Hochbetrieb herrschte zur Freude der Schausteller und Marktbeschicker am Samstagabend
Bereits am Samstagnachmittag waren viele Besucher aus Nah und Fern unterwegs
Auf den Start des Lukasmarktes haben allem Anschein nach viele treue Fans gewartet. Die 617. Auflage des größten Volksfestes im nördlichen Rheinland-Pfalz scheint nicht nur Temperatur-, sondern auch Besuchermäßig absolut rekordverdächtig. Bei der Auswahl der Fahrgeschäfte und Buden haben die Verantwortlichen ins Schwarze getroffen und dem positiven Image des Lukasmarktes Rechnung.
Bei idealem Wetter hatte es am späten Sonntagnachmittag probierten viele Besucher ihr Glück bei der Euro Losbude unterhalb der Burgbrücke
Wingenders "Alt Mayen" ist ein besonderer Anziehungspunkt für die Besucher des Lukasmarkt
Mayen/EB. Auf den Start des Lukasmarkt haben allem Anschein nach viele treue Fans gewartet – dieser scheint in diesem Jahr nicht nur Temperatur-, sondern auch Besuchermäßig absolut rekordverdächtig. Noch bis einschließlich kommenden Sonntag lockt das insgesamt neuntägige Großereignis mit seiner besonderen Strahlkraft die Marktbesucher. Diese haben auch dieses Mal bei der überaus großen Vielfalt wieder die Qual der Wahl. Was das Oktoberfest für München ist, ist seit Jahrhunderten für die Menschen in unserer Region das Kulturgut Lukasmarkt. Eine erste Bilanz vom Wochenende: teils lange Schlagen an Fahrgeschäften und Imbiss- und Getränkebuden und ein strahlendes bunt gemischtes, teils vor Vergnügen jauchzendes Publikum – so lässt sich das beliebte innerstädtische Volksfest, zusammenfassen. Der Besucherandrang war bereits am Samstagnachmittag bei angenehmen Temperaturen und ein paar wenigen Regentropfen erwartet hoch. Einige Stunden später gab es an einzelnen Stellen, fast kein Durchkommen mehr. Kann der Neustart des neuntägigen Großereignisses – das vor der Pandemie jährlich bis zu 300.000 Besucher anlockte – mit seiner außergewöhnlichen Strahlkraft vielleicht sogar einen neuen Rekord verzeichnen? Die Voraussetzungen sind top! Schenkt man den Wetterprognosen Hoffnung, so scheint es auch der Wettergott mit dem Comeback gut zu meinen. Ein Besuchermagnet dürfte neben dem Kram-, dem Pferde- und auch dem Schafmarkt auch sicherlich der Parkplatz der AOK in der Bäckerstraße mit seinem Open-Air-Bereich mit großer Bühne sein.
„Es ist schön, dass der Duft von Mandeln und Backfisch in der Luft liegt und endlich wieder echtes Jahrmarkt-Feeling herrscht “, so lautet die einhellige Meinung, der von unserer Zeitung befragten Schausteller und Gäste. Natürlich ist kleine Befragung nicht repräsentativ. „Der Drang nach Normalität ist groß“, meinte eine Frauenclique von der Untermosel. „Wir sind richtig ausgehungert, einander zu sehen, zu feiern, etwas zu trinken und vielleicht auch zu tanzen. Es hat sich soviel angestaut“, berichteten die Frauen mittleren Alters, die sich normalerweise nur einmal jährlich an Lukasmarkt treffen. „Wir haben uns zuletzt am Lukasmarkt 2019 getroffen. Lang, lang, ist es her!“ Für ein paar Stunden wollte Samira Warlo aus Bad Bodendorf dem Alltag entrinnen. „Wir waren vom Hochwasser an der Ahr betroffen“, berichtet die gebürtige Kempenicherin. Den heutigen Tag wolle sie einfach nur genießen, ohne dabei aufs Geld zu achten. Mit dem größten Volksfest im nördlichen Rheinland-Pfalz verbindet die 29-Jährige viele schöne Erinnerungen auch an ihre Kindheit. Eigens aus Hürth waren Jörg, Melanie und Elias Straub zur 617. Auflage angereist. Die Familie nimmt die Anfahrt gerne in Kauf. „Wir kommen immer mit meiner Oma Heidi, die von der Mosel stammt, hierhin“, erzählte Melanie Straub. „Am Montag beginnt bei uns wieder die Schule. Wir lassen heute die Herbstferien so richtig schön ausklingen.“ Die Vielfalt der Fahrgeschäfte sei ausgewogen, meinte die Familie aus Nordrhein-Westfalen, während ihr Blick die Genovevaburg und das ein wenig einer Bratpfanne gleichende imposante Hochfahrrundgeschäft „Mr. Gravity“ streift. Die Sorge sich mit dem Corona Virus anzustecken, hatte die 77-jährige aus Löf ausgeblendet. Ihre Augen strahlten vor Freude, während sie sich versonnen umsah. „Wenn es eng wird, ziehe ich halt eine FFP2- Maske an“, berichtete die Seniorin, während sie den Mund-Nasen-Schutz aus ihrer Manteltasche zog. Das Lukasmarkt-Feeling genoss auch Angelique Bäsch aus Mayen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern. „Wir werden auch in den kommenden Tagen über den Markt schlendern. „Super hier gibt es ja sogar die sogenannten Kinderfinder, damit kein Kind im Getümmel untergeht“, bemerkte eine fünfköpfige Familie aus Bonn, die durch ein Plakat auf die Bändchenaktion aufmerksam wurde. „Eine ganz tolle Sache!“
Dass es so manches Kind, noch gar kein Kinderkarussell gefahren ist, bemerkte Marco Sottile. Für den Schausteller aus Mainz ist der Lukasmarkt mit seinem Kinderfahrgeschäft mit den sprechenden Autos fast ein Heimspiel. „Meine Frau stammt aus einer Mayener Schaustellerfamilie. Ich komme seit 1999 hierhin“, so Sottile. „Der Lukasmarkt ist ein Begriff in unserer Branche und zum Herbstfinale eine wichtige Veranstaltung für uns.“ Schausteller zu sein sei eine Herzensangelegenheit, „ohne Idealismus kann man das gar nicht machen.“ Ein echtes Heimspiel hatte Familie Wingender mit ihren Schaugeschäften und dem nostalgisch anmutenden Ausschankhaus „Alt Mayen“. Die Schaustellerfamilie ist in Mayen zu Hause und prägt den Lukasmarkt in der fünften Generation, während die sechste bereits in den Startlöchern steht „Wir sind sehr froh, dass wir mit unserem „Alt Mayen“ wieder hier sind und die Besucher bewirten dürfen“, betont Martina Wingender-Barth, während sie und ihr Team vor Freude strahlen. Trotz aller Freude bereiten ihr die Energiekrise und die steigenden Kosten Sorgen. „Wir haben unsere Beleuchtung in LED, aber wir wissen noch gar nicht, was die Kilowattstunde hier auf dem Markt kostet.“ Dass die Standkosten in diesem Jahr etwas höher sein werden, erklärte Oberbürgermeister Dirk Meid. „Wir haben ein neues Sicherheitskonzept, das extra Kosten verursacht hat. Wir legen die Kosten komplett um. Die Erhöhung ist moderat“, so Meid. Beim verkaufsoffenen Sonntag platzte bei herrlichem Wetter die Innenstadt fast aus den Nähten.