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Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 32/2023
Aktuelles
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Sinéad O’Connor hat das künstlerische Schaffen von AndyMo stark beeinflusst

Dieses Bild ist mit dem Titel Coexistenz umschrieben. Die Künstlerin AndyMo sagt: "In zwei Sekunden pendelt dein Leben auf dem schmalen Grad des Zufalls, zwischen Leben und Tod. Freiheit oder Angst. Zeit, die Gewalt im Namen der Liebe zu besiegen."

Rechts im Bild ist das Gemälde Inhaftierung zu sehen. Die Würde wird bis zur letzten Nacktheit entblößt.

MENDIG. (EB) Vor wenigen Tagen vermeldete der irische Sender RTW unter Berufung der Familie von Sinéad O’Connor den Tod der 56-Jährigen. Ihre Musik wurde weltweit von ihren Fans geliebt. So auch in unserer Region.

Der Tod von Sinéad O’Connor „hat mich tief betroffen gestimmt“, berichtet die Künstlerin AndyMo (Andrea Montermann). „Die Sängerin mit ihrer eindringlichen Stimme und ihrem künstlerischen Schaffen hat auch mein künstlerisches Werk stark beeinflusst“, erzählt die freischaffende Künstlerin, Designerin und Illustratorin aus Mendig. „Meine Werke aus der Serie „ZufallsGrat“ stehen in tiefem Zusammenhang mit der irischen Künstlerin.“

Film und Filmmusik als Inspiration

Warum ist das so? Der irische Film „Im Namen des Vaters“ (Originaltitel „In the Name of the Father“, 1993 von Jim Sheridan), die Filmmusik von Bono/U2, Gavin Friday und Sinéad O’Connor, der Drehort des Gefängnis „Kilmainham Gaol“ in Dublin sowie persönliche Ereignisse und die Liebe zu Irland beschäftigten Andrea Montermann nachhaltig. „Woraus schließlich die malerische Serie „ZufallsGrat“ bestehend aus 24 Werken entstanden ist.“

„Der Film schildert die wahre Geschichte Gerry Conlons“, berichtet AndyMo weiter. Dessen Schicksal beginnt mit dem Zufall zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein. Das Geschehen findet in dem vom Bürgerkrieg zerrüttenden Belfast der siebziger Jahre statt.

Als der politisch eher uninteressierte Gerry Probleme mit der IRA bekommt, schickt sein Vater ihn nach London. Dort wird er zufällig in einen brutalen Bombenanschlag auf ein Pub verwickelt, den er nicht begangen hat. Er selbst, Familienmitglieder und Freunde werden gefoltert und gezwungen, die Tat zu gestehen.

Obwohl sie unschuldig sind, werden sie für schuldig befunden, verurteilt und inhaftiert. Der Vater Gerry Conlons stirbt im Gefängnis. Gerry Conlon selbst wird für 15 Jahre unschuldig inhaftiert und kommt nach langen Jahren der Qualen durch ein Beweisstück einer engagierten Anwältin wieder frei.

Der Soundtrack „You made me the thief of your heart“ von Sinéad O’Connor begleitet die Filmszene, als der Vater unschuldig im Gefängnis stirbt und die Insassen brennende Tücher aus den Gefängniszellen in den Hof werfen. „Diese Szene, der ganze Film, und die eindringliche Musik von Sinéad O’Connor habe ich so stark verinnerlicht, dass daraus malerische Werke entstanden. Der Drehort des „Kilmainham Gaol“ zog mich darüber hinaus so in meinen Bann, dass sich eine Vision in mir entfaltete, die sich immer stärker manifestierte.“

Auf den Spuren des Geschehens

AndyMo besuchte das Gefängnis. Sie spürte beim Betreten des Traktes eine einzigartige Energie, „die mich veranlasste, nicht mehr von der Thematik zu weichen. Ein Ort, in dem Menschen inhaftiert wurden, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpften, das ließ mich nicht mehr los, so dass ich der Thematik mit dem Medium der Malerei, eine Stimme geben wollte. Ich malte nach dem Rhythmus der Musik von Sinéad O’Connor, einer Ausnahmekünstlerin, die in ihrem Leben selbst durch Höhen und Tiefen ging und ihrer Rebellion stets Ausdruck verlieh.“

„In meinem künstlerischen Schaffen ist das Zusammenspiel von Musik, Emotionen und Farben die treibende Kraft für die malerischen Kompositionen. Meine Malerei wird zur energiegeladenen „expressiven Explosion“, als Resultat von Spontanität kombiniert von höchster Konzentration. Zum Ausdruck dessen, was unsere Sprache nicht vermag.“

Die Serie „ZufallsGrat“ sei ein malerisches Statement „und eine Fragestellung zur menschlichen Freiheit gegen Gewalt, Unterdrückung und Gefangensein. Die Serie ist Ausdruck menschlicher Schicksale und steht im friedlichen Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit. Nicht zuletzt ist es auch die Sehnsucht nach Irland mit der Zerrissenheit und gleichzeitigen Schönheit und Spiritualität dieser Insel, die bei mir tiefe emotionale Spuren hinterlassen haben. Irland wurde für mich zur Seelenheimat und Inspiration sowie die Musik von Sinéad O’Connor.“