Winni Slütters begeisterte als Pianist
MAYEN/EB. Insgesamt zwei Mal verwandelte sich der Innenhof am Fuße des Goloturms in den vergangenen Tagen in einen großen, bis auf ganz wenige Plätze vollbesetzten, Hörsaal. Warum das so war? Diesen Umstand hatte das erwartungsfrohe Publikum Michael Ophelders, der für den erkrankten Thorsten Hamer eingesprungen war, zu verdanken. Mit seinem Comedy Programm: „Warum Heinz mit Erhardt lacht“ mimte der Sänger, Schauspieler und preisgekrönte Musicaldarsteller aus Essen als urkomischer Professor Dr. Dr. Maximilian Busch auf geniale Art und Weise den unvergessenen Humoristen Heinz Erhardt. Ophelders rezitierte und deklamierte eine Vielzahl bekannter und weniger bekannte Texte des berühmten deutsch-baltischen Komikers und Musikers vom „Blümchen und Bienchen“ über die berühmt „Made“ bis hin zum edlen „Ritter Fips“. Und mit den Liedern von der „Tante Hedwig“, dem „Wicke-Wacke-Wucke-Lied“, dem Lied „Herr Ober, bitte zweimal eine Bockwurst“ und einigen anderen Songs brachte Ophelders den Zuschauern zudem auch das musikalische Können des berühmten Heinz Erhardt näher. Doch der Reihe nach: Nach der Begrüßung durch Alexander May, dem Intendanten der Mayener Burgfestspiele und dem musikalischen Einstieg von Winni Slütters hieß Michael Ophelders die Besucher mit den salopp formulierten Worten: „Sehr verehrte Damen des geistreichen Vergnügens und Herren der niveauvoller Fröhlichkeit“, willkommen. Er freue sich, betonte der ebenfalls umtriebige Meister der Wortspielereien, „dass Sie so zahlreich erschienen sind heute im Außenbereich der Genoveaburg, wohin wir die Vorlesung vom Innenbereich der Universität hierher verlegt haben, um ein so hoch brisantes wie auch humorvolles Thema an den Mann respektive die Frau zu bringen. „Wir haben uns für den heutigen Abend einiges vorgenommen. Sie für den heutigen Abend hoffentlich weniger.“ Er hoffe, so „Professor Busch“: „Das sie von Beginn bis zum bitteren Ende meinen Ausführungen in der gebührenden Aufmerksamkeit lauschen.“
Die Zuschauer wurden in seiner Obhut zu Studierenden des 19. Semesters, während der begleitende Pianist Winni Slütters kurzum, um „musikalische Fallbeispiele“ zu präsentieren zur studentischen Hilfskraft erklärt wurde. Durch ihr aktives Zutun konnten die Studenten Pluspunkte sammeln und sogar ein Semester überspringen. Es war keine Frage: Sowohl die Kommilitonen, als auch der Pianist übernahmen bei dieser musikalisch-humorvollen Vorlesung des Professors ihren Part absolut gerne. Ophelders stellte sich die Frage: „Was macht den Humoristen Heinz Erhardt so unsterblich? Oder anders gefragt, was unterscheidet diesen volkstümlichen Verseschmied und Wortverdreher von der allgemeinen Verblödung der deutschen Kitschkultur im 21. Jahrhundert? Und gehen wir noch einen Schritt weiter“, sagte er. Jede junge Generation bräuchte heute ihren Heinz Erhardt als Gegenpol.
Er werde den wissenschaftlichen Beweis dafür antreten, so Ophelders, „dass Heinz Erhardt kein verstaubtes Fossil einer untergegangenen Epoche war, sondern ein Meister der wortgewandten Heiterkeit und des hochgeistreichen Schelmenstreichs.“
Beginnend mit seiner Biographie müsse er auf eine Zelle verweisen, aus der der berühmte Brillenträger einst entsprungen sei. Die tiefere Bedeutung einer Zelle habe der Künstler mit seiner barocken Leibesfülle einst wie folgt beschrieben:
„Das Leben stammt auf alle Fälle aus einer Zeile. Manch mal endet es auch bei Strolchen in einer solchen.“ Nach einer sehr spritzigen Zellteilung sei es im Winter des Jahres 1909 in der baltischen Stadt Riga zur Niederkunft unter einer maßgeblichen Beteiligung mütterlicherseits gekommen. Ophelders gelang es die Lebensgeschichte von Heinz Erhardt von seiner Geburt, über das Leben - er habe nach und nach drei Väter und ebenso viele Müller gehabt - bis hin zu der Ehe mit seiner Frau Gilda unter Einbeziehung des Publikums lebendig werden zu lassen. Am Ende wurde dem Publikum „Noch’n Abschiedslied“ aus der Feder von Heinz Erhardt zu Gehör gebracht.
Der Abend war eine großartige Verbeugung vor dem begnadeten 1979 verstorbenen Schauspieler und Humoristen, der zweifelsohne den Schalk im Nacken hatte. Bereichert hat Michael Ophelders die Vorlesung auch mit seinem „geraden Krummhorn“-Spiel. Tosender im Stehen dargebrachter Applaus war Michael Ophelders und Winni Slütters gewiss.