MAYEN. Familien, die am Samstag das sechste Kinderfest in der Mayener Innenstadt nicht besucht haben, die haben etwas verpasst. Ein anderes Fazit gibt es eigentlich gar nicht. Denn was den Kleinen dort den ganzen Tag lang geboten wurde, darf getrost mit „Glücksmoment“ umschrieben werden.
Egal ob Kinderschminken, Stelzenlauf, Basteln, Glücksraddrehen oder Goldschürfen - alle Gelegenheiten animierten ausnahmslos zum Mitmachen. Wem das nicht reichte, konnte an den etlichen sportlichen Übungen teilnehmen.
Auf dem Parcours durch die Stadt sammelt Lars (6) aus Mayen an den Geschäften seine Buchstaben für das Lösungswort des großen Gewinnspiels. Die eingezeichneten Glühlampen in seinem hellblau gedruckten Kinder-Stadtplan stehen jeweils für einen Buchstaben. Findet er alle, erhält er vielleicht einen Gutschein für die Mayener Geschäfte. Ab und an legt er mit der Suche eine Pause ein. „Wir sind schon 2 Stunden unterwegs,“ lächeln seine Eltern Britta (43) und Sascha (43), denn auf dem Weg gibt es viele Attraktionen.
Edelsteine für die Schatzkiste
Mathea (5) ist ganz ungeduldig, sie möchte gern noch zum Kinderschminken, dort hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Sie bewundert in der Wartezeit deshalb noch einmal ihre „Schätze!. Ihrer Tasche entlockt sie einige bunte Steine, die sie stolz zeigt. Ihre Augen glänzen dabei.
Eine beliebte Attraktion war das am Samstag, denn es wühlten durchweg etwa zwanzig Hände in der feinsandigen Spielkiste, „einfach toll diese Idee,“ meint Swenja.
Die Juwelierin Victoria Enz, die ab und an nach Draußen schaut und vor deren Geschäft die Edelsteine und übrigens auch die Losbox für das Buchstabengewinnspiel zu finden sind, ist überwältigt vom großen Erfolg der Veranstaltung. „Wolfgang Schlags war gerade noch hier,“ meint Victoria Enz, er hat sich gefreut, dass alles so wunderbar klappt.“
Dass die Kinder heute die beliebten Spiele aus ihren Kindertagen schätzen, bringt sie zum Lächeln, „es kann so einfach sein, Spaß zu haben,“ fügt sie hinzu. Enz ist Mitglied der MY-Gemeinschaft, Dr. Schlags der zweite Vorsitzende des städtischen Vereines, der eine Reihe von Gewerbetreibenden in Mayen vereint und Mitveranstalter des Familienfestes ist. Gemeinsam mit Stephanie Schlags, Wolfgang Schlags Schwester, haben sie einen Grossteil der Veranstaltung organisiert.
Das bunte Treiben in den sonnengetränkten Geschäftsstraßen vom Marktplatz bis zur Brückenstraße ist fröhlich, nur lachende Menschen treffen sich hier, geniessen ab und an Zuckerwatte, Eis oder ein Stück Kuchen.
Tenor springt mit „Huhn Margarete“ für erkrankte Künstlerkollegen ein
Musikalisch zum Ausdruck bringt das nicht nur das Ensemble vor dem „Weltladen!, das mit traditionellen afrikanischen Instrumenten dem Nachmittag eine besonders exotische Note gibt, auch der Drehorgelspieler „Wolle“ aus Kottenheim tönt schwungvoll mit seinen Volksliedern.
Mit routiniertem Blick achtet er auf die Kinder neben sich, die wiederum geschäftig mit dem Hammer Nägel in Holz schlagen dürfen. Über 300 Nägel zieren nun seinen Holzkasten. Und noch eine andere Stimme tönt kraftvoll durch die Gassen. Der Tenor Andreas Barth hat das Huhn Margarete nach Mayen mitgebracht. Er leiht ihr seine wohlklingende Stimme und Begleiterin Marion Fuhrmann, die das bunte Federtier mit ihrer Hand führt, bewegt gackernd im Rhythmus den Schnabel zum Lied „Ich wollt ich wär ein Huhn.“
Das Künstlerpaar sprang ganz kurzfristig für einige erkrankte Kollegen des Bühnenprogrammes am Oktagon ein.
Karate hält Körper und Geist fit - Deutsche Meister trainieren in Mayen
Auf der Marktstrasse treffen die Kinder auf echte Karatekämpfer, mit denen sie intensiv ihre Schlagkraft in vorbereiteten Schaumgummiformen austesten. Viermal in der Woche trainiert Mia (14). Sie nahm in diesem Jahr das erste Mal an einer Europameisterschaft teil. In Prag wurde sie Fünfte von 34 Teilnehmern.
Eine andere junge Athletin nennt sich Ili (14). Seit 12 Jahren, so erzählt sie, trainiert sie bereits in dieser Disziplin und ist darin mehrfache Deutsche Meisterin, ihre Schwester Jil (20) sogar achtfach.
Insgesamt 250 Kinder werden in Koblenz, Ulmen, Kaisersesch und Mayen ausgebildet, Mayen ist die größte Dependance und verweist auf einem Flyer auf ein viertägiges Sommercamp in Kelberg, wozu man sich noch bis zum 29. Juli unter www.sen5.de anmelden kann.
Aber auch im Sportclub „Vulkan Budo“ ist die elegante und werteorientierte Kampfsportart Karate Do oder das Kickboxen für 3 bis 99-Jährige attraktiv. Am Glücksrad hat sich ein junger Mann soeben bei Max (15) und Lukas (23) einen Trainingsgutschein für vier Wochen ergattert und ist begeistert, dieses Glück zu haben.
Den Glücksklee finden übrigens gute Beobachter gleich nebenan. Am Stand wird der Samen der vierblättrigen Pflanze von der Lebenshilfe Mayen und ihrer Leiterin Gabriele (49) sowie den freundlichen Mitarbeitern Franzi (20) und Nils (20) verteilt.
Das ist wohl genauso so bezaubernd, wie das künstlerisch verzierte Marzipantörtchen von Doris Müller, was Besucher im Lederwarengeschäft Meurer kredenzt bekommen. Ayla Rozera, Vorsitzende der Brückengemeinschaft freut sich über den Erfolg des Festes: „Wir haben es geschafft, nach zwei Jahren Pause durch Corona, die Menschen wieder zu vereinen. Das gelingt bei einem Kinderfest über alle Generationen.“ Das sei allen Partnern und Sponsoren zu verdanken, denn das Kinderfest war für alle Besucher kostenfrei und soll in dieser Tradition auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden.