingetragen, geht es ganz schnell. Innerhalb von wenigen Tagen könnte sich das Virus so weit verbreiten, dass dann alle Tiere gekeult werden müssten.

Nicht nur Andres, sondern auch bei vielen Geflügelhaltern in der Region herrscht Alarmstimmung. „Die Geflügelpest befindet sich in einem Ausmaß, wie wir es bislang noch nicht hatten. Es ist im Moment sehr, sehr schlimm“, betont der Präsident des rheinland-pfälzischen Geflügelwirtschaftsverbandes. „Insbesondere für die Menschen, die die Geflügelzucht berufsmäßig betreiben.“

Es geht um die Versorgung der Menschen mit gesunden Eiern und Geflügelfleisch. „Die Eierknappheit, die wir momentan haben, ist durch die AI gesteuert.“ Andres prognostiziert: „Eier werden richtig knapp, weil große Herden durch ungewöhnlich viele Ausbrüche der Geflügelpest ausfallen werden.

Bis diese ersetzt werden, dauert es mehrere Monate. Andres sieht bei Hobby-Geflügelhalter ein großes Risiko. Sie müssten besondere Sicherheit walten lassen.

Tiere im Stall lassen

Dort könnte sich das Vogelgrippe-Virus möglicherweise unkontrolliert verbreiten. Es sind sehr viele Hühner draußen. Andres rät dazu, „die Tiere im Stall zu lassen. In geschlossenen Systemen kann man sie besser schützen.“

Andres versteht nicht, dass die Politik es nicht schafft eine vernünftige Aufstallung durchzusetzen. „Es müsste ein Anordnung veranlasst werden, das zumindest der Kreis Cochem-Zell und Mayen-Koblenz eine Aufstallung bekommt, das heißt, dass alle Geflügelbestände im Stall gehalten werden zur Sicherheit der Tiere.“

Eine Gefahr für Mensch besteht nach Ansicht von Andres zurzeit nicht. Ebenso wie Andres appelliert auch das Landesuntersuchungsamt an rheinland-pfälzische Geflügelhalter mehr denn je Sicherheitsmaßnahmen gegen die Vogelgrippe einzuhalten, um den Eintrag des Virus zu verhindern.

In diesem Jahr wurden vom Landesamt zufolge in Rheinland-Pfalz zwei Ausbrüche in den Kreisen Kusel und Cochem-Zell registriert. „Die in Kaisersesch nachgewiesene Geflügelpest hat auch Auswirkungen auf den Landkreis Mayen-Koblenz“, berichtet Andres.

In Abstimmung mit dem Veterinäramt der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz und der benachbarten Landkreises wurde rund um den Ausbruchsbestand eine Schutzzone und im Radius von zehn Kilometer eine Überwachungszone eingerichtet.

Betroffen sind Betriebe in den Ortschaften Alzheim, Anschau, Bermel, Ditscheid, Gering, Kehrig, Kollig, Monreal, Reudelsterz und Weiler.

Dass das Virus sehr hartnäckig ist, betont Erhard Horst-Saur vom Geisbüschhof. Horst-Saur ist Neuling auf dem Gebiet der Geflügelhaltung. Die Familie besitzt auf dem Geisbüschhof in Mayen einen der modernsten Hühnerställe in Rheinland-Pfalz. „Unser Geflügelhof liegt 9750 Meter vom Ausbruchsherd in Kaisersesch entfernt, also noch innerhalb des Beobachtungszirkels.“ Er mache sich große Sorgen, wie er seine 14.800 Hennen, die normalerweise neben der großzügigen Stallfläche auch die 60.000 Quadratmeter große eingezäunte Auslauffläche nutzen, dauerhaft schützen könne. „Es ist eine junge Herde, die Ende Januar eingestallt wurde. Die Hennen sind im absolut aktivsten Alter. Es wäre dramatisch, wenn ich die töten müsste. Mir würde das Herz bluten. Ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden.“ Seitdem das Aufstallunsgebot erlassen wurde, leben die Tiere in dem 2021 errichteten Legehennenstall, wo ihnen genügend Bewegungsraum zur Verfügung steht. Der Stall verfügt zusätzlich über einen 600 Quadratmeter großen Wintergarten, so dass die Tiere auch wenn es kalt und regnerisch ist, oder so wie jetzt, Frischluft genießen. Der Wintergarten wird von den Legehennen gerne und ausgiebig genutzt, schützt die Hennen aber vor direktem Kontakt zu Wildvögeln. Horst-Saur appelliert an alle privaten kleineren Geflügelhalter: ihre Tiere aufzustallen und die Biosicherheitsmaßnahmen umzusetzen, um die Ausbreitung zu verhindern. Die Geflügelhaltung ist im übrigen ein zusätzliches Standbein für Familie Horst-Saur, die neben dem Ackerbau auch ein Gestüt mit Zucht, Pension und Reitschule betreibt.