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Mitteilungsblatt für Mayen und Mendig
Ausgabe 44/2023
Aktuelles
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Es war einfach sagenhaft musikalisch

Beeindruckende schottische Klänge von Joanne McIver und Christophe Saunière in der Mendiger Pfarrkirche St. Genovefa

MENDIG. (EB Es war in jeder Hinsicht ein außergewöhnlich sagenhaft musikalischer Abend mit Joanne McIver und Christophe Saunière in der Pfarrkirche St. Genovefa: Die schottische Flagge Schottlands bestehend aus einem weißen Andreaskreuz auf hellblauem Grund, eine der ältesten Flaggen der Welt, bedeckte den Altartisch des imposanten Gotteshauses.

Während im Hintergrund der neugotische Hochaltar mit seinen reichen vergoldeten Schnitzereien und Türmchen – dieser ist ein Hinweis auf das Himmlische Jerusalem – in stimmungsvolles Licht getaucht war.

Und genau vor dieser traumhaften Kulisse gaben die ursprünglich aus Schottland stammende Joanne McIver und ihr Mann Christophe Saunière, ein Weltklasse Harfinist, am Freitagabend ein beeindruckendes Konzert.

Das Schöne daran war unter anderem die fast als familiär zu bezeichnende Vertrautheit und Atmosphäre. Wohl die meisten der mehr als 100 Besucher kannten das hochkarätige Duo von Konzerten, die sie in den vergangenen Jahren auch gemeinsam mit Musikern der Bands „Awen“ und „Boan“ in Mendig, Thür und zuletzt im Sommer in der neuen Klostergaststätte in Maria Laach im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sagenhaft musikalisch“ und „Ars Vulcanica“ gegeben hatten.

Lieder zum Teil in schottisch-gälischer Sprache

Von allergrößter musikalischer Brillanz und Feinfühligkeit wurden auch dieses Mal fast ausschließlich Eigenkompositionen aus der Feder von Joanne McIver – sie hatte mit sechs Jahren begonnen Dudelsack und Flöte zu spielen – zum Teil in schottisch-gälischer Sprache zu Gehör gebracht. Ihre Inspirationen reflektierten zum Teil tragische Ereignisse ihrer Heimat und ihrer Familie und führten zu einem fesselnden Zusammenspiel von Klängen und Sprache.

Songs über hohe Wellen und den tobende Stürme

Nachdem das Duo seine Freude zum Ausdruck gebracht hatte, wieder in Mendig zu sein, eröffneten sie das Konzert mit den Songs „Caite Bheil“ und „Malcolm.“ Für Begeisterung beim Publikum sorgten beide ebenso mit dem Lied „Herring Fishers“. Vor seinem inneren Auge konnte das Publikum Bilder sehen, wie Fischer auf dem Meer bei Wind und Wetter frühmorgens Heringe angeln. Ihren Vorfahren, den Mac Donalds, denen 1692 auf grausame Art und Weise bei einem Massaker in den schottischen Highlands die Kehle durchgeschnitten wurde, hatte McIver das Lied „Coire Gabhail – The Lost Path“ gewidmet.

Andere Songtexte erzählten von den hohen Wellen und den tobenden Stürmen, die McIver von ihrem früheren Zuhause aus beobachteten konnte. Dass sie beim Stricken mit Vorliebe bunte Farben verwendet, verriet die gebürtig von der Isle of Arran stammende Künstlerin mit „Shrinking The Cloth“.

Auch das Publikum wurde mit einbezogen. Bei einem der Songs in gälischer Sprache sangen sie den Refrain: „Ho ro haradal, Hin ye haradal, Ho ro haradal und Hin ye handhan“, mit.

Die beiden Künstler spielen nicht nur ihre Musik, vielmehr leben sie die Musik, die man als Konzertbesucher so nicht alle Tage zu hören bekommt. Schauer jagten den zumeist älteren Zuhörern bei den kunstvollen Soli von Christophe Saunière über den Rücken.

Bekannt wurde der Harfinist mit seiner Begleitmusik unter anderem in den Bestseller-Filmen, Titanic, Star Wars und Alien. Gegen Ende des Konzertes setzte im hinteren Bereich der Kirche leises Gemurmel ein. Etwas Besonderes für Auge und Ohr kündigte sich an. McIver, die den Altarraum mit ihrer Smallpipe verlassen hatte, zog mit ihrer Highland-Bag-Pipe durch die Mitte des Gotteshaueses in Richtung Altarraum, während sie Amazing Grace (auf Deutsch: erstaunliche Gnade) interpretierte und für Gänsehaut-Momente sorgte.

Eine gewisse Aura, schien die Dudelsackspielerin insbesondere beim Spiel dieses geistlichen Liedes, das zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt zählt, zu umgeben. Herzlicher Applaus war den beiden nicht nur nach der Zugabe, sondern nach allen Musikstücken gewiss.