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Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 35/2022
Aktuelles
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Werden wir von einer Wespenplage heimgesucht?

Man sieht sie kaum, doch auf dieser süßen Brezel haben sich zahlreiche Wespen hintergelassen.

REGION. (EB) Die meisten Menschen lieben den Sommer – die Sonne, die warmen Temperaturen und die Möglichkeit, viel freie Zeit draußen zu verbringen. Was gibt es schöneres als im Schwimmbad ein Eis zu schlecken oder im heimischen Garten ein Teilchen oder ein Stück Obstkuchen zu genießen.

Leider gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: gefühlt schwirren in diesem Sommer viele Wespen um uns herum. Sie können die Freude ganz schnell trüben. Die aufdringlichen Plagegeister – sie fühlen sich unter warmen und trockenen Voraussetzungen besonders wohl - nerven nicht nur beim Essen unter freiem Himmel. Vielmehr können ihre Stiche gefährlich werden und für Menschen mit Allergien eine echte Gesundheitsgefahr darstellen. Gibt es in diesem Jahr im Vergleich zu den vergangenen Jahren tatsächlich mehr Wespen?

Unsere Zeitung hat mit Dr. Christoph Otten, dem Leiter des Fachzentrums für Bienen und Imkerei (Mayen) gesprochen. „Es gibt keine Messlatte und auch keine Erhebungen, wie viele Wespen es gibt. Irgendwann merken wir, dass immer mehr Wespen nerven.“

Das sei eine reine subjektive Beobachtung. „Es hängt davon ab, wo man gerade sitzt und ob in der Nähe Wespennester sind.“

Wespen-Aufkommen unterschiedlich

Das Wespen-Aufkommen sei von Ort zu Ort unterschiedlich. Es gäbe zwar deutlich mehr Wespen als in anderen Jahren, „aber es ist nicht extrem schlimm.“ Das Mehr an Wespen hängt von den guten Entwicklungsmöglichkeiten der Wespenköniginnen, also von den milden Temperaturen, die im Frühjahr herrschten ab.

Anders als bei den Bienen, wo die Bienenkönigin mit mehreren 1000 Arbeiterinnen überwintert, überwintert bei den Wespen nur die Jungkönigin. „In diesem Frühjahr hatten die Jungköniginnen, ideale Voraussetzungen, um neue Nester zu bilden.“

Sie konnten sich prächtig vermehren und Kolonien bilden. Sie sind jetzt auf der Suche nach Nahrung. „Um ihren Nachwuchs aufzuziehen, brauchen sie süße Kohlenhydrathaltige- und Proteinnahrung.

Auch andere Schadinsekten, die ihnen in die Fänge geraten, stehen auf dem Nahrungsprogramm der Wespen“, so Otten. Wenn die Wespen also weniger natürliche Beute in Form von Larven von Käfern, Fliegen oder Aas vorfinden, kommen die ungeliebten Tischgäste dem Menschen beim Essen näher.

Der Flugverkehr nimmt zu. Beim Essen und Trinken im Freien sollte man sehr vorsichtig sein. „Das Essen sollte man möglichst abdecken und Reste wegräumen. Trinken sollte am besten nur mit Strohhalm.“ Um die Wespen loszuwerden, könne man es mit einer Ablenkfütterung, also mit Hausmittelchen versuchen, sagt Otten.

Wer zur Fliegenklatsche greift, um die Wespen kalt zu stellen, macht sich strafbar. Sie stehen unter Naturschutz, ebenso wie Bienen und Hornissen.

Otten rät davon ab, Wespennester selbst zu entfernen oder umzusiedeln. „Sie stellen oft keine direkte Gefahr da. Viele Menschen stören die Wespennester, wohl wissend, dass diese im Herbst zugrunde gehen nicht.“

Der Experte rät: „Bei der Umsiedlung eines Wespennestes sollte auf jeden Fall ein erfahrener Schädlingsbekämpfer zurate gezogen werden.“ Eine Umsiedlung sei, außer da wo eine gewisse Gefahr besteht, also in der unmittelbaren Nähe von Kindergärten oder Seniorenheimen, oft gar nicht nötig.

Ende der Kolonien im Herbst – Nester werden nicht wieder besiedelt

„Im Herbst gehen die Kolonien wieder ein und nur die jetzt so langsam heranwachsenden Jungköniginnen überleben, überwintern in einem geschützten Bereich und gründen im nächsten Jahr neue Kolonien.

Die Außenhülle der Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Wespen kann viele Jahre bestehen. Otten gibt Entwarnung. „Die Wespennester werden nicht wieder besiedelt.“

Die Notaufnahmen der Krankenhäuser haben des Öfteren mit hochallergischen Reaktionen zu tun. Die Symptome reichen im Gegensatz zur normalen Stichreaktion von Jeckreiz, über Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Atemnot und Herzrasen. Besonders gefährdet sind Allergiker, aber Stiche im Mund können auch für Menschen ohne Allergie gefährlich werden.