Nicolas Junglas (links) und Sven von Loga eint die Leidenschaft für die Mühlsteinrevier und die Menschen, die dort ihr Brot verdienten.
Zu den spannenden Vorträgen der Referenten Nicolas Junglas (zweiter von links) und Sven von Loga (rechts) hatten die Verbandsgemeinde Mendig und die Stadt Mendig in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Mühlsteinrevier „RheinEifel“ bei freiem Eintritt in die Laacher-See-Halle eingeladen. Neben den beiden Bürgermeistern Hans Peter Ammel (links) und Jörg Lempertz sind Figuren zu sehen, die die Kleidung der Layer (Arbeiter in der Lay; Steinbrecher im Mühl-, Werkstein- und Schotterbruch), der Grubenbesitzer im 19. Jahrhundert sowie der Steinhauer (Berufsbezeichnung für denjenigen, der den Stein fertig bearbeitet), tragen.
MENDIG. (EB) Die große Vision der Städte Mayen und Andernach, sowie der Verbandsgemeinden Vordereifel und Mendig führte am Mittwochabend, dem 21. September, Mitglieder des Arbeitskreises Mühlsteinrevier Rhein-Eifel, der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft (DVG) und interessierte Bürger zusammen. „Uns alle eint “, wie Verbandsgemeindebürgermeister Jörg Lempertz in seinen einführenden Worten in der Laacher-See Halle betonte, eine Zielsetzung: „Menschen von dieser atemberaubenden Region zu begeistern und sie in der Qualität mit dem höchsten Gütesiegel der Welt, dem Unesco-Welterbetitel, zu unterlegen.“
22 Millionen Mühlsteine in der Region produziert
Mit über 22 Millionen Mühlsteinen, die im Mühlsteinrevier mit bloßer Händearbeit produziert wurden, habe das Revier die damalige Welt positiv beeinflusst. „Die Mühlsteine wurden öfter gefertigt als der berühmte VW-Käfer.“ Das Land Rheinland-Pfalz erkenne die Welterbefähigkeit „unseres Mühlsteinreviers vollumfänglich an.“
Daher bewerbe sich das Mühlsteinrevier - es setzt sich aus dem Grubenfeld Mayen, dem Lavakeller Mendig, der Ettringer Lay, des Kottenheimer Winfeld und des Andernacher Hafen zusammen - als serielles Kulturgut.
Spannende Vorträge
Für die Bewerbung eines sogenannten seriellen Welterbe ist eine Abbildung der einzelnen Epochen mit der dazugehörigen Produktionsweise und der Nachweis des Fernhandels erforderlich. Da es bislang schon einiges Interessante über das Mühlsteinrevier zu lesen gab, beleuchteten die Referenten Nicolas Junglas und Sven von Loga mit ihren spannenden Vorträgen die Facetten des Reviers.
Die Resonanz und das Interesse waren beachtlich. Dem visuellen zweiten Teil der Veranstaltung, mit Sven von Loga aus Köln, war der Vortrag von Nicolas Junglas aus Mendig, vorangestellt. Junglas – er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mühlsteinreviers – ging nicht nur die historische Entwicklung der UNESCO, der Hüterin des kulturelles Erbes der Menschheit, und ihre Zielsetzung ein, sondern auch darauf, warum man vom Potenzial des Mühlsteinreviers Welterbe zu werden überzeugt ist. „Reib- und Mühlsteine sind eng mit einer der für die Menschheit bedeutsamsten Entwicklungen verbunden – der Neolithischen Revolution“, so Junglas.
„Die Sesshaftwerdung des Menschen bedeutete, dass die Jäger und Sammler zu Bauern und Viehzüchtern wurden. Um aus dem Getreide, das sie auf ihren Feldern anbauten, Mehl für die Brotherstellung zu gewinnen, benötigten sie ein Werkzeug, dass das Zerkleinern des Korns ermöglichte.“
Kontinuität und Wandel
Das Mühlsteinrevier RheinEifel sei ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur. Es stehe für Kontinuität und Wandel der kulturellen Tradition des Aufschließens von Brotgetreide mit Mühlsteinen.
Als ein weiteres Kriterium führte der wissenschaftliche Mitarbeiter an, dass die Welterbeliste keine Stätte der Mühlsteinproduktion beinhalte. Die für den Antrag erforderliche internationale Vergleichsanalyse – hierbei wurden insgesamt zehn Produktionsstätten für Mühlsteine berücksichtigt – habe ergeben, „dass keine der untersuchten Stätten eine dem Mühlsteinrevier vergleichbare Produktionskontinuität vorweisen kann.
Ferner gibt es nirgendwo sonst so viele Sachzeugen, die jene Nutzungsdauer belegen könnten, wie im Rhein-Eifel-Revier. Darüber hinaus erklärte der Referent, dass es die Grundidee der Welterbekonvention und der aus ihr resultierenden Welterbeliste ist, Natur- und Kulturerbestätten von außergewöhnlichem universellem Wert für die gesamte Welterbegemeinschaft für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu bewahren.
Den zweiten Teil der Veranstaltung gestaltete Sven von Loga mit einer Multivisionsschau. Der 60-Jährige hat zum Mühlsteinrevier und Mendig eine ganz besondere Beziehung. Die Lavakeller faszinieren ihn, seit er sie auf vulkanologischen Exkursionen während seines Geologiestudiums in den 80er-Jahren besucht hat.
Im Oktober erscheint ein 208 Seiten farbig bebildertes Buch von Sven von Loga mit dem Titel „Eine Exkursion in die regionale Natur- und Wirtschaftsgeschichte – Das Mühlsteinrevier Rhein-Eifel – Ein uraltes Bergbaugebiet auf dem Weg zum Welterbe“.
Das mit einem großem Hardcover gestaltete Werk dokumentiert die hunderttausendjährige Geschichte des Mühlsteinreviers in der Osteifel.
Wochenlange Fotoexkursionen
Hierfür hatte Sven von Loga historische Quellen und Archive nach Dokumenten durchforstet. Darüber hinaus war er selbst auf wochenlangen Fotoexkursionen unterwegs und hat das Gebiet bis in den letzten Winkel durchwandert und fotografiert. Gekrönt wurde die Veranstaltung von Seiten des Veranstalters durch eine informierte Fotoausstellung und eine bedruckende Darstellung der Grubenarbeiter, aber auch der Mannefrauen und Soppeträger.