Margit Lenarz, die Vorsitzende des Kinderschutzbund Mayen und Umgebung würde sich freuen, wenn ihr Team Verstärkung bekäme.
Kleine, von Kindern gefertigte Bilder, zieren die Wände der Räumlichkeiten des Kinderschutzbund in der Brückenstraße in Mayen.
MAYEN. (EB) Der Kinderschutzbund Mayen ist seit drei Jahrzehnten in Mayen aktiv tätig und ist Träger des Beratungstelefons, der Nummer gegen Kummer 116 111. Speziell ausgebildete ehrenamtliche Telefonberater schenken Kindern und Jugendliche, die emotionale Entlastung oder Unterstützung brauchen, ein offenes Ohr.
Gespräche sind anonym
Die „Nummer gegen Kummer 116 111“ bietet Kindern und Jugendlichen Hilfe. Sie ist kostenlos. Die Gespräche sind anonym. Gerade in dieser herausfordernden Zeit, in der die sozialen Kontakte eingeschränkt oder der persönliche Kontakt zu Vertrauenspersonen oftmals nicht möglich ist, ist das Gesprächsangebot von größter Wichtigkeit.
Anruferzahlen steigen
Die Telefonberater der „Nummer gegen Kummer“ und der Email-Beratung stehen jungen Menschen verstärkt unterstützend zur Seite. Da die Anruferzahlen ständig steigen, auch durch die Pandemie bedingt, sucht der Kinderschutzbund Mayen und Umgebung ehrenamtliche Mitarbeitende am Telefon. Unsere Zeitung hat mit Margit Lenarz gesprochen. Die Vorsitzende des Kinderschutzbund Mayen und Umgebung blickt auf eine 40-jährige Tätigkeit im Schuldienst. Die Pädagogin bringt sich seit fünf Jahren beim Kinderschutzbund ein.
„Wer kann bei Ihnen als Ehrenamtler mitarbeiten?“
„Jede/r, der Kinder und Jugendliche gerne hat und für die Sorgen und Probleme Verständnis entgegen bringen kann.“
Welche Voraussetzungen müssen von den Bewerbern erfüllt werden? Was wird von ihnen erwartet?
„Empathie sollte man haben, um die Situation des Anrufers einschätzen zu können. Eine gute Voraussetzung ist, wenn man mit Kindern und Jugendlichen beruflich oder privat Erfahrung hat.“
Wie werden diejenigen, die sich bei Ihnen melden auf den Telefoneinsatz vorbereitet?
„Die Interessierten erhalten eine qualifizierte Ausbildung. Diese dauert ca. 70 Stunden und findet in der Regel zweimal im Monat an Samstagen statt, ausgenommen die Ferienzeit. Die Ausbildung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Es werden die wichtigsten Themen angesprochen, mit denen man in der Praxis am Telefon konfrontiert werden kann. Ein/e Teilnehmer/in kann erst dann selbständig am Telefon in die Beratung gehen, wenn eine gewisse Anzahl an Hospitationen absolviert worden sind.
Ein Berater, eine Beraterin hat die Möglichkeit, nach der Ausbildung an Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Teilnehmer*innen kommen aus allen Bundesländern und in der Regel dauert so eine Fortbildungsveranstaltung drei Tage. Allerdings werden vom Vorstand ebenfalls Fortbildungsveranstaltungen vor Ort organisiert, die zeitlich begrenzter sind.“
Ab welchem Alter wählen die Kinder die „Nummer gegen Kummer?“
„Kinder ab acht Jahre wählen diese Nummer, meist sind die Anrufer*innen jedoch zwischen 10 und 20 Jahre alt.“
Was bedrückt sie? Welche Probleme werden angesprochen?
„Die Themen sind sehr umfangreich, und man kann sagen, alle aktuellen Themen und alle Themen, die altersgemäß sind. Aktuell beispielsweise die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen, die besonders für Kinder und Jugendliche hart waren, von der Politik aber kaum beachtet wurden. Homeoffice der Eltern, Homeschooling der Kinder, eine sehr belastende Zeit für die Familie. Dann persönliche Themen wie etwa der Freundeskreis und Peergruppe, psychosoziale Themen und Gesundheit, Schule und Beruf, Sucht, Sexualität und verschiedenes andere mehr.“
Wie haben sich die Anruferzahlen und auch die Bedürfnisse seit Ausbruch der Pandemie entwickelt?
„Es gibt noch keine genauen Zahlen, da die Jahresstatistik für 2021 noch nicht vorliegt. Aber man kann davon ausgehen, dass sich die Anruferzahl um ca. 25 Prozent erhöht hat. Das heißt, der Ortsverband Mayen wurde ca. 7000 Mal kontaktiert, davon gab es etwa 1900 ernsthafte Beratungen.“ Wie können Sie helfen?
Dem Anrufer, der Anruferin Zeit schenken und zuhören. Oft haben Kinder und Jugendliche niemanden, mit dem sie ihr Problem besprechen können. Wichtig ist für sie die Anonymität, um sich öffnen zu können. Gemeinsam versucht man eine Lösung des Problems zu erarbeiten oder der Berater weist auf Adressen hin, wo professionelle Hilfe zu finden ist.
Bekommen sie auch manchmal unseriöse Anrufe?
Ja, die bekommen wir auch, und in der Ausbildung lernt man, wie man damit umgeht.
Was gefällt ihnen an ihrer ehrenamtlichen Arbeit besonders – aus wie viel Ehrenamtlichen besteht ihr Team in Mayen?
„Das Mayener Team ist in der Zeit der Pandemie neben dem Telefondienst in seinen weiteren Aktivitäten natürlich sehr eingeschränkt gewesen. Keine Teamsitzungen, keine Aktionen im Zusammenhang mit Stadtfesten, keine Weihnachtsfeiern. Wir hoffen, wenn wir in den nächsten Wochen Lockerungen erfahren werden, dass die gute Kollegialität wieder aktiviert wird. Unser Team besteht aus 17 Männern und Frauen und wir hoffen auf Verstärkung. Man erhält ein gutes Gefühl, wenn man nach seinem Telefondienst sagen kann, du hast einem Kind oder Jugendlichen helfen können. Und das Dankeschön am Ende eines Gesprächs ist wie der Applaus am Ende einer Theatervorstellung oder eines Konzerts.“
Interessierte können sich dienstags oder donnerstags von 10 bis 12 Uhr im Büro des Kinderschutzbund Mayen und Umgebung „Am Brückentor“ 10 in Mayen melden oder unter Telefon: 02651/6002 oder per E-Mail an info@kinderschutzbund-mayen.de