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Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 20/2023
Aktuelles
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Spaß mit Tobias Mann: Ein unterhaltsamer, pointiert satirischer Rundumschlag in der Vulkanstadt

Der Satiriker Tobas Mann war zum vierten Mal in Mendig zu Gast. Am Freitagabend ließ er das Publikum in der Laacher-See-Halle an einem kabarettistischen Kampf „Mann gegen Mann“ teilnehmen.

MENDIG. (EB) Bereits zum vierten Mal gastierte Tobias Mann – er ist unter anderem als Mitgastgeber der Kabarett-Late-Night-Show „Mann, Sieber“ bekannt geworden – auf Einladung der KulTour Mendig in der Vulkanstadt. Mit seine temporeichen und humorigen aber auch teils nachdenklich stimmenden Dialogen und Liedern, die er am Klavier und mit der Gitarre begleitete, teilte der satirisch-musikalische Gesellschaftskritiker, Liedermacher und Komödiant bei seinem temporeichen Streifzug durch das Weltgeschehen scharfzüngige Seitenhiebe und einen Rundumschlag gegen zahlreiche Politiker aber auch die Katholische Kirche aus.

Zu viele Männer auf einem Haufen

Als Beispiel, warum es schief geht, wenn zu viele Männer auf einem Haufen sind, nannte der Gesellschaftsbeobachter den Vatikan. Aber auch sich selbst nahm Mann, der bei jedem für ihn aufregenden Thema auf der Bühne hin- und her düste, ohne Umschweife auf’s Korn. Er werde oft als links-grün versiffter Gutmensch bezeichnet.

Sein Publikum stimmte Tobias Mann in der vollbesetzten Laacher-See-Halle auf sein aktuelles, siebtes Soloprogramm „Mann gegen Mann“ mit dem Lied „Wann ist der Mann ein Mann?“ ein. In dem in Rap-Form vorgetragenen Song legte er die Kriterien für einen echten Mann fest: Bartwuchs, Verständnis und Eier.

Aber auch die Optik spiele bei dem starken Geschlecht eine Rolle: „Was so ein echter Mann ist, der hat Haare im Gesicht“, stellte er fest.

Brennend interessierte ihn, warum die Leute überhaupt in die Laacher-See-Halle gekommen waren. Auf seine Frage hin erhielt Tobias Mann die unterschiedlichsten Antworten: „Um einen schönen Abend zu haben“ und „Aus Spaß und weil wir ein Abo haben“. Gestern habe er den Zuruf bekommen: „Ich bin hier, dann müssen wir daheim nicht heizen.“

Ein wenig lustig machte er sich über all diejenigen, die anscheinend ihrer Frau zu liebe mit zu der Veranstaltung gekommen waren. Als meist gegebene Antwort höre er stets: „Weil ich mit musste. Die Frauen kaufen die Karten und haben aus der Not die Tugend gemacht.“

Politisch sein Ohr am Puls der Zeit

Auch politisch hat Mann sein Ohr am Puls der Zeit. Vor allem der Bundesminister der Finanzen Christian Lindner und seine pompöse Hochzeit auf Sylt, der frühere CDU-Bundesminister Andreas Scheuer, Bundeskanzler Olaf Scholz, CSU-Chef und „Grillmeister“ Markus Söder aber auch CDU-Chef Friedrich Merz haben es dem Vollblutkomödianten angetan.

Auch sich selbst stellte er auf den Prüfstand. Diskussionen, die er mit sich selbst in flotten Pro- und Kontradialogen vortrug, entlockten dem Publikum so manchen Lacher.

Er habe in dieser Zeit viel mit sich selber diskutiert. Auf dieser Suche in sich selbst haben er sich philosophische Fragen gestellt, „die ich nicht beantworten konnte. Was will ich eigentlich im Leben? Warum war ich damals so Feuer und Flamme dafür auf die Bühne zu gehen? Warum habe ich angefangen zu spielen?“

Dabei sei er ganz schnell ausfallend zu sich selber geworden. Doch dank des 5 Phasen Kübler-Ross-Modells habe er gelernt gelassen zu bleiben. Im Kampf mit sich selbst kam Mann zu dem Ergebnis: „Ich würde gerne dümmer sein.“

Er sei nicht klug genug, um Antworten auf all die schwierigen Fragen der Welt zu finden. Der Dumme mache sich keine Gedanken. Dabei müsse man sich Sisyphus, als glücklichen Menschen vorstellen. Dann werde alles viel leichter. Einer griechischen Sage zufolge, war es die Aufgabe des Königs von Korinth, jeden Tag einen riesigen Steinbrocken auf eine Bergspitze – und auf Mendig bezogen „auf die Spitze des Mendiger Maibaums“ hinaufzurollen.

Immer wieder sei Sisyphus der Stein entglitten und den Weg wieder zurück hinuntergerollt. Freundlicher Applaus war dem mehrfach ausgezeichneten Kabarettisten nach mehr als zweieinhalb Stunden nach einem Kampf gegen sich selbst gewiss.