Die Römer machten ihre Aufwartung
Die Rekonstruktion eines keltischen Streitwagens, der in der Eisenzeit mit einem Wagenlenker und einem Kämpfer besetzt war, präsentierten Georg und Claudia Eul am Samstagnachmittag
Mayen/EB. Es sind Bilder von einer Zeitreise in die Vergangenheit, die Kenner und Liebhaber der römischen und keltischen Geschichte auch in den kommenden Tagen möglicherweise noch vor Augen haben. Römerlager, Militärvorführungen der Legio XXII Primigenia Pia Fidelis Cohors I., Darstellungen und Vorführungen von zivilem Handwerk und vieles mehr, auch aus dem Alltag von vor 2000 Jahren, wurde anschaulich und greifbar überliefert, dargeboten. Gemeinsam mit knapp einem dutzend authentisch gewandeten und waffentechnisch ausgerüsteten Legionären hatte Titus Flavius Verius, der im bürgerlichen Leben Michael Landoll heißt, am dritten Juli
Wochenende auf dem Areal der Erlebnisweiten am Mayener Grubenfeld seine Zelte aufgeschlagen und die bewundernden Blicke der Besucher magisch angezogen. „Wir sind aktuell noch auf der Suche nach Jungfrauen“, erklärte der Angehörige der römischen Armee mit einem vielversprechenden Lächeln im Gesicht, während es unweit, aus einem Kessel nach frischer Gemüsesuppe mit Fleischstücken duftete. Diese köchelte über einem Holzfeuer und musste lediglich ab und an kräftig ungerührt werden. „Wir tragen heute Nachmittag unseren leichten Dienstanzug, unsere Sommermontur“, entschuldigte sich Titus Flavius Verius, der von Beginn an das Mayener Römerfest mit seinen Mannen bereichert. Der Offizier ließ es sich nicht nehmen, sich voller Stolz trotz Temperaturen um die 30 Grad mit einem schweren, mit Federn verzierten Helm und einen mit Messingplatten verzierten Militärgürtel, der er über seiner Dienstuniform trug, zu präsentieren. Die Messingplatten waren an mehreren langen Lederstreifen angebracht und dienten im Kampf als Schutz gegen eine Entmannung. Das sogenannte Cingulum militare galt vor 2000 Jahren als ein Erkennungsbild der Soldaten schlechthin und war insbesondere bei den jungen Frau sehr beliebt. Normalerweise hätten die Mitglieder der Legio XXII ihre 35 Kilogramm schwere Kampfausrüstung – das Gewicht der kompletten Marschausrüstung ist noch mal um satte dreizehn Kilogramm höher – getragen.
Mit weiteren historisch und archäologisch Begeisterten ahmte die Römergruppe Legio XXII Primigenia Pia Fidelis Cohors I. die Zeit aus dem ersten Jahrhundert nach Christus nach. Die Legio XXII Primigena war eine echte Legion der römischen Armee in Mainz. Sie war wahrscheinlich 39 nach Christus in Mainz aufgestellt worden. Jede volle Stunde ließ der Hauptmann der Hundertschaft auf dem weitläufigen Gelände seine Männer mit kräftigen respekteinflößenden Kommandos in der sengenden Hitze antreten.
Spannend gestalteten sich die Exerzierübungen, bei der die römischen Krieger, teils mit einer „Lorica“, einem Brust-und Schulterpanzer, in eindeutiger Absicht mit der Lanze und ihren Schutzschildern auf die Zuschauer zustürmten, aber natürlich rechtzeitig vor ihnen abrupt stoppten. Umgeben von steinernen Zeitzeugen aus heimischem Basalt konnten die Besucher zum dritten Mal auch die Handwerkskünste der Kelten bewundern, den Erzählungen Georg und Claudia Eul von der Interessengemeinschaft Tribus Eburones lauschen und die keltische Küche genießen. Die Gruppe aus Euskirchen hat es sich zum Ziel gesetzt, in entsprechendem Ambiente „am Ort des Geschehens“ keltische Geschichte erlebbar zu machen. Gerne standen sie Interessierten gerne Rede und Antwort. Wer mochte konnte aus ihrer Probierküche Feldsalat mit Schafskäse mit Himbeeren und Speck kosten oder auch das keltische Handwerk hautnah beobachten. Für Aufsehen sorgte ihr in Hausoptik gebautes Zelt sowie ein bis ins Detail rekonstruierter Streitwagen mit einer Pendelachse, nachempfunden aus Eschenholz, der über einen gewissen Fahrkomfort verfügte. Das Gefährt wurde in Anlehnung eines in einem belgischen Museum ausgestellten Streitwagens aus der Eisenzeit nachgebaut. Das Fahrzeug wurde von zwei Leuten besetzt: es diente seinerzeit hauptsächlich zu repräsentativen Zwecken und galt als Statussymbol. Dass das Römerfest ein lehrreiches Event für die ganze Familie ist, die Lebensweise erlebbar macht und entsprechendes Feeling vermittelt, erklärte ein Familienvater. „Wir waren eben auch noch mal auf der Römerwarte am Katzenberg und als nächstes inspizieren wir noch die Ausstellungshalle „Stein-Zeiten “, erklärte der Mann aus Bonn. „Wir erinnern uns gerne an den heutigen Tag, und freuen uns über Familienfoto mit dem lateinischen Gruß „Salve-Mayen“. Wir haben es vorhin an der Fotobox kostenlos bekommen. Organisiert wurde das Römerfest von der Touristik-Information und deren verantwortlichen Mitarbeitern Michael Franzen und Alexandra Burkart.