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Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 25/2023
Aktuelles
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Grandiose Uraufführung von „Verhext und Zugenäht“

Das Ensemble hatte in der fast zweistündigen Uraufführung vollends überzeugt. Chapeau!

Der Teufel hat seine helle Freude. Er platzt in das Familientreffen, das aus den Fugen zu geraten droht.

Marie (Silke Buchholz) nimmt die Essenlieferung aus den Händen von Marc Simon Scheuen an.

Ein unvergessliches Theatererlebnis auf der Bühne im Burginnenhof

MAYEN. (EB). Gerade in bewegten Zeiten sind die Menschen gut beraten, das Lachen nicht zu verlieren und auf die Kraft der Kultur und der Kunstschaffenden zu vertrauen, beispielsweise den Machern der Mayener Burgfestspiele um Intendant Alexander May.

So hat das Theaterspiel in der Eifelstadt Hochkonjunktur – in jeder der bislang vorangegangenen Spielzeiten. Denn was liegt näher, als sich einen Theaterabend unter freiem Himmel, wie beispielsweise am Samstagabend mit der Uraufführung von „Verhext und zugenäht oder Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ mit einer zweifelsohne perfekt dosierten Prise Humor zu gönnen?

Augenscheinlich war am Samstagabend jedoch eine Besonderheit, die bei den Besuchern für Verwunderung sorgte: eine Premiere der Burgfestspiele ohne volles Haus? Fakt ist, ein Teil der Plätze war leergeblieben.

Absolut sehenswerte Komödie

Ehe die absolut sehenswerte Komödie von Thomas Limpinsel ihren Lauf nahm, hatten Oberbürgermeister Dirk Meid, Teneka Beckers, Vertreterin des Kultursommers Rheinland-Pfalz und Intendant Alexander May, Grußworte an das Premierenpublikum gerichtet.

„Wir sind in der 35. Spielzeit der Burgfestspiele Mayen und ich glaube allein, diese Zahl zeigt schon, welchen Stellenwert die Burgfestspiele tatsächlich für Mayen und für die Region haben“, erklärte der Oberbürgermeister eingangs. „Es ist die zweite Spielzeit des Intendanten Alexander May, der seit dem vergangenen Jahr sein Konzept und seine Ideen einbringt.“

Kunst und Kultur gegen Sorgen und Unsicherheit

Das Motto der diesjährigen Spielzeit laute Hexen. „Also lassen Sie sich gerne von den Aufführungen verzaubern.“ Darüber hinaus lenkte Meid den Blick auf die vergangenen 35 Jahre. Es ging eigentlich immer in eine Richtung, nämlich aufwärts. Wenn man sich die letzten drei Jahre anschaut“, habe sich vieles verändert. „Weltweit, aber auch hier bei uns in Mayen. Wir alle müssen gerade in dieser Situation zeigen, wie wichtig Kunst und Kultur für uns ist. Es braucht Kultur. Wir dürfen nicht zulassen, das diese Krisen und ihre Auswirkungen die Sorgen und Unsicherheit einen Schleier über die gesamte Gesellschaft legen. Es braucht eine lebendige Kunst- und Kulturszene. Und deswegen tun wir alles, damit die Burgfestspiele den Stellenwert halten, den sie in den letzten 35 Jahren erarbeitet haben.“

Verkaufszahlen sollen wieder steigen

Die Verkaufszahlen spiegeln leider die Verunsicherung der Menschen wider. „Wir sind noch weit davon entfernt, die Zahlen zu erreichen, die wir vor Corona kannten. Wir arbeiten daran und wir werden im nächsten Jahr reagieren, und einiges verändern, in der Hoffnung, den Geschmack des Publikums zu treffen.“

Ein herzliches Dankeschön richtete Meid an Alle – unter anderem an das Land Rheinland-Pfalz und die zahlreichen Sponsoren, die die Burgfestspiele unterstützen – aber auch an alle treuen Besucher der Burgfestspiele.

Mit einem herzlichen Willkommen begrüßte auch Teneka Beckers die Gäste. Ihr Dank galten allen, insbesondere auch denjenigen vor, auf und hinter den Kulissen. Die Mayener Burgfestspiele seien dem Land sehr wichtig, betonte die Vertreterin des Kultursommers. „Wir wissen das in Rheinland-Pfalz in der Landesregierung zu schätzen.“ Die Uraufführung „Verhext und zugenäht“ sei etwas ganz Besonderes – und „das an diesem wunderbaren Ort, der Genoveaburg.“

Motto: Hexen

In erwartungsfrohe Augen konnte auch Alexander May während seiner vierminütigen Ansprache schauen. Der Intendant umriss kurz die Handlung und war auch sein Bekenntnis zur „Uraufführung“ eingegangen. Mit den Worten: „Getreu dem Hexenspruch: in jedem von uns steckt eine kleine Hexe, lassen Sie sich verführen in die Welt der Magie und damit auch in ihre ganz eigene innere magische Welt, die ganz sicher in jedem von ihnen steckt“, wünschte der Intendant dem Publikum viel Spaß mit „Verhext und Zugenäht“.

Rasantes Stück mit viel Wortwitz

Nach den Querköpfen“ widmete Alexander May seine zweite Spielzeit nun dem Thema „Hexen“. Sie sind faszinierend, sind Mittelpunkt viele Geschichten und Kunstwerke, bilden die Grundlage zeitloser Werke. Bei der pointenreichen Uraufführung „Verhext und Zugenäht“ handelt es sich um eine rasante Komödie mit viel Wortwitz und einer umwerfenden, von den Ensemblemitgliedern Silke Buchholz, Jörg Thieme, Kora Paveli, Marc Simon Scheufen und Michael Ophelders perfekt in Szene gesetzte Situationskomik, die durch Energie und Spielfreude und Ausdrucksstärke besticht.

Mit „Verhext und Zugenäht“ stellte sich der durch Film und Fernsehen bekannte Thomas Limpinsel den Mayener Burgfestspielfreunden nun erstmalig als Autor vor. Erzählt wird die Geschichte zweier Ehepaare – hierbei handelt es sich um die Heilpraktikerin Marie (Silke Buchholz) und ihren Lebensgefährten Paul (Jörg Thieme) und dessen Eltern. Sie treffen sich zu einem harmlosen Essen. Marie ist der Zauberei mächtig, während ihr Schwiegervater in spe (Michael Ophelders) – er ist Chirurg - ein notorischer Besserwisser ist, ist ihre künftige Schwiegermutter (Kara Pavelic), zumindest bei diesem Treffen, dem Alkohol nicht abgeneigt. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und immer, wenn Marie oder eine andere Person auf der Bühne nießt, verschwinden oder verändern sich auf der Bühne Dinge. Jedes einzelne „Hatschi“ wird zu einem Vergnügen für die Zuschauer.

Im Laufe des Abends verliert Marie jedoch zunehmend die Kontrolle über ihre Gabe und der Teufel (Marc Simon Scheufen) persönlich gesellt sich als Hausmeister, Essenslieferant aber auch als Ermittler dazu und hat seine Hände irgendwo und irgendwie mit im Spiel.

Inszeniert wurde die Komödie von Regisseurin Caroline Stolz, der Intendantin des Rheinisches Landestheaters Neuss. Sie hat ein außerordentliches Gespür für Komödien und gilt als ausgesprochene Komödien-Expertin. Das Bemerkenswerteste an der einzigartigen humoresken Aufführung ist, das gegen Ende des knapp zweistündigen Theatervergnügens einzelne Handlungen - untermalt durch tolle Musikbeiträge - zurückgespult werden. Mit welcher Perfektion auf der von Ingo Bracke gestalteten multifunktionalen Bühne agiert wurde, verdient allergrößtes Lob. Chapeau!

„Verhext und Zugenäht“ oder: „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ hat jedenfalls im Theatersommer viele erwartungsfrohe Burgfestspielbesucher verdient. Die Regieassistenz liegt in den Händen von Julia Manstein, Dramaturgie: Judith Kriebel. Die Technische Leitung obliegt Robert Kaes.